𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟛

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Dag ging mit Carla im Park spazieren.

Er hatte sie gleich nach dem Studio von ihrer Arbeit abgeholt.

»Ich beneide dich ja richtig, wenn du jetzt bald fliegst. Ich war schon voll lange nicht mehr im Urlaub.« , sagte sie und biss ein Stück von ihrem süßen Plunderteilchen, das sie sich vorhin beim Bäcker gekauft hatte, ab.

»Ich arbeite da. Ist ja im Grunde kein Urlaub. Eher eine Klassenfahrt mit Aufgaben dazwischen.« , meinte er lachend.

»Ich werde dich schon vermissen.« , sagte sie leise und lächelte ihn an.

»Ach sei ehrlich ... du bist froh, wenn ich dich mal nicht täglich nerve.«

Sie hakte sich bei ihm ein. »Nein. Ich freue mich über jede Sekunde, die du mit mir verbringen willst.« Carlas Lächeln blieb, doch dann sah sie weg. »Tut mir leid. Das wollte ich nicht sagen.«

»Nein ist schon okay.«

»Nein ist es nicht. Ich bin halt gerne mit dir zusammen und natürlich schmerzt es, zu wissen, dass du nicht, mehr, in mir sehen willst, aber ... ich sollte es so hinnehmen, wie es ist.« Sie hielt kurz an. »Ich weiß, das ich sagte, ich warte und ich wüsste, das du es auch willst, aber ... ehrlich gesagt, klar vermisse ich den Sex mit dir. Wir hatten geilen Sex, aber ... ich mag generell deine Nähe. Wenn es nur das ist, was ich von dir bekomme, dann ... es ist okay für mich.« Sie zog die vollen Lippen ein, als sie ein erneutes Lächeln aufsetzte.

Dag bemerkte direkt, dass dem nicht so war. Es war nicht okay für sie. Und auf irgendeine Weise war es auch nicht für ihn okay.

Er mochte sie irgendwie mehr, als er ursprünglich geplant hatte. Natürlich mochte er sie bereits vorher, aber da er nun nur eine Freundschaft aufbauen wollte, erschreckte es ihn schon, dass er sich eigentlich nach mehr sehnte.

Als sie zum Beispiel gerade den Sex ansprach, sendeten seine Lenden auch sofort das verdächtige Ziehen in die bestimmte Region, als er an Vergangenes zurückdachte. Doch es war nicht nur das Körperliche. Wie er bereits Vincent berichtete, fühlte er sich einfach nur wohl in ihrer Gegenwart. Etwas, was er unbedingt beibehalten wollte.

Wenn nicht sogar intensivieren ... doch da gab es immer noch seine innere Stimme, die von Mal zu Mal flüsterte, dass dies für Isabelle ein Faustschlag ins Gesicht wäre.

»Was ist?« , fragte Carla und lächelte nun normal, nachdem Dag wohl eine Zeitlang ruhig war.

»Nichts. Ich war gerade ... woanders.«

»War es schön da?«

»Eigentlich schon.« Er lächelte vergangenheitsverliebt, als er plötzlich Nia und Robin bemerkte, die auf demselben Weg auf beide zukamen. Seine Tochter blieb sofort mit erschrockenem Gesicht stehen.

Robin sah nun ebenfalls zu ihm hin und sprach irgendwas.

Dag wusste, dass er jetzt nicht kehrtmachen konnte. »Carla, da hinten kommt meine Tochter. Lass bitte, so das es nicht komisch wirkt, irgendwie meinen Arm los.«

Sie tat so, als ob sie an ihr Smartphone ging mit der Hand, die eben noch seinen Oberarm festhielt. »Möchtest du, dass ich gehe?«

»Nein. Nein. Du bist ja ... kein Geheimnis mehr. Ist schon okay.« Er wusste, dass er früher oder später eh seiner Tochter Carla vorstellen müsste. Schließlich würde sie bald Nias Halbgeschwisterchen zur Welt bringen. Da fiel ihm ein, dass er sie noch gar nicht gefragt hatte, wann es denn so weit wäre.

Er lächelte ihr zu, als sie mit Robin an der Hand bei ihnen ankam. Der Anblick war noch immer ungewohnt für ihn und er hoffte, dass sie sich damit nichts kaputt machen würden. Immerhin bestand diese Freundschaft schon ewig und beinhaltete ebenso Vincent und seine tiefe Verbundenheit zueinander.

»Hey.« , sagte er und umarmte Nia, die ein wenig zurückhaltend wirkte. Eine Art, die er so nicht an ihr kannte. Ihr Blick war auf Carla gerichtet, die freundlich lächelte. »Nia, das ist ... Carla.« Dag war der Meinung, dass dies als Vorstellung ausreichen würde. Was sollte er sonst sagen?! Ihm wollte nicht mal eine Bezeichnung für sie einfallen. Ex-Affäre? Ex-Liebelei? Zukünftige Mutter seines anderen Kindes? Oder doch vielleicht die Frau, mit der er eine Bindung eingehen wollte?!

»Hi Nia. Freut mich, dich kennenzulernen.« , sagte Carla und reichte ihr die Hand.

Nia blickte erst auf ihren Vater, dann auf Robin, bevor sie diese schüttelte. »Hallo.« , gab sie leise von sich.

»Und das ist Robin. Der Sohn von meinem besten Freund.« Dieser gab seine Hand direkt und lächelte zur Begrüßung.

»Wolltet ihr spazieren?« , fragte Dag.

»Nein. Wir ... vertrödeln nur noch etwas die Zeit.« , antwortete Robin, da Nia weiterhin Carla von Kopf bis Fuß betrachtete. Er wollte sie gerade leicht kneifen, weil er sich denken konnte, was sie dachte, da sprach sie es schon aus.

»Wie alt bist du?« , fragte sie die Frau neben ihrem Vater.

Carla lächelte. »Ehm. Ich bin zweiundzwanzig.«

Nia sah ein wenig streng auf Dag. »Ich werde jetzt siebzehn im Sommer.«

Ihm war es unangenehm. Daher versuchte er, das Thema ein bisschen zu umgehen. »Hast du dir schon überlegt, wie wir das feiern?«

»Nein.« , antwortete sie rasch, ehe sie mit gerunzelter Stirn weitersprach. »Sie war gerade in der Schule, als ich geboren wurde.«

»Ehm Nia. Lass uns ein andermal darüber reden.«

»Nein. S-s-s-seid ihr zwei ...?«

Dag zog an Nia und ging mit ihr ein paar Schritte weiter weg. »Was ist los mit dir?«

»Nein, was ist mit dir los? Hast du am Blitz geleckt? Sie ist ... ich hab Freunde in ihrem Alter.«

»Ich mische mich doch auch nicht mehr in deine Beziehungen ein, oder?!«

»Du bist mit ihr zusammen?« Sie sah ihn erschrocken an.

»Nein. Das habe ich nicht gesagt.«

»Sah aber sehr verdächtig danach aus.« Sie zog eine Augenbraue nach oben.

»Du bist alt genug, okay?! Du weißt, dass ich die ganze Zeit versucht habe, mit deiner Mutter zu reden.« , sagte er. »Was du jetzt gerade machst, ist unhöflich Carla gegenüber. Sie ist nicht der Grund, weshalb wir auseinander sind.«

Nia wurde schlagartig bewusst, dass sie sich damit selbst in ihre größte Sorge reiten würde. »Es tut mir leid.« , sagte sie, aus Angst, ihren Vater mit dieser Reaktion zu verlieren. »Redest du bitte nochmal mit Mama. Bitte.«

»Was soll ich denn noch tun, Nia?«

»Ich weiß es nicht, aber ...« Ihr Blick fiel auf Carla, die neben Robin stand, der sehr verloren aussah und dem man ansehen konnte, dass er endlich da wegwollte. Nia umarmte ihren Vater, ohne groß weiter darüber nachzudenken. »Ich will, das du wieder zu Hause bist.«

»Ich weiß, aber ... man bekommt halt nicht immer das, was man möchte.« Er sah zu Carla, als er seine Tochter feste an sich drückte. 

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt