Kim Hongjoong
Ein lautes Piepen hallte in den Ohren von Hongjoong wider und machte ihm das rationale Denken schwierig. In seiner rechten Hand hielt er seine Pistole, während vor ihm der leblose Körper eines ihm fremden Mannes lag. Das Blut floss aus der offenen Wunde und verdreckte den Boden noch mehr als er es eigentlich schon war. Hongjoong befand sich kurz in einer Schockstarre, bis er ganz intuitiv seine nächsten Handlungen begann. Schnell schob er seine Waffe zwischen seinen Gürtel, beugte sich vor und griff mit beiden Händen unter die Arme der Leiche. Mit seinem rechten Bein trat er die Tür des Appartements hinter sich leicht auf. Mühselig zog er die tote Person rückwärts in die leere Wohnung, um zumindest einen Beweis verschwinden zu lassen. Das Blut auf dem Boden hatte er schon ganz vergessen, genauso wie er überhaupt nicht hörte, wie Mingi die ganze Zeit seinen Namen sagte.
Mit einem leisen Schnaufen ließ Hongjoong die Leiche im Flur der Wohnung liegen und sah sich fieberhaft nach etwas um, von dem er nicht einmal wusste, was es war. Eher er sich versah, wurde er plötzlich an seinen Schultern herumgerissen und starrte erschrocken hinauf in die dunklen Augen von Mingi, welcher ihn besorgt und mitfühlend ansah.
„Hongjoong, sieh mich an.", ordnete der Jüngere an und schaffte es so seinen Freund ein wenig zu beruhigen. Er hatte nicht einmal bemerkt, wie ihm der Schweiß auf der Stirn ausgebrochen war. Wahrscheinlich war er auch noch kalkweiß im Gesicht geworden. Er hatte, laut seiner Ansicht, etwas ganz Böses getan. Er hatte einen gewöhnlichen Menschen umgebracht, dabei ließ er ganz außer Acht, dass eben dieser Mensch Mingi mit einer Waffe bedroht hatte und kurz davor war Hongjoong's große Liebe zu ermorden.
„Hongjoong, du hast nichts falsch gemacht.", sprach Mingi weiter auf den anderen ein, welcher seine Hände hob, um die Finger krampfhaft in die Unterarme seines Freundes zu krallen. Mingi nahm den Schmerz nicht wahr, ihm war es wichtiger, Hongjoong in diesem Moment Halt zu geben. Der Ältere machte sich schreckliche Vorwürfe. Alles prasselte in diesem Augenblick auf ihn ein. Kurz schloss er seine Augen, um dem Blick seines Freundes auszuweichen. Er hatte falsche Entscheidungen getroffen, die ihn nun einengten und das Atmen erschwerten.
Flashback
„Hongjoong? Darf ich dich um ein Versprechen bitten?", fragte San vorsichtig nach. Der Leader ahnte etwas Schlechtes und atmete tief ein. Was wollte San bloß von ihm?
„Was für ein Versprechen?"
Hongjoong rutschte unruhig auf der Kiste, auf welcher er saß. Irgendwie hatte er Angst davor, was für ein Versprechen San ihm aus dem Genick leiern wollte.
„Komme was wollte, dreh nicht um. Sollte ich es morgen nicht schaffen, dann fahr weiter. Es ist mir wichtig, dass ihr alle sicher nach Incheon kommt. Dort liegt die Hoffnung.", sagte San direkt und sah Hongjoong ernst in die Augen. Dieser Mut ließ keinen Widerspruch zu. Hongjoong holte tief Luft. Im Augenwinkel konnte er dieses bösartige Gebäude von Park BioTech Corp. erkennen, welches wie ein dunkler Schatten über ihnen thronte.
„Du verlangst von mir SO ETWAS?! Wooyoung wird mich hassen und die anderen werden meine Entscheidungen in Frage stellen."
„Bitte, Hongjoong. Ich weiß, was ich tue und im Gegenzug werde ich dir versprechen, dass ich euch in jedem Fall wiederfinden werde, sollten wir getrennt werden. Ihr seid meine Freunde und eure Sicherheit ist mir das Wichtigste im Moment. Bitte."
Ergeben seufzte Hongjoong. Er hätte doch sowieso keine Chance gegen die Sturheit und den Willen von San.
„Na gut, aber wehe du beeilst dich nicht.", stimmte der Leader zu und knuffte San leicht gegen die Schulter, was diesen leicht zum Lachen brachte.
„Ich halte immer mein Wort. Halt dich an die anderen und an Mingi. Sie geben dir noch mehr Kraft, um hier alles durchzustehen. Du bist nicht allein."
Flashback Ende
„Du bist nicht allein, Hongjoong.", ertönte Mingi's ernste Stimme und ließ Hongjoong seinen Kopf hochschnellen. Seine Augen öffneten sich und blickten seinem Freund erneut entgegen.
„Taeyang und du hatten recht. Wenn wir das hier alles überstehen wollen, kommen wir nicht drumherum, die Feinde zu bekämpfen und dabei kann und wird so etwas passieren.", sprach der Jüngere weiter und deutete mit einem Nicken auf die Leiche neben ihnen, „Wenn man uns etwas Böses will, müssen wir uns verteidigen. Ich will nicht damit sagen, dass es moralisch in Ordnung ist, aber das hier ist eine Situation, welcher man im normalen Leben so gut wie nie ausgesetzt ist."
„Ich- Ich weiß nicht... Mingi, das ist doch nicht richtig. Ich fälle nur falsche Entscheidungen.", begann Hongjoong leise und wirkte in diesem Moment unglaublich erschöpft, „Was ist, wenn es von Anfang an eine schlechte Idee war, hierherzukommen?"
„San war aber auch dafür, dass wir hierherkommen.", entgegnete Mingi und brachte Hongjoong dazu verblüfft seine Augen zu weiten. Fragend starrte er seinen Freund an, welcher ergeben seufzte.
„Ich hab euch auf dem Dach gehört.", gestand der Größere ertappt, „Niemand hasst dich für deine Entscheidungen. Wooyoung und Yeosang waren am Anfang zwar wütend auf dich, aber ich konnte es nicht mitansehen und habe es ihnen erzählt. Du hast nie etwas falsch gemacht. Es ist immer schwierig als Leader. Man muss gefühlt allein alle Lasten auf seinen Schultern tragen und bekommt alle Konsequenzen ab. Deshalb müssen wir dich auch stützen, wenn du an dir zweifelst."
Hongjoong's Mund stand sprachlos offen. Mingi's Worte gaben ihm so viel mit und wärmten ihn von innen. Seit sie hier im Dystopia waren, kreisten Hongjoong die Gedanken wild durch den Kopf. Er war ständig auf Patrouille oder hatte irgendwelche Treffen mit Chan, um Pläne zu machen. Mingi blieb irgendwie auf der Strecke und doch stand dieser immer hinter ihm. Hongjoong's Blick bohrte sich in die sanften Augen seines Freundes. Vorsichtig löste der Kleinere seine verkrampften Finger von den Unterarmen und ließ seine Hände in den Nacken des Größeren wandern. Hongjoong stellte sich auf seine Zehenspitzen, während er Mingi etwas zu sich herunterzog. Stirn an Stirn lehnte sie sich an und blickten sich liebevoll entgegen.
„Danke.", hauchte Hongjoong und wollte sich vorbeugen, um ihre Lippen zu einem Kuss zu vereinen, als plötzlich ein Zischen ertönte und Wasser auf sie herabprasselte. So ein Angsthase wie Mingi war, quietschte dieser tatsächlich unmännlich auf und starrte an die Decke. Die Sprinkleranlage war angegangen.
„Na endlich... Ich hab mich schon gefragt, wann die anderen auf die Idee kommen.", gab Hongjoong zu. Überrascht sah Mingi zu dem Älteren und fragte: „Du hast das erwartet?"
„Ich hab zumindest gehofft, dass jemand die Sprinkleranlage auslöst. Selber wollte ich den Vorschlag nun doch nicht machen."
„Das heißt, wir müssen Richtung Erdgeschoss und den anderen helfen."
Bestätigend nickte Hongjoong und sah zu, wie Mingi bereits seine Pistole hervorholte. Doch eines konnte und wollte Hongjoong sich dann in diesem Moment nicht nehmen lassen und zog Mingi kurzerhand an dessen Kragen zu sich. So schnell konnte der Größere gar nicht reagieren, als Hongjoong seine Lippen nun endlich auf dessen platzierte. Hongjoong hatte dieses Gefühl schon vermisst. Der sanfte Kuss hielt nur für wenige Sekunden, doch er erreichte, um beiden mehr Elan und Mut zugeben. Vergessen waren Hongjoong's Zweifel, als dieser den Kuss löste und Mingi ernst zunickte.
„Los geht's!"
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Contagious Pt. 2: Afterlife
FanfictionNach dem Opfer, welches San für seine Freunde gebracht hatte, war dieser praktisch vom Erdboden verschluckt und niemand konnte ihn ausfindig machen. Wooyoung schwor sich, seinen Freund irgendwie wiederzufinden. Doch die Freunde haben bald mit noch m...