Flucht

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"Wie bist du da überhaupt 'rausgekommen?"

Einige Wochen darauf saß ich in einer Zelle. Es war unter dem Schloss eine Art geheimes Labor. Ich hatte die Knie zu mir rangezogen und meine Arme um sie gelegt. Ich fühlte mich so schwach und leer. Mein Blick war auf den Boden gerichtet. Ab und an verschwamm meine Sicht. Erst vor kurzem hatte ich eine Spritze von Achromas bekommen. Meine Arme waren übersät von den Einstichwunden der Spritzen. Aber ich spürte kaum noch Schmerzen. Ich hörte Stimmen. "Wie geht es ihrem Gedächtnis? Erinnert sie sich noch an irgendetwas?" fragte eine männliche Stimme und sie kam mir bekannt vor. Ich konnte sie allerdings gerade nicht zuordnen. Langsam hob ich meinen Kopf und sah die zwei Männer vor meiner Zellentür. Ich legte meinen Kopf leicht zur Seite. "Wer sind Sie?" fragte ich leise. "Da haben Sie ihre Antwort. Die Experimente verlaufen auch gut, ich werde demnächst anfangen die Maschine zu bauen." meinte Achromas zu dem Mann in dem blau-gelben Mantel. Er kam mir so bekannt vor, sodass ich meine Augen leicht zukniff. "Bringen Sie Elisabeth zu den anderen Test Objekten. Ich will dass Sie es an sie anpassen." meinte der Mann und ging dann. Achromas blickte ihm nach mit einem skeptischen Blick, bevor er einen Pokéball hochwarf und Pygraulon erschien. Er wandte sich zu mir und schloss die Zellentür auf. "Also, Elisabeth, lass uns gehen." meinte Dr. Achromas und ich stand leise auf. Der Doktor führte mich durch einige, dunkle Gänge und zu einem Raum. Die Tür war eine schwere Eisentür mit einem kleinen Fenster, dass mit Gitterstäben versehen war. Er schloss die Tür auf und ich sollte hineingehen. Ich betrat den Raum und Achromas schloss die Tür hinter mir wieder ab. Schockiert drehte ich mich zur Tür. "Wieso?" fragte ich nur. Er verschwand wortlos. Ich blickte mich umher und sah ein paar Pokémon die in der Ecke kauerten. Ein schwach wirkendes Abra, ein riesiges Cerapendra und ein Voltula. Ich ging langsam und vorsichtig auf sie zu. Allerdings fauchte mich das Cerapendra an und ich wich zurück. Dann bemerkte ich ein Licht von der Seite, das gerade angeschaltet wurde. Jetzt erst sah ich die große Glasscheibe. Dahinter war ein kleiner Raum, Achromas war dort und arbeitete an etwas. An einer Art Maschine. War es das, was der Mann vorhin gemeint hatte? Aber wie sollte es angepasst werden und an was? Ich seufzte hoffnungslos und verschrenkte meine Arme. Dann hörte ich die gedämpfte Stimme vom Doktor hinter dem Glas. "Weißt du was mein Ziel ist, Elisabeth? Ich will das volle Potenzial von Pokémon freisetzen. Egal was es kostet. Egal, ob ich hunderte Trainer bekämpfen muss. Egal, ob es die Erde vernichtet! Egal, ob ich dafür jahrelanges Testen an dir durchführen muss!" meinte er und da war eine Gier in seinen Augen am spiegeln.

Ich zitterte vor Angst und sank langsam zu Boden. Er lachte kurz auf und lächelte dann freundlich. "Entschuldige, da hat es mich wohl kurz mitgerissen. Aber ganz ehrlich, willst du nicht auch wissen, was du alles kannst?" fragte er und wandte sich kurz zu mir. Meine Augen weiteten sich. Ich runzelte die Stirn. Irgendwie wollte ich das schon wissen. Aber gleichzeitig hatte ich auch Angst. "Nicht wirklich..." murmelte ich. Er lächelte kurz verlegen und zuckte mit den Schultern als Antwort. "Wenn du das sagst. Aber ich wette, da ist eine Neugier in dir, die gestillt werden will. Denn ich habe auch diese Neugier. Ich will wissen, wie besonders du bist." meinte er ernst. Ich schnappte kurz nach Luft. Ich wusste nicht wie lange ich schon hier war, aber das war das Einzige, was ich ständig zu hören bekam. "Warum bin ich so besonders? Was ist denn so anders an mir? Ich verstehe das nicht..." antwortete ich. Dr. Achromas stand auf und trat an die Glasscheibe. "Du bist Halb-Mensch, Halb-Pokémon, Elisabeth. Das macht dich so besonders. Du bist in der Lage Pokémon Attacken einzusetzen und trotzdem siehst du aus wie ein normaler Mensch. Und ich will wissen, was du noch kannst. Ich muss es herausfinden!" Ich trat nun auch an das Glas und blickte hoch zu Achromas. "Und deswegen die ganzen Tests? Die ganzen Spritzen?" fragte ich. Er nickte. "Die Spritzen helfen dir, denn sie stärken Pokémon. Und du bekommst sie, in der Hoffnung, dass die Chance, das du Attacken verwendest, steigt. Du hast bereits Psychokinese, Nebelfeld und Heilwoge eingesetzt!" erklärte er. Ich verstand ein paar seiner Worte. Mein Blick wandte sich ab. "Und wofür ist die Maschine, die sie bauen?" Er seufzte kurz und korrigierte die Position der Brille auf seiner Nase. "Für den gleichen Zweck. Um dir deine volle Kraft zu entlocken und das von anderen Pokémon auch." Ich drehte den Rücken zu ihm. "Geht das nicht auch anders?" nuschelte ich leise, aber der Doktor schien es wohl nicht ganz gehört zu haben. Ich lief von der Scheibe weg und setzte mich an die Wand.

Nach einer gefühlten Ewigkeit verlies Achromas den Raum auf der anderen Seite der Scheibe. Als ich mir sicher war, dass er außer Hörweite war, ging ich wieder auf die Pokémon in der Ecke zu. Das Cerapendra fauchte mich wieder an. "Ich will dir nichts tun... lasst mich euch helfen..." flüsterte ich und streckte eine Hand nach Cerapendra aus. Ich wusste, dass es böse ausgehen könnte. Cerapendra fauchte erneut und biss mir in die Hand. Es tat weh, aber ich merkte, dass es nicht vollkommen zubiss, eigentlich nur ein warnendes Knapsen gab. Vorsichtig streichelte ich seinen Kopf mit meiner freien Hand und Cerapendra lies mich los. Ich kniete mich hin und schloss meine Augen. Ein tiefer Atemzug und ich spürte wie eine Wärme von mir ausging. Ich sah, wie die Wunden der Pokémon geheilt wurden und das brachte mich zu einem leichten Lächeln. "Bitte Abra, setz Teleport ein und bring mich hier raus. Ich kann nicht hier bleiben!" sagte ich ernst und Abra nickte mir zu. "Nicht!" hörte ich eine Stimme rufen vor der Tür und sie wurde aufgerissen. Achromas kam herein und rief Pygraulon. "Schnell, setz Hypnose ein!" befahl er und ich stellte mich schützend vor Abra. Hypnose traf nun mich stattdessen und ich wurde müde. Bevor ich zu Boden ging, setzte Abra Teleport ein und brachte uns von dort weg. Ich schlug mit meinem Körper auf hartem Beton und es tat ordentlich weh. Ich knurrte, aber ich spürte wie die Müdigkeit mich überkam. "Danke, Abra..." nuschelte ich leise. Cerapendra schrie laut.

"Da vorne ist jemand!" hörte ich eine Stimme besorgt rufen. Ich öffnete meine Augen leicht und bemerkte, dass etwas Licht auf mich warf in diesem dunklen Gang. Ich streckte eine Hand schwach nach oben. "Hilfe..." murmelte ich leise, bevor ich wieder einschlief.

"Es war alles dank Abra und auch irgendwie dank Achromas. Er hatte mich erneut bewusst werden lassen, zu was ich fähig war."

Pokémon BW - Silbermond: Der Anfang (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt