45. Kapitel - Als der Sturm kam

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"Was...", murmelte ich und stand auf. Minho, Liv und Newt neben mir wurden ebenfalls aufmerksam, doch meine Aufmerksamkeit galt nicht ihnen.
Mein Blick richteten sich gen Himmel, der sich bereits in einen düsteren Grauton gehüllt war. Mein Herzschlag verlangsamte sich schlagartig, als ich in der Ferne ein entsetzliches Dröhnen vernahm. Mein Verstand konnte zunächst nicht fassen, was sich vor meinen Augen abspielte, als ich das unheilvolle Rauschen eines sich nähernden Unheils vernahm. Zwei grelle Lichter in der Dämmerung bewegten sich in unsere Richtung. Mein Inneres erstarrte zu Eis. Unwillkürlich starrte ich den herannahenden Lichtpunkten entgegen und eine beunruhigende Erkenntnis durchzog mich.

Das können nur Helikopter sein...

Die Zeit schien stillzustehen, und doch rannten die Sekunden rasend schnell davon. Mit einem brennenden Druck in meiner Brust sah ich zu, wie die beiden Lichter unaufhaltsam näherkamen. Ich wusste, dass ich jetzt handeln müsste, und zwar sofort!
Keine normalen Helikopter würden sich dem Rechten Arm nähern, und das konnte nur eines bedeuten; ein Angriff...
"Was passiert hier?", fragte Liv, ihre Stimme zitternd vor Unsicherheit. Doch bevor ich antworten konnte, erfuhr sie es selbst. Mit einem ohrenbetäubenden Donnern stürzten plötzlich Raketen aus dem Nachthimmel auf uns nieder. Die ersten Explosionen zerfetzten die Stille und ließen meine Trommelfelle schmerzhaft aufheulen. Instinktiv pressten wir alle unsere Hände an die Ohren, warfen uns zu Boden, während Panik sich durchs Lager des Rechten Arms ausbreitete.
Schnell rappelte ich mich jedoch auf, starrte ins Lager. Die orangen Flammen ergriffen gnadenlos Besitz von der trockenen Steppe und des Camps. Überall gingen Zelte, Autos und Sonnentücher in Flammen auf. Das Knistern des Feuers vermischte sich mit den Schreien der Menschen. Es war unübersehbar, dass wir angegriffen wurden, und die Realisierung traf mich wie ein eiskalter Stich ins Herz. Während ich die erste Rakete beobachtete, die das Lager in einen infernalen Feuerstrom verwandelte, schien die Zeit für einen schrecklichen Moment stillzustehen. Mein Herzschlag verlangsamte sich weiter, als mir bewusst wurde, dass Wicked uns gefunden hatte. Etwas, das sie noch nie geschafft hatte.
"Wir werden angegriffen!", schrie ich als Antwort und auch die anderen waren bei uns. Pfanne und Emilia, wobei Zweitere verschreckt war, waren zu uns gekommen. Geschockt blickten sie nach unten ins Lager, während ich nachdachte, was ich tun sollte. Logisch wäre es, die anderen in Sicherheit zu bringen, doch ich entschied mich anders.
"Wo willst du hin?", fragte Minho panisch, da ich mich in Bewegung setzte, und zwar Richtung Angriff.
"Wir müssen uns wehren! Das kann nur Wicked sein!"
Nach diesen Worten stolperte ich den Hang hinab. Im Himmel kreisten die Helikopter und Scheinwerfer blendeten mich. Teile des Lagers standen in Flammen und alle suchten nach Waffen. Rauch stieg in den Himmel, überall war Gebrüll zu hören und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Hektisch sah ich mich um, suchte meinen Vater.

Das kann gerade nicht passieren...
Doch, das tut es, antwortete die Stimme in meinem Kopf, während ich mich vorwärts bewegte, von der Hitze der Flammen eingenommen wurde.

"Rosaly!", hörte ich meinen Namen und sah mich um.
Von den Helikoptern aus seilten sich die ersten Angreifer ab, und es war klar, dass wir inmitten eines Kampfes gelandet waren. Es konnte sich nur um Wicked handeln, und die Wut von dieser grässlichen Organisation war auf uns gerichtet. Die Umgebung wurde von einschlagenden Geschossen zerfetzt. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, als ich die vertraute Stimme lokalisierte. Mein Vater stand auf einer Ladefläche eines Trucks, vor ihm ein schweres Maschinengewehr vorbereitend, das tödliche Salven abfeuern würde.
In windeseile erreichte ich meinen Vater, während um uns herum Projektile durch die Luft zischten. Das Zelt neben mir wurde von den Flammen verschlungen, und dann entdeckte ich Sara, die mit bemerkenswerter Entschlossenheit Munition und Gewehre herbeitrug. Die beiden neuen Mädchen und Aris waren bereits ebenfalls in die Verteidigung eingebunden.
"Ich bin froh, dich unverletzt zu sehen", sagte mein Dad, und ich bemerkte, dass die anderen mir gefolgt waren, als sie zu uns stießen.
"Was zur Hölle passiert hier?", fragte Liv mit ihrer gewöhnten Schärfe, doch Minho zog sie hinter den Truck, während Schüsse über ihnen hinwegflogen. In diesem Moment zielte Sara blitzschnell mit ihrer Waffe und streckte zwei Angreifer nieder. Patronenhülsen prasselten neben ihrer Waffe auf den sandigen Boden, und in der Dunkelheit schien ihre Kappe fehl am Platz. Das orangefarbene Licht des Feuers von links tauchte ihre linke Gesichtshälfte in eine gespenstische Helligkeit, als sie die Angreifer zielsicher ausschaltete.
"Wicked passiert gerade!", antwortete sie auf Livs Frage, "Jemand hat uns verraten. Sie hätten uns nie finden dürfen."
"Wir brauchen Munition!", rief mein Vater, und Harriet begann, die Kisten mit Nachschub zu entladen.
"Könnt ihr schießen?", fragte Sara, und ohne auf eine Antwort zu warten, warf sie uns allen Waffen zu. Pfanne fing eine Pistole auf, während Minho und Newt Gewehre bekamen. Liv bekam aufgrund ihrer verletzten Schulter ebenfalls eine Pistole, und Emilia und mir wurden Gewehre zugeworfen. Meine Finger schlossen sich um die Waffe. Ein vertrautes Gewicht.
"Dich muss ich ja nicht fragen", sagte Sara zu mir, bevor sie jeden von uns ansah, "Gebt einander Rückendeckung! Einfach auf den Abzug drücken, ihr schafft das schon!"
Nach diesen Worten schoss sie auf den nächsten Feind und auch Minho begann, mit seiner Waffe zu schießen, wenn auch mehr unbeholfen als recht, doch es erfüllte seinen Nutzen.

Die Ewigkeit einer verdammten Reise | Newt Ff / Teil 2 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt