Kais POV
TW: addiction, drug withdrawal
Draußen braute sich ein Sturm zusammen, dachte Kai. Es gab verschiedene Zeichen, die darauf hindeuteten. Es war den Tag über windiger geworden. Die Sonne die am Morgen noch golden geschienen hatte und ihm somit etwas Hoffnung gegeben hatte, war mittlerweile verschwunden. Es war jetzt dunkel. Aber das waren nicht die einzigen Anzeichen, die Kais Vermutungen verstärkten. Es war wie mit Tieren. Wenn das Wetter umschwang reagierten auch die Menschen darauf. Kai kannte diese Anspannung und die Unruhe von seinen Eseln, die sich bei jedem Gewitter schutzsuchend aneinander drängten oder unruhig auf und ab liefen. Bei Menschen war es genauso. Er hatte die Blicke der Ärzte, der Trainer und von Marco noch genau im Kopf. Sie alle hatten unruhig gewirkt, als sie ihn am heutigen Nachmittag unabhängig voneinander angesprochen haben. Die Ärzte waren misstrauisch gewesen. Der Arzt, der für Julian zuständig war, hatte zwar nichts direkt gesagt, aber Kai hatte erkannt, dass er vermutete, dass Julian nicht die Wahrheit sagte. Er selbst vermutete das auch. Die Trainer schienen ratlos, nervös. Sie standen unter Druck den Medien irgendetwas zu berichten. Das konnten sie aber ohne genauere Informationen nicht. Sie schienen ebenso wie Kai nicht zu wissen was sie tun sollten. Marco war ebenfalls besorgt gewesen, allerdings schien er mehr zu wissen als alle anderen. Als er heute im Krankenhaus eingetroffen war, war er direkt zu Kai gegangen und hatte ihn, statt sich mit einer emotionalen Umarmung aufzuhalten, nur beiseite gezogen. Die dunklen Schatten unter seinen Augen verrieten Kai, dass er wahrscheinlich ebenso wenig Schlaf bekommen hatte, wie er selbst. "Jule verheimlicht was" hatte er gesagt. Kai hatte wissend genickt doch Marco schien das ganze nicht als Frage gemeint zu haben. "Ich habe darüber nachgedacht, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen" er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht, bevor er mit gedämpfter Stimme weiter sprach. "Ich war mir zuerst nicht sicher, aber ich glaube ich hab gesehen, wie Jule vor dem Spiel etwas aus seiner Tasche geholt hat. Ich glaube es waren Tabletten." Er hatte Kai daraufhin besorgt angesehen. Dieser hatte zuerst nicht verstanden worauf Marco hinaus wollte. "Vielleicht waren es irgendwelche Vitamine ist doch nicht schlimm." Doch Marco hatte nur den Kopf geschüttelt. "Dachte ich auch zuerst aber ich habe nachgesehen in seiner Akte, da steht nichts drin und eigentlich müsste eine Vitamineinnahme empfohlen oder zumindest protokolliert werden. Aber das passt alles zusammen, er war in letzter Zeit nicht mehr er selbst, hat sich komplett isoliert und seine Werte haben sich verschlechtert. Kai, du musst mit ihm reden. Was immer da los ist, es geht ihm nicht gut und du bist der einzige, dem er sich anvertrauen würde."
Der besorgte Blick in Marcos Augen und seine Worte hatten sich in Kais Gehirn gebrannt "Du bist der einzige, dem er sich anvertrauen würde..." war das so? Würde Julian sich ihm anvertrauen? Kai war sich da nicht so sicher. Fast zwei Monate hatten sie keinen Kontakt mehr gehabt. Er war sich sicher gewesen, Julian wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er war verzweifelt gewesen, viel verzweifelter als er es jemals zugeben würde. So verzweifelt, dass er Entscheidungen getroffen hatte, die er mittlerweile bereute...Doch als sie sich vor dem Spiel gesehen haben, waren Kai Zweifel gekommen. Julian hatte nicht gut ausgehen. Er hatte so verloren und hilflos gewirkt. Kai erinnerte sich daran wie er in seine Arme gefallen war. Wie er seinen Kopf an seiner Schulter vergraben hatte, wie er es immer tat, wenn er Schutz suchte. Kai erinnerte sich, dass er, als er seine Hände an Julians Taille gelegt hatte, festgestellt hatte, dass diese viel schmaler geworden war. Also ja vielleicht hatte Marco Recht. Wahrscheinlich hatte Marco Recht. Und wenn er Recht hatte, konnte Kai nur beten, dass Julian sich ihm anvertrauen würde.
Wenn ein Sturm aufzog, drängten sich seine Esel immer aneinander. Sie hatten weniger Angst wenn sie zusammen waren. Das war ein bisschen so wie mit Julian und ihm. Nach ihrem Gespräch, hatte Julian Kai so nah an sich heran gezogen, als würde er ertrinken. Und Kai war da gewesen. Er hatte ihn festgehalten und würde ihn niemals loslassen. Er wusste, dass Julian ihm nicht alles gesagt hatte. Das war okay. Er wollte den Älteren auf gar keinen Fall zwingen. Erst genug Vertrauen gewinnen. So wie mit seinen Eseln. Und obwohl Julian Kai nicht alles gesagt hatte, hatte Kai Julian alles gesagt. Dieser wusste es zwar nicht, aber Kai war bei seiner Ansprache ehrlich gewesen, zum ersten Mal in einer sehr langen Zeit.
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I just wanna feel again ~ Bravertz
Fanficfüh·len /fǘhlen/ schwaches Verb mit dem Tastsinn, den Nerven wahrnehmen; körperlich spüren "einen Schmerz, die Wärme der Sonne fühlen" Tastend prüfen, feststellen "[jemandem] den Puls fühlen" seelisch empfinden "etwas instinktiv fühlen" Tastend nac...