Martha Pov
Genüsslich steckte ich mir noch einen Löffel des Schokoladeneises in den Mund, als ich bemerkte wie Harry mich abscannte und mit seinem Blick schließlich an meinen Füßen hingen blieb.
„Weißt du" ,begann er, „Ich habe noch nie begriffen warum ihr Frauen euch freiwillig in diesen hohen Schuhen quält. Klar, sie passen gut zum Outfit und lassen euch größer wirken, aber das scheinen mir keine wirklich guten Gründe zu sein."
Ich schmunzelte. Darüber hatte nie so genau nachgedacht. Das war bestimmt so ein Gesellschaftsding. Ich tat es, weil alle es taten. Andererseits hatte ich auch nicht das Rauchen angefangen, weil andere es taten. Ich beschloss mit einer Gegenfrage zu antworten. Mit der Hand deutete ich auf seinen Unterarm, wo ein Anker zu sehen war. Als wir das Haus betraten, hatte er seine Jacke in die Garderobe gehängt und die Ärmel seines schwarzen Hemdes waren nun hochgekrempelt.
„Und ich habe noch nie verstanden, warum sich Leute freiwillig mit einer Nadel in die Haut stechen lassen, nur damit die Tattoos im Alter bis zur Unkenntlichkeit verschrumpeln." Sicherlich konnte man sich damit selbst ausdrücken, aber das kann ich auch mit dem wie ich mich verhalte und was ich trage."
„Touche" brachte Harry lachend hervor.
Nun, wo wir über meine Füße gesprochen hatten, bemerkte ich erst wie weh sie taten. Daher schlüpfte ich aus einen von ihnen heraus und ließ den anderen auf meiner Fußspitze baumeln. Ich stütze mein Kinn auf meinen Händen ab und beugte mich leicht zu Harry hinüber.
In sein Gesicht blickend fragte ich ihn, „Hättest du geahnt, dass der heutige Abend so enden würde? Ich komme mir vor, wie in so einem kitschigen Kinofilm."
Harry Augen blitzen auf und dann wurde mir klar, dass ich den Abend gerade indirekt als „romantisch" beschrieben hatte. Heute zog mein Unterbewusstsein wirklich alle Register. Innerlich verdrehte ich über mich selbst die Augen. Ich könnte mich ihm auch gleich offenbaren, dass er der heißeste Typ war, den ich je gesehen hatte und dass er mit seiner Art etwas in mir auslöste, was ich so noch nie zu vor erfahren hatte und mich selbst damit zum Vollhorst ernennen. Falls er bis jetzt noch nicht mitbekommen hatte, dass ich nicht mehr alle Latten am Zaun hatte, dann spätestens jetzt.
„Nur um das klarzustellen: Manchmal sage ich Dinge aus dem Bauch heraus und die meiste Zeit habe ich das auch gut unter Kontrolle, aber du hast etwas an dir, was mich dazu bringt alles direkt aus zu plappern. Was ich damit sagen will ist, ich bin keine verrückte Person oder so. Ich bin einfach merkwürdig. Ich mag merkwürdig." Was zum heiligen Huhn sabbelte ich hier eigentlich?! War ich von allen guten Geistern verlassen? Harry schien nicht sicher was er darauf antworten sollte. Das war ja mal wieder typisch. Da traf ich einmal auf einen Menschen, der gehörigen Eindruck auf mich machte und ich hatte nichts besseres zu tun als mit meinem Charakter direkt mit der Tür ins Haus zu fallen. Kein Wunder, dass ich mit Kindern besser klar kam als mit dem Rest der Menschheit. Noch vor ein paar Stunden hatte ich mir geschworen ab sofort zu sein wie ich war und auf die Meinung anderer kein Deut mehr zu geben, das schickte mir das Leben einen Menschen, um mich eines Besseren zu belehren. Wie kann ich „Ich" sein, ohne einsam zu sterben? Anscheinend lag noch ein weiter Weg vor mir.
Ich atmete noch einmal durch, unterdrückte meine Unsicherheit und probierte dann erneut mich zu erklären. „Ich versuchs nochmal in sinnvoll, okay?" Harry musterte mich und bevor er beschließen konnte darauf zu antworten sprach ich weiter. „Der heutige Abend ist für mich die reinste Gefühlsachterbahn. Ich habe heute mehr Dinge über mich selbst gelernt als je zuvor. Und ich glaube einige Erkenntnisse muss ich erst selbst noch verarbeiten. Ich möchte mich nicht mehr verstellen müssen, um in die Gesellschaft zu passen und deren starren Vorstellungen von dem wie ich sein sollte, folgen, nur um anderen zu gefallen. Ich will mir selbst die beste Freundin sein, die man haben kann. Ich will mich selber mögen wie ich bin. Ich möchte aber auch nicht wie eine verrückte auf dich wirken. Ich bin noch auf der Suche nach der richtigen Brücke zwischen diesen beiden Ufern." Ich atmete aus.
Mein Herz pochte laut in meiner Brust und ich versuchte nach diesem Geständnis nicht Rot zu werden, während ich gleichzeitig das befreiende Gefühl, das sich in mir breitmachte, genoss. Was hatte ich denn schon zu befürchten? Im schlimmsten Fall würde ich einfach hier heraus spazieren und die Erde würde sich weiterdrehen. Der Gedanke, dass ich Harry nach heute vielleicht nicht noch einmal treffen würde, zwickte mich zwar, aber das lag nun nicht mehr in meiner Macht. Ich hatte mich vor ihm ziemlich nackig gemacht und nun musste er entscheiden wie er das, was ich preisgab, bewertete. Ohne es zu planen hatte ich aus meiner Sicht alles auf eine Karte gesetzt und diese Erfahrung würde mich in jedem Fall bereichern. Vielleicht nicht sofort, aber ich würde stolz auf mich sein.
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As it was
FanfictionBegleite Martha und Harry auf eine Reise der Selbstfindung, Akzeptanz und der Liebe. Martha arbeitet als "Nanny" der kleinen Matilda und möchte endlich lernen sich selbst zu lieben. Harry befindet sich an einem Scheidepunkt seines Lebens und für...