"Willst du mich eigentlich verarschen?", frage ich ihn wütend. "Oder weißt du wirklich nicht, was mein Problem ist?"
Naels Augen weiten sich beinahe erschrocken bei dem ungewöhnlichen Ton, den ich anschlage.
"Gestern bin ich bei dir, du redest von unserer Zukunft und bekniest mich, dir eine Chance zu geben und heute flirtest du vor meinen Augen mit Selma?"
Nael fällt alles aus dem Gesicht. Der schöne Junge mit den großen, braunen Augen und dem frisch gestutzten Undercut hat sich offensichtlich nach der Schule umgezogen und trägt nun eine schwarze Basketballshorts mit einem passenden Trikot der Chicago Bulls.
"Ich soll bitte was getan haben? Mit Selma geflirtet? Spinnst du, Shalia?", protestiert er und richtet sich auf dem schwarzen Ledersofa auf.
"Selma ist deine Freundin, deshalb war ich nett zu ihr, mehr nicht. Kaum zu glauben, dass du mir das jetzt so scheiße auslegst", schimpft er voller Empörung und schüttelt verständnislos den Kopf.
"Sie ist nicht mal meine Freundin, aber schon gar nicht deine."
"Ne, ich will sie auch gar nicht zur Freundin. Ich will nur dich."
Im Bruchteil einer Sekunde verraucht ein großer Teil meiner Wut durch Naels Worte und weicht dem wohlig warmen Gefühl in meinem Bauch.
"Deshalb hast du auch deine Mütze für sie abgenommen und mit ihr über deine Frisur diskutiert und wie süß du mit den längeren Haaren aussiehst, richtig zum durchwuscheln", äffe ich Selma aufgebracht nach.
"Das hat sie doch gesagt und nicht ich. Ich habe ihr einfach nur freundlich geantwortet. Für ihre Anmache kann ich nichts, wichtig ist doch nur, dass ich nicht darauf eingehe."
"Bist du aber", gebe ich trotzig zurück.
"Bin ich überhaupt nicht", hält Nael entschlossen dagegen. Sein markanter Kiefer verhärtet sich und seine honigbraunen Augen funkeln wütend. "Das ist nicht fair, was du mir da unterstellst. Warum bist du so eifersüchtig? Ich habe dir gestern mein Herz vor die Füße gelegt, ich verrate meinen besten Freund wegen dir, weil ich dich so sehr will und dann gehst du bei so einer Kleinigkeit an die Decke? Wovor hast du Angst, Shalia?"
Ich schlucke hart. "Davor, mich richtig doll in dich zu verlieben und dann von dir verletzt zu werden", antworte ich schneller, als ich denken kann und beiße mir sofort auf die Zunge.
Naels Gesicht wird weicher und er rutscht ein wenig zu mir auf. "Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich nie verletzen werde, selbst dann nicht, wenn ich mein Bestes gebe, aber ich werde dein Vertrauen in mich bestimmt nicht so leichtfertig für ein anderes Mädchen aufs Spiel setzen."
Zaghaft greift er nach meiner Hand und umschließt sie liebevoll mit seinen langen, schlanken Fingern.
Erneut kribbelt meine Haut unter seiner Berührung und ich staune, welch magische Wirkung er plötzlich auf mich hat, nachdem ich all die Jahre schon so eng mit ihm befreundet war.
Von heute auf morgen hat Nael meine ganze Welt auf den Kopf gestellt und vielleicht war das ein bisschen viel für mich.
"Es hat mich verletzt, dich mit ihr lachen zu sehen, dabei kenne ich mich so gar nicht", gebe ich zu und sehe beschämt zu Boden.
"Ich wollte nur höflich sein, Habibti", beteuert er, legt den Kopf schief und streichelt mit seinem Daumen sanft über meinen Handrücken.
Habibti. Meine Geliebte.
Ein warmer Schauer läuft mir den Rücken herunter.
"Das hat Yara auch gesagt", stimme ich ihm zähneknirschend zu.
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Süß wie Baklava
Ficção AdolescenteNael und Shalia kennen sich seit dem Kindergarten, denn genauso lange ist Nael schon der beste Freund ihres älteren Bruders Zayn. Deshalb treffen die beiden sich auch heimlich, als ihnen klar wird, dass sie mehr füreinander empfinden als Freundschaf...