Epilog

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19 Jahre später

Endlich hatte Ophilie etwas Ruhe gefunden. Seit Jahren schon war sie mit der Planung des jährlichen Herbstfest beschäftigt gewesen. Ein Fest, dass ihr Bruder und sie vor neunzehn Jahren zum ersten Mal gefeiert hatten. Es sollte die Wiederauferstehung des Hofes sein. Ab diesen Tag wurde das Reich mit einer anderen Kraft geführt.

Eigentlich eine Arbeit die Ophilie Freude machte. Eigentlich. Denn sie wusste nur zu gut wie sehr das Volk des Hofes es liebten.

Doch in diesem Jahr war vieles anders geworden.

Müde schlug sie das Buch über die wichtigsten Regeln einer öffentlichen Feierlichkeit zu und stand von ihrem Stuhl auf.

Inzwischen war es Nacht geworden, und nur noch die magischen Lichter erhellten den Raum. Sie brauchte dringend ihr Bett und eine Mütze voll Schlaf.

Es waren nur noch zwei Tage bis zum Fest und sie würde ausgeruht sein müssen, wenn sie vor das Herbstvolk treten müsste.

Bei dem Gedanken an ihr Volk musste sie schmunzeln.

Wie sehr hatte ihr Vater ihr vor diesem Volk Angst gemacht? Dass man sie nie akzeptieren würde. Weder sie noch ihren Mann.

Doch es war alles anders gekommen.

Sicher war das Volk in wilder Aufruhe und Panik verfallen als sie von Berons Abgang gehört hatten und später noch einmal als man von seinem Tod erfahren hatten. Da war diese fremde Frau, die sich als Tochter des High Lords ausgab. Die Gefährten des berühmten Engel des Todes.

Doch schnell lernte das Volk, mit Hilfe von Eris, dass Ophilie hierher gehörte. Genauso wie ihr Mann.

Sie zog mit Azriel gemeinsam die ersten beiden Jahren durch das Land und unterhielten sich mit den Leuten und versuchte zu verstehen, was ihr Vater alles angerichtete hatte. Nur so konnten sie und Eris helfen - und sich das Vertrauen des Herbsthofesvolkes gewinnen.

Und es hatte geglückt. Sie akzeptieren die Göttin von Schnee und Eis, die ihre Kräfte nicht mehr fortan unterdrückte, sondern sie zum Teil ihrer selbst gemacht hatte.

Auch wenn sie Ophilies immer umherwirbelnde Schneeflocken mit Azriels Schatten verschmolzen. Sie gehörten inzwischen zusammen. Genau wie der Schattensänger und die Göttin.

Müde lief Ophilie durch die Flure des neugebauten Schlosses in Richtung ihres Schlafzimmers.

Schnell war ihr und Eris klar gewesen, dass ein gemeinsames Schloss nichts bringen würde. Zu sehr waren schlechte Erinnerungen an diesen Ort geprägt. Zumindest für Ophilie. Eris dagegen war im Palast des Herbsthofes aufgewachsen und mochte das Anwesen. Also gab es nur eine Möglichkeit. Eine neue Residenz musste für die Göttin und ihrem Ehemann und deren Familie her. Und auch wenn sie immer wieder betonte, dass sie ihr Schloss klein halten wollte, wurde es nur um wenigen Meter kleiner als die ehemalige Residenz ihres Bruders, der ebenfalls Veränderung seines Palastes vornahm.

Doch Ophilie musste schnell feststellen, dass die etlichen Gästezimmer ihres Schlosses sich gelohnt hatten. Sie waren immer gut gefüllt. Meist von ihren Freunden. Aber auch von den anderen High Lords, die die Göttin gerne besuchten.

Als Ophilie die Tür zum Schlafzimmer öffnete, blieb ihr das Gähnen im Halse stecken, als sie Azriel sah, der murrend sich einen Pullover überzog.

Alles deutete daraufhin, dass er eigentlich eine romantische Nacht mit Ophilie geplant hatte. Überall waren Kerzen aufgestellt. Um ihr gemeinsames Himmelbett schwebten magische Lichter herum und auf dem Boden lagen überall verteilte Rosenblätter.

„Was ist los?" fragte sie und lief auf ihren Mann zu, der nur mürrisch mit dem Kopf schüttelte. „Rhysand." brummte Azriel nur finster.

„Was hat er?" fragte Ophilie und setzte sich auf das Bett.

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt