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-Demetri-

Als Vampir sollte die Zeit für mich nicht bedeutend sein. Sie sollte für mich nicht spürbar sein und doch ist sie für mich so greifbar wie noch nie. Die Minuten ziehen an mir vorbei wie Stunden und die Stunden wie Tage. 

Mittlerweile ist wieder einige Zeit vergangen, doch wir sind nicht weitergekommen. Ich weiß nicht, wer mit mir zu spielen scheint, doch lässt die Wirkung langsam nach. Mit jedem Tag wird die Sehnsucht nach Emily größer. 

Es kribbelt mir in den Fingerspitzen, endlich zu ihr zu gehen. Zu Sophia habe ich kaum noch eine Verbindung. Zumindest von meiner Seite aus nicht. Ich weiß, was ich will. Ich will meine Frau. Meine richtige Frau. Gott, wie konnte ich ihr das alles antun? 

Ich habe ihr versprochen ihr niemals zu schaden, aber genau das habe ich getan. Ich habe ihr wehgetan und das werde ich mir niemals verzeihen. Ich bin überrascht, dass Caius mir den Kopf noch nicht abgerissen hat. 

Damit habe ich schon eine ganze Weile gerechnet. Stumm starre ich auf die Piazza unter mir und beobachte die Menschen. Es ist amüsant sie zu sehen. 

Sie scheinen so viel zu wissen und doch wissen sie so wenig. Oft habe ich mir vorgestellt wieder ein Mensch zu sein. Die Sonne auf meiner Haut zu spüren, menschliches Essen zu essen, die Gier nach Blut zu stoppen und immer mit dem Gedanken zu leben, dass das Leben nicht ewig ist. 

Als Vampir ist mir das alles nicht vergönnt, doch will ich mich nicht beschweren. So hätte ich sonst nie Emily kennengelernt. Ich wäre zu der Zeit des antiken Griechenlands gestorben - ob natürlich oder durch jemand anderen ist egal - und Emily würde ein normales Leben leben. 

Ich hätte Amun danken müssen. Ihm habe ich dieses Leben zu verdanken, auch, wenn es gerade aus dem Ruder läuft. Ein Pärchen setzt sich an den Brunnen und genießt die Sonne. Beide sehen unfassbar glücklich aus. Die Frau schmiegt sich an den Mann und der Mann nimmt sie liebevoll in den Arm. 

Es raubt mir fast den Atem. 

Wie kann ein so unbedeutender Anblick doch so viel in einem auslösen? Meine Güte, ich lebe schon so lange und erkenne komplett neue Seiten an mir. Ich nehme einen tiefen Atemzug und wende meinen Blick von dem Pärchen ab. Ich werde Emily zurückholen. Sie wird wieder mir gehören und wir werden wieder glücklich sein. Daran halte ich fest, koste es, was es wolle. 

"Hier bist du." 

Selbst als sie die Tür hinter sich schließt und neben mich stellt, drehe ich mich nicht um. Nicht einmal, als sie ihre Hand auf meine Schulter legt und sanft drückt. "Ich habe dich überall gesucht. Alles in Ordnung bei dir? Du siehst bedrückt aus." 

Sophias Fürsorge sollte mich zutiefst rühren. Ich sollte sie in meine Arme ziehen, sie küssen und lieben, bis wir beide umfallen, doch tue ich nichts dergleichen. Sie ist nicht diejenige, die diese Taten in mir hervorruft. So weich und sensibel werde ich nur bei einer Person. "Mir geht es gut.", murmele ich angebunden. 

"Du denkst schon wieder an sie oder? Gib es zu. Diese Frau vernebelt dir die Sinne, obwohl sie nicht einmal mehr hier ist." Sophia klingt angespannt. Ich weiß, dass sie Emily nicht leiden kann, deswegen sollte sie nie etwas davon mitbekommen. 

"Kannst du es mir verübeln? Wir sind immer noch verheiratet. Genau betrachtet könnte ich sie immer noch zurückholen." Entsetzt schnappt die Brünette nach Luft und hält sich die Hand an ihr Dekolleté. Ich spüre ihren brennenden Blick direkt auf mir, als wollte er mich schmelzen. 

"Bedeute ich dir denn gar nichts mehr, Liebling? Liebst du mich etwa nicht mehr?"

"Das, was wir haben, ist doch nicht echt! Irgendjemand spielt mit uns! Wir werden manipuliert und dazu gebracht ein Leben gemeinsam zu führen. Wir sind Marionetten in einem wirren Spiel." "Woher willst du das wissen, Demetri? Das weißt du doch gar nicht." "Ich weiß es sehr wohl. Sonst würde ich nicht ständig an meine Frau denken, die jetzt in Forks ist."

My Heartbreaker / ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt