Quest VII 💋

361 22 10
                                    

Als ich aufwachte, war es draußen noch fast komplett dunkel, aber vereinzelt hörte man schon das zwitschern der Vögel was mir verriet, dass es bereits früh am Morgen war. Ich hatte nicht gut geschlafen, mir tat alles weh von der unbequemen Matratze, zudem ging mir die peinliche Situation vom Vorabend nicht aus dem Kopf. Bestimmt hatte ich Kenma mit dieser Aktion völlig verschreckt, aber wenn ich genau darüber nachdachte, hatte er zumindest auch eine Teilschuld daran. Verstohlen lugte ich zu dem Berg von Decke auf seinem Bett, unter dem ich ihn gar nicht wirklich ausmachen konnte. Wie gern würde ich sein schlafendes Gesicht sehen, oder zumindest noch eine halbe Stunde, auf einem bequemeren Untergrund, meinen versäumten Schlaf nachholen. Ich grinste in mich hinein, warum eigentlich nicht? Jetzt hatte ich die Gelegenheit. Wie in geheimer Mission lugte ich über seine Bettkante und schlängelte mich vorsichtige an seine Decke heran. Zögernd griff ich nach einem Zipfel des Stoffes und hob sie langsam an, doch ich erblickte darunter nicht das was ich erwartet hatte, denn kaum war die Decke hoch genug, dass ich einen Blick erhaschen konnte, explodierte die Sonne vor meinen Augen. Erblindet vom Licht seiner Konsole, an der er unter seiner Decke spielte, schlug ich mir die Hände vors Gesicht und schnellte zurück auf meine Matratze, während ich ein gequältes Wimmern von mir gab. Als meine Augen sich wieder an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, wagt ich einen erneute Versuch, kniff aber vorsorglich die Augen leicht zusammen während ich ihm die Decke nun komplett wegzog. Kenma lag zusammengerollt auf der Seite und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den flackernden Bildschirm in seiner Hand. „Das ist gruselig." Gab ich belustigt über seinen Anblick von mir. Er rieb seine nackten Füße leicht aneinder und zog sie dichter an sich heran, „würdest du mir meine Decke wiedergegeben? Ohne ist es ziemlich kalt." Erwiderte er, ohne den Blick von der PSP zu lösen.

Ich krabbelte zu ihm aufs Bett, was ihn doch aufmerksam werden ließ. „Was hast du vor?" Ein Grinsen huschte über meine Lippen, während ich die Decke über uns beide legte und mich ebenfalls darunter begab, so das wir uns gegenüber lagen, „na wenn dir kalt ist, komme ich dich wärmen." Von meiner frechen Antwort genervt, verzog er das Gesicht, „ist nicht nötig, ich wollte lediglich meine Decke zurück." Ihm war sofort klar, dass ich im Traum nicht daran dachte das Bett wieder zu verlassen, also drehte er sich murrend von mir weg, „mach was du willst."
Lächelnd über meinen Triumph rückte ich ein bisschen näher und schmiegte mich an ihn. Das Bett war ganz kuschelig und ich fühlte mich an seinen warmen Rücken so wohl, dass ich schnell wieder einschlief.

Blinzelnd öffnete ich erneut die Augen, geweckt von dem klopfen an der Tür. Das Zimmer war mittlerweile taghell erleuchtet und ich hatte mühe mich so verschlafen wie ich war aus der schweren Decke zu befreien, in die ich mich anscheinend ziemlich eingewickelt hatte. Ich drehte den Kopf zur Seite und riss die Augen weit auf, der Anblick der sich mir bot, ließ mich schlagartig wach werden, denn nun blickte ich in Kenmas schlafendes Gesicht, das direkt vor meinem lag. Auch merkte ich, dass es keinesfalls die schwere der Decke war, wie ich anfangs vermutet hatte, es waren seine Arme mit denen er mich umschlungen hielt und sein Bein, das zwischen meinen geklemmt war. Mein Puls schnellte in die Höhe, wie war ich denn hier wieder rein geraten? Vorsichtig versuchte ich ihn von mir zu lösen, „es ist schon fast Mittag! Wollt ihr nicht langsam aufstehen?" Hörte ich die Stimme von Kenmas Mutter, die abermals an die Tür klopfte. Wahrscheinlich traute sie sich nach der Aktion von gestern nicht mehr einfach herein zu kommen, was in diesem Fall besser war, denn der Anblick der sich ihr Momentan bieten würde, war auch nicht viel besser. Noch immer versuchte ich ihn von mir zu schieben, wobei ich gestehen musste, dass er wirklich unglaublich süß aussah, aber ich hatte keine Zeit ihn beim Schlafen zu beobachten. Endlich gab er eine Regung von sich, er murmelte etwas und verzog leicht das Gesicht, ich dachte er würde endlich aufwachen, stattdessen rollte er sich so herum, dass er nun nicht mehr neben, sondern auf mir lag. Mit pochenden Herzen lag ich unter ihm, nicht imstande ihn zu wecken oder gar von mir runter zu hieven. Er war mir so nah, dass ich alles von ihm spüren konnte, sogar sein Geschlechtsteil das nun direkt auf mein Bein gedrückt lag und mir die schamesröte ins Gesicht trieb. Als ich mit Yumi darüber redete, dass ich gerne mal mit ihm ausgehen würde, hatte ich nicht damit gerechnet, dass es gleich so enden würde. Wer weiß ob ich jemals wieder diese Gelegenheit bekäme, also versuchte ich den Moment einfach zu genießen. ich streichelte ihm sanft durch die Haare, die wie Seide durch meine Finger glitten. Mein Blick fiel auf seine Lippen, die leicht geöffnet waren um seinen leisen Atem entweichen zu lassen, ich taste mit meinen Fingerspitzen darüber und war erstaunt wie weich sie sich anfühlten. Einen Moment zögerte ich, bevor ich die Augen schloss und mich ihm vorsichtig näherte, doch bevor meine Lippen auf seine trafen, spürte ich etwas großes gegen mein Gesicht drücken. Kenma war aufgewacht und hatte mir die Hand vorgeschoben. Verschlafen und entgeistert sah er mich an, „was treibst du da?" Ich kicherte verlegen darüber, dass er mich erwischt hatte, konnte mich aber nicht erklären, denn mein Handy begann zu klingeln..

Kenma hob sich rasch von mir runter, damit ich dran gehen konnte. Es war Yumi, die meine Nachrichten, die ich ihr in meiner Verzweiflung schickte, endlich gelesen hatte. Da ich den Kozumes nicht weiter zur Last fallen wollte und meine Anwesenheit vom Sohn des Hauses auch nicht weiter toleriert werden würde, bat ich sie die nächste Nacht bei ihr verbringen zu dürfen, weil meine Eltern wohl erst spät wieder zu Hause sein werden. Während meines gesamten Telefonats, behielt Kenma mich mit gereizter Miene im Blick, „Sollte ich noch irgendwas wissen, was du während ich geschlafen habe mit mir angestellt hast?" Wollte er skeptisch wissen, nachdem ich aufgelegt hatte. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, „ Ich hab lediglich versucht dich zu küssen, aber selbst das habe ich nun schon zum zweiten mal nicht hinbekommen, also keine sorge, ich habe deine Keuschheit nicht befleckt."

