Kapitel 18

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pov Tobias

Nachdem ich zugestimmt hatte über Nacht hier zu bleiben, trug mich Michael zurück in die Blockhütte. Diese hatte vier Räume: Küche, Bad, Wohnzimmer, Schlafzimmer. Dieses hatte ein recht großes Bett. Die Betonung lag auf EIN Bett, was bedeutete, dass wir beide hier drinnen schlafen werden würden. Er legte mich in diesem ab. Vor Schreck musste ich erst mal nach Luftschnappen, da die Bettwäsche eiskalt war.

"Sorry, es war lange niemand mehr hier. Ich hole dir noch mehr Decken, da das Anheizen des Ofens für eine Nacht nicht lohnenswert ist.", brummte er und drehte sich auch schon weg. Währenddessen wühlte ich mich in die zwei Decken ein und schlang diese um mich herum, da es arschkalt war.
Es hatte mich wirklich überrascht, dass mich Michael vorhin nicht von sich gestoßen hatte, nachdem er wach wurde. Anscheinend sorgte er sich wenigstens etwas um mich bzw. bedeutete ich ihm noch so viel, dass er mich in meinem derzeitigen Gemütszustand nicht alleine ließ sondern bei mir blieb. Es tat gut zu wissen, dass zumindest einer mir beistehen wollte. Die letzten Jahre waren einsam obwohl ich nie alleine war.
Ständig neue Aufpasser und zahlreiche Bettgeschichten, gute und schlechte, doch bei keinem habe ich mich so geborgen gefühlt wie in den Armen dieses einen Mannes. Obwohl, doch es gab eine Zeit in der ich mich auch schon mal so gefühlt hatte. Als ich noch klein war und mein Dad noch ein einfacher Gefolgsmann war und nicht der Alpha des Rudels und Chef der Firma. Damals hat er mir als Kind immer eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen, mir bei den Hausaufgaben geholfen oder einfach Zeit mit mir verbracht. Doch als der alte Alpha einen Nachfolger suchte, fiel zu meinem Leid seine Wahl auf meinen Vater. Dieser ging in seiner neuen Rolle voll auf. Immer weniger hatte er für mich Zeit und Bodyguards wurden Teil meines Lebens. Am schlimmsten wurde es aber, als er anfing mit den verschiedensten Frauen anzubandeln. Es ist für ein Kind von zehn Jahren prägend mitten in der Nacht durch das Lustvolle Geschrei einer Frau aufzuwachen. Durch die Neugier getrieben, wollte ich natürlich wissen was los war und endete vor der offenen Tür von Dads Büro. Er vögelte sie auf dem Schreibtisch. Ob er mich gehört oder gerochen hatte wusste ich bis heute nicht, aber diese Schlampe hatte mich genau gesehen und ihre Hände besitzergreifend um den Hals meines Vaters geschlungen. Dieser Anblick war zu viel für mich, besonders da die Bitch häufiger als alle anderen Weiber da war und ich immer wieder diese Szenerie zu Gesicht bekam. Sie hatte meinen Vaters voll um den Finger gewickelt. Das ging ein paar Jahre so und prägte mich nachhaltig.
Vor drei Jahren fing dann meine Rebellen-Zeit an, die noch bis heute anhielt. Ich wollte endlich wieder seine Aufmerksamkeit haben. Wieder ein wichtiger Punkt in seinem Leben sein. Mit dem Gedanke er könnte sich doch um mich sorgen ging ich auf die wildesten Partys und betrank mich mehr als nur des Öfteren bis zur Bewusstlosigkeit. Doch jedes Mal kam nur Theo oder einer seine Handlanger, um mich 'zu retten'. Mein Vater verlor nie ein Wort darüber. Nicht einmal als mir Drogen verabreicht wurden und ich nur kurz vor einer Vergewaltigung stand. Kein Wort, kein Mucks, nicht mal ein besorgter Blick. Nein lieber tauschte er Körperflüssigkeiten mit einer seiner vielen Huren aus. Ich lag damals im Krankenhaus, weil mich die K.O.-Tropfen zu lange beeinflusst hatten. Als ich dort Theo nach meinem Erzeuger fragte, verzog dieser nur sein Gesicht und ich wusste, dass er nicht kommen würde. Stattdessen rief er mich an, wo ich denn bliebe, da ich wieder mal einen Vertrag korrigieren sollte. Im Hintergrund hörte ich die ekelhaft zuckersüße Stimme einer seiner vielen Frauen, die ihn bat, doch wieder ins Bett zu kommen und da weiter zu machen wo sie die Nacht aufgehört hatten. In dem Moment war mein Vater für mich gestorben. Seitdem widmete ich mich meinem ausschweifenden Party- und Sexleben und wollte es ihm heimzahlen. Ich schlief mit Söhnen und Töchtern von engen Geschäftspartnern oder engsten Geschäftsfeinden und brach diesen die Herzen. Es bedeutete häufig Ärger, doch mir war es wert. Nur zu gern boykottierte ich seine Arbeit was zur Folge hatte, dass er seinen ganzen Flittchen absagen mussten, weil er bis in die Nacht hinein das flicken musste was ich mit Freunde und mit Hilfe meines Körpers aufgetrennt hatte.
Trotz allem machte es mich immer noch traurig, wie es nun zwischen uns lief. Tief in mir drin wollte ich die Zeit zurückhaben, welche ich als kleines Kind mit meinem Dad zusammen verbrachte. Die Führsorge und Liebe von einst suchte mein Herz weiterhin vergeblich, selbst wenn es nicht mehr die von Dad sind, sondern von jemand anderen, der mir sein ganzes Sein zu Füßen legen würde.

UntergrundwölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt