Oblivion

Kapitel 3

KAPITEL 3

So kam es also, dass Draco um Punkt sechs Uhr an diesem Abend vor der Buchhandlung stand, die Granger ihm genannt hatte. Er war, nachdem er sich von Blaise verabschiedet hatte, kurz im Hotel vorbei gegangen, um sich umzuziehen und gerade im Moment bereute er, dass er nie mit dem Rauchen angefangen hatte, denn sonst hätte er sich die Wartezeit wenigstens auf unsinnvolle und ungesunde Art und Weise vertreiben können. Da dies aber nicht der Fall war, stand er einfach nur vor der Filiale von Waterstones herum und kam sich vor wie ein Idiot. Warum noch gleich hatte er nicht auf Potter gehört und Granger einfach versetzt? Ja genau, weil er zu neugierig war. Und weil er Blut geleckt hatte, denn er hatte definitiv nicht vergessen, wie sinnvoll er sich noch vor zwei Tagen die Zeit mit ihr vertreiben hatte können.

All zu lange musste er jedoch nicht vor den Türen der Buchhandlung stehen, den bereits nach wenigen Minuten kam sie durch die offene, gläserne Eingangstüre gestöckelt und schenkte ihm, als sie ihn erblickte, ein zugegebenermaßen unwiderstehliches Lächeln. Draco schluckte und für den Bruchteil einer Sekunde bereute er seine Entscheidung. Was, wenn Blaise gar nicht so sehr daneben lag mit seinen Befürchtungen und er sich hier in etwas verrannte, was ihn am Ende Kopf und Kragen kosten würde? Nein, das würde er auf keinen Fall zulassen. Er beschloss noch in der selben Sekunde, dass er, egal wie dieser Abend heute auch ausgehen mochte, Granger danach nie wieder sehen würde. Denn auch, wenn er definitiv keine Granger-Phase gehabt hatte in der fünften, was er sich zumindest standhaft einzureden versuchte, konnte er unmöglich abstreiten, dass sie aktuell sein Interesse geweckt hatte. Selbst wenn es nicht wirklich Granger war, mit der er ausging oder sie sich zumindest nicht wie Hermine Granger verhielt, so war sie es dennoch und auch wenn es irgendwie recht schräg war, so hatte er sich selbst bereits beim Gedanken erwischt, dass er bedauerte, dass sie sich nicht an ihn erinnern konnte.

„Du bist tatsächlich gekommen!" Ihre eindeutig belustigten Worte rissen ihn aus seinem Nachdenken und er lenkte nun seine ganze Aufmerksamkeit auf sie und verbannte die verwirrenden Gedanken in die hinterste Ecke seines Kopfes. Damit konnte er sich immer noch an einem anderen Zeitpunkt beschäftigen.

„Natürlich. Hattest du etwa Zweifel?", erwiderte er, während er ihr, ganz der Gentleman der er sein konnte wenn er wollte, seinen Arm anbot. Sie zögerte keine Sekunde und hakte sich bei ihm unter.

„Nun ja, irgendwie schon, wenn ich ehrlich bin. Du schienst mir nicht besonders angetan von der Idee eines Dates", meinte sie daraufhin schulterzuckend, während sie sich nun in Bewegung setzten und in Richtung Covent Garden aufbrachen. Zumindest meinte er die Gegend zu kennen, in der sie sich hier befanden. Draco räusperte sich, ehe er ihr antwortete.

„Ich hatte einen wirklich anstrengenden Vormittag, das lag nicht an dir, keine Sorge."

„Und der Nachmittag war besser?", wollte sie nun grinsend wissen und lotste ihn zeitgleich in die nächste Seitenstraße. Sie hatten noch nicht darüber gesprochen, wohin sie gehen wollten, doch sie führte ihn so zielstrebig, dass Draco davon absah sie zu fragen, sondern sich einfach überraschen lassen wollte.

„Sagen wir es so, der Nachmittag war überaus aufschlussreich. Ich habe mich mit einem alten Bekannten getroffen, den ich jahrelang nicht mehr gesehen habe", meinte er und Granger schenkte ihm einen neugierigen Blick von der Seite, doch er ging nicht wirklich darauf ein, sondern wechselte das Thema. „Und du Jean, wie lange arbeitest du schon bei Waterstones?" Ihre Augen fingen daraufhin an zu funkeln und sie erwiderte mit einem Lächeln:

„Etwas mehr als fünf Jahre. Ich hab eigentlich direkt nach meinem Abschluss begonnen. Ursprünglich hatte ich einmal vor, direkt mit einem Studium anzufangen, aber ich konnte mich nicht festlegen, da es so viele interessante Bereiche gibt. Vorletztes Jahr habe ich aber endlich angefangen und bin nun dabei Rechtswissenschaften zu studieren. Es dauert noch eine ganze Weile, bis ich damit fertig bin. Und seitdem arbeite ich nur noch nebenher oder eben jetzt während der Trimesterferien bei Waterstones."