Ich hatte mit Yumiko verabredet, dass wir uns vor meiner Haustür treffen. Wir frühstückten noch gemeinsam und ich bedankte mich anständig für alles, seine Mutter drängte ihn darauf, mich wenigstens bis nach Hause zu begleiten, was er ohne Diskussion auch tat. Er war aber immer noch verärgert, dass merkte ich sofort, denn er lief mit den Händen in den Taschen schweigend neben mir her. Als wir vor meiner Haustür ankamen, machte er direkt kehrt, „also dann..." Ich griff nach seinem Oberteil, was ihn noch einmal zurück blicken ließ, „ist noch was?" Verlegen sah ich zur Seite und stammelte ein wenig unverständlich vor mich hin, bis er ungeduldig wurde. „Darf ich dich zum Abschied Küssen?" Fragte ich grade heraus. „Nein." Antwortete er ohne zu zögern. Enttäuscht ließ ich sein Shirt los und gab ein leises „ok" von mir. Er seufzte und fuhr sich mit der Hand verlegen über den Hinterkopf, „ich habe mich gestern noch darüber aufgeregt, dass du mich als Mann betrachten sollst und als solcher finde ich, wäre es meine Aufgabe den ersten Schritt zu machen, aber das ist mir irgendwie unangenehm." Meine Augen weiteten sich, hatte er mir gerade wirklich gesagt das er mich Küssen wollt? „Dann werde ich dir eine Quest stellen...Gib mir einen Kuss." Bestimmte ich, um es ihm leichter zu machen, während ich ihn erwartungsvoll ansah. Mein gespannter Blick schien ihn jedoch noch nervös zu machen. Als ich die Augen schließen wollte, kam er mir zuvor und bedeckte sie mit seiner Hand, bevor er unbeholfen seine Lippen auf meine Presste. Er löste sich leicht von mir und setzte noch einmal etwas sanfter an, sofort stieg die Hitze in mir auf und mein Herz schlug mir bis zum Hals, gerne hätte ich den Kuss von mir aus intensiver werden lassen, aber ich hielt mich zurück und ließ Kenma das Tempo angeben. Seine Hand die bis eben meine Augen bedeckt hielt, streichelte über meine Schultern zu meinem Rücken, dort verweilte sie und schob mich mit etwas Druck näher an sich heran, was mir einen erneuten Schauer durch den Körper jagte.

„Kotori?" Eine mir bekannte Männer stimme unterbrach meinen Gefühlsausbruch. Sogleich wurde Kenma von mir weggerissen, „was denkst du kleiner Hippie wessen Tochter du da grade befummelst?" Mein Vater hatte den völlig verängstigten Jungen am Kragen und funkelte ihn mit einem bedrohlichen Blick an, „halt dich von meinem kleinen Mädchen fern sonst..." Ich ging dazwischen und versuchte Kenma aus dem eisernen Griff meines Vaters zu befreien, das veranlasste ihn aber nur dazu, ihn noch mehr zu schüttelten. Bis meine Mutter um die Ecke kam, „meine güte, Liebling lass den Jungen los!" Rief sie entsetzt aus und mein Vater spurte brav. Er stieß Kenma sofort unsanft von sich. Entschuldigend lächelte sie ihn an, „tut mir leid, du solltest jetzt lieber heimgehen....ich Regel das schon." Das ließ er sich nicht zweimal sagen und ergriff noch immer verwirrt von dem geschehen die Flucht. Erst jetzt kam mir der Gedanke, dass meine Eltern noch gar nicht zurück sein dürften, meine Mutter hatte meinen fragenden Blick bemerkt und hielt mir meinen Schlüssel unter die Nase, „wir haben uns sofort auf den Rückweg gemacht, als wir merkten dass wir ihn eingesteckt hatten. Aber anscheinend bist du ja ganz gut klar gekommen..." sagte sie und kicherte in Richtung unseres Tors, durch das Kenma verschwunden war. Mein Vater tobte noch immer vor Wut und würde sich auch so schnell nicht wieder einkriegen, auch das meine Mutter in Ruhe mit ihm sprach, hielt ihn nicht davon ab mich von da an zur Schule zu bringen und auch wieder abzuholen. Er kontrolliert was ich machte und mit wem. Bis zu den Sommerferien hatte ich kaum Gelegenheit Kenma wieder zu treffen, wir sahen uns zwar gelegentlich in der Schule, aber mein Vater hatte ihn so sehr eingeschüchtert, dass er sich kaum mehr traute  als mit mir zu reden. Nur seine Abendlichen Nachrichten waren mir geblieben, doch selbst die musste ich mit äußerster Vorsicht behandeln, da es nicht abwegig war, dass mein Vater auch ein Blick auf mein Handy warf.

Like a game // Kenma x Reader 🍋Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt