Finstrio

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"Genau, einer von dem Finstrio."

Barfuß zu rennen war nochmal was ganz anderes. Es war ganz schön schmerzhaft, besonders wenn Steine auf dem Weg lagen. Ich rannte aus dem Krankenhaus und den einzigen Weg entlang, den ich in Rayono City kannte. Es war mitten in der Nacht und keine Menschenseele war zu sehen. Natürlich außer mir und meinem seltsamen Verfolger. Ich hörte schnelle Schritte hinter mir und ich versuchte noch schneller zu rennen. Nach einiger Zeit sah ich es. Den Eingang zur Metro! Ich rannte die Stufen hinunter und hüpfte in irgendeinen, leeren Zug. Die Türen schlossen sich hinter mir und ich sackte zu Boden. Ich keuchte und war total verschwitzt. Noch nach Luft schnappend versuchte ich mich aufzurichten und setzte mich auf eine Bank. Nach einigen Minuten hatte ich meinen Atem ein wenig unter Kontrolle. Zudem kamen wir an einer Station an und ich stieg dort aus. An dem fast menschenleeren Ort sah ich einen Mitarbeiter der Metro und ging zu ihm. Er blickte schockiert zu mir. Schließlich trug ich nur den Schlafanzug vom Krankenhaus und meine Unterarme waren mit Verbänden bedeckt. "Kann ich Ihnen helfen?" fragte er mich besorgt und ich nickte. "Ich muss unbedingt zu Ingo und Emmet!" sagte ich voller Panik. Der Mitarbeiter war leicht überfordert. "Aber ich kann doch nicht- na gut..." meinte er und ich folgte ihm. "Gladiantri, los Schlitzer!" rief eine tiefe Stimme hinter uns. Kaum eine Sekunde darauf griff uns ein Gladiantri von hinten an und warf uns zu Boden. "Und jetzt Metallklaue! Lass sie nicht entkommen!" Der Mann, der mich verfolgte, war aufgeschlagen. Das Stahl-Pokémon war dabei erneut anzugreifen, aber diesmal stellte ich mich vor den Mitarbeiter und hielt mir die Arme schützend vor mein Gesicht. Ich war bereit für den kommenden Schmerz, allerdings kam er nie. Aus irgendeinem Grund prallte Gladiantri an etwas ab und ging zurück an die Seite von dem Mann. Ich blickte leicht verwirrt aber verängstigt zu ihnen. "Nochmal Metallklaue!" befahl der Mann. "Los, Ladungsstoß!" rief eine weitere, mir jedoch bekannte Person. Gladiantri konnte nicht ausweichen und wurde getroffen. Es wich zurück und blieb bei seinem Trainer. "Skelabra, Irrlicht!" Ingo und Emmet kamen zu uns geeilt zusammen mit ihren Pokémon im Schlepptau. Die beiden stellten sich schützend vor mich mit Zapplarang und Skelabra an ihrer Seite. Ich blickte gebannt zu dem seltsamen Verfolger. Er rief sein Pokémon zurück, bevor er verschwand.

Ingo und Emmet wanden sich zu mir. Ich beruhigte mich langsam, aber auf einmal fühlte ich mich so schwach und meine Beine gaben nach. Glücklicherweise fing Ingo mich auf und er kniete sich auf den Boden. "Alles in Ordnung bei dir?" fragte er und ich nickte langsam. Ich atmete immer noch schnell von der ganzen Aufregung. "Wer war das überhaupt?" Ich schüttelte nur den Kopf, da ich selber keine Ahnung hatte. Dann hob Ingo mich hoch und trug mich vor den Raum mit den ganzen Bildschirmen. Neben der Tür war ein Sofa und er setzte mich darauf ab. Er war dicht gefolgt von Emmet und ihren Pokémon. "Bist du den ganzen Weg vom Krankenhaus hierher gekommen?" fragte mich Ingo besorgt und ich nickte. "Der Officer an meiner Tür... als ich weg rannte, sah ich ihn schlafend vor meinem Raum. Und dieser Typ, ich hätte ihn beinahe nicht einmal bemerkt." nuschelte ich. Dann blickte ich zu ihnen hoch. "Kann ich... kann ich hierbleiben?" fragte ich vorsichtig. Die beiden tauschten Blicke aus, bevor Ingo seufzte, aber dann lächelte genau wie Emmet. "Natürlich. Wir werden auf dich aufpassen" sagte Ingo. "Ich besorge dir erstmal was Warmes zum anziehen." Emmet rief Zapplarang in seinen Ball zurück und ging. Schließlich setzte Ingo sich neben mich und lehnte sich nach hinten. Ich lehnte mich dann ebenfalls nach hinten. "Würdest du mit mir über den Mann sprechen, den du letztens getroffen hattest?" fragte er leise. Ich schloss meine Augen und schluckte einmal, aber nickte dann. "Doktor Achromas war es, der mir all diese Spritzen gegeben hatte..." erzählte ich und es fühlte sich an als ob sich ein Knoten in meinen Hals bildete. Ich bekam keinen weiteren Ton heraus, meine Augen wurden wässrig. Ich spürte Ingos Hand auf meiner Schulter. "Ganz ruhig, Lis..." sagte er sanft und gleichzeitig besorgt. Kurz darauf kam Emmet mit ein paar Klamotten zurück und das Thema war für's Erste erledigt.

Es war alles ein bisschen groß, aber es war auf jeden Fall wärmer. Ein Paar Socken, Turnschuhe, eine schwarze Hose und ein weites Sweatshirt. Ingo und Emmet zeigten mir die Toiletten wo ich mich umziehen konnte. Danach brachten sie mich zu sich nach Hause. Sie hatten ein kleines Apartment. Ein Schlafzimmer, ein Badezimmer und ein Wohnzimmer mit einer kleinen Küche. Die beiden nahmen als erstes ihre Kappen ab und hingen sie an eine Garderobe samt ihrer Mäntel. Dann bereiteten die beiden das Sofa für mich zum schlafen vor. Sie stellten sicher, dass ich mit allem versorgt war bevor sie zu Bett gingen. Ich legte mich auf das Sofa und zog die Decke über meinen Körper. Zapplarang und Skelabra waren bei mir im Wohnzimmer zum aufpassen, aber auch sie schliefen seelenruhig. Einige Zeit lang starrte ich die Decke nur an. Ich drehte meinen Kopf zur Seite. Es war alles ruhig, außer das ein sehr leises Schnarchen zu vernehmen war. Ich musste ein wenig lächeln bei dem Gedanken. Es fühlte sich so fremd aber auch sicher an hier zu sein. Nach einem leisen Seufzer schlief ich langsam ein.

Am nächsten Morgen wurde ich früh von den Brüdern geweckt. Die beiden machten Frühstück und ich gähnte als ich mich an den Tisch setzte. "Guten Morgen Lis, hast du gut geschlafen?" fragte Ingo während er ein paar Eier in der Pfanne bratet. "Ja..." antwortete ich noch im Halbschlaf. Emmet lachte amüsiert und stellte mir schließlich ein Glas Kuhmuh-Milch vor die Nase. "Hier, das wird dich aufwecken." Ich nahm einen Schluck und er hatte Recht. Ganz langsam wurde ich wach. Sehr langsam. Nach einer Stunde waren wir auch schon in der Metro und ich durfte Ingo und Emmet bei der Arbeit zusehen. Es war schon irgendwie interessant und wie gut sie sich mit allem auskannten. Kein Wunder, dass sie die Metromeister waren. Nach einer Weile kam ein Mitarbeiter herein und kündigte an "Ingo, Emmet, es ist soweit! Die Kampfmetro beginnt bald!" Ingo und Emmet schienen begeistert. "Komm Lis, du kannst dir das gerne ansehen!" meinte Ingo und ich folgte ihm und seinem Bruder neugierig. Wir stiegen in eine Metro in der Weichenstation und Emmet sagte mir ich könnte mich gerne auf eine Bank setzen. Ich wartete geduldig und blickte ab und an aus dem Fenster neugierig. Nach einer Zeit lang kamen zwei Trainer in den Wagon. Ingo und Emmet standen dicht bei einander und lächelten den Trainern zu. "Ich bin Ingo, einer der Metromeister. Hier gegenüber seht ihr Emmet. Er ist der zweite von den Metromeistern. Dann wollen wir mal mit dem Zweiermatch beginnen. Es kommt darauf an, dass ihr gegenseitig eure Schwächen ausgleicht... dass ihr schier unglaubliche Kampfkünste an den Tag legt... Ich bin schon gespannt, was ihr so zu bieten habt! Du und dein Mitstreiter, ihr könnt nur gewinnen, wenn ihr eure Stärken fein säuberlich aufeinander abstimmt. Emmet, möchtest du dem noch etwas hinzufügen?" sprach Ingo und stellte sich mit dem Rücken zu Emmet und zeigte mit seinem rechten Arm auf die Trainer. Emmet spiegelte sein Pose. "Betriebsregeln beachten! Alle sicher durch den Verkehr bringen! Den Fahrplan beachten! Alle Verkehrsteilnehmer lächeln! Dem Schaffner Handzeichen geben! Die Fahrt kann losgehen! Ziel: Der Sieg. Durchstarten, jetzt!" rief Emmet und das Zweiermatch begann. Ingo und Emmet nutzten natürlich Skelabra und Zapplarang für den Kampf.

Der Kampf war beendet. Ingo und Emmet hatten gewonnen, aber auch nur sehr knapp. "Wir, Ingo und Emmet, bilden zusammen eine schlagkräftige Doppelformation. Ihr habt dieses Mal tapfer auf euer Ziel zugehalten und euch nicht beirren lassen. Das war eine sehr deutliche Demonstration der Kampfkraft, die in euch steckt!" sprach Ingo und hielt eine Hand an seine Kappe. Er machte eine sehr interessante Abschlusspose. "Ingo und ich, wir haben gewonnen. Doch Vorsicht! Der Ausgang unseres nächsten Kampfes? Unbekannt. Völlig unberechenbar. Wir warten auf eure Rückkehr!" meinte Emmet zu den Trainern und bei der nächsten Station stiegen sie aus. Ich sprang auf und ging zu ihnen. "Das war ja großartig!" sagte ich aufgeregt und ging dann zu Zapplarang und Skelabra. Ich umarmte beide nacheinander, obwohl ich bei Skelabra vorsichtig sein musste. "Wir müssen die beiden für den nächsten Kampf vorbereiten und sie wieder auf volle Leistung bringen." meinte Ingo zu mir und ich blickte zu ihm. Dann lächelte ich. "Das kann ich doch machen!" antwortete ich begeistert. Die beiden gaben mir die benötigte Medizin und ich peppelte ihre Pokémon wieder auf. "Du bist ein Naturtalent" sagte Emmet zu mir und lächelte.

"Na, wenigstens hattest du Ingo und Emmet die auf dich aufpassten!"

Pokémon BW - Silbermond: Der Anfang (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt