You got me cursing the daylight

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Harry Pov

Die Frau, die vor mir saß, hatte ziemlich Mumm und wenn ich das am bisherigen Abend noch nicht festgestellt hatte, dann hatte sie es spätestens jetzt bewiesen. Nichts ließ einen verletzlicher sein, als sich emotional so offen zu zeigen, wie Martha es eben getan hatte. Ihre ungewöhnliche Art und das sie mich so Tief blicken ließ inspirierte mich und da ich mir sicher war, auf ihr Geständnis nicht die passenden Worte zu finden, ging ich Richtung Klavier. Ich wollte mich ihr auf meine eigene Weise offenbaren, auch wenn mich das nervös machte. Ich hatte den Raum schon halb durchschritten und stand auf der Höhe der Couch als ich Martha mit einer Geste deutlich machte, mir zu folgen. „Ich möchte dir gern etwas zeigen."

Sie folgte mir und stellte sich abwartend neben das Klavier, währende ich den Schemel zurecht zog und mich setzte. Ungern teilte ich meine Songs mit anderen, wenn sie noch nicht fertiggestellt waren, aber ich fühlte seit langen wieder dieses kribbeln in mir. Es fühlte sich einfach richtig an, ihr den Song zu präsentieren und so dehnte ich noch einmal meine Finger atmete durch und klappte die Tasten auf. Dieses Lied war ein Einblick in eine Welt, aus der ich kein entkommen sah. Ich mochte die Doppeldeutig des Textes und nur die Menschen, die mir nah standen würden den wahren Sinn dahinter verstehen. Ich wollte versuchen in diesem Song die Leichtigkeit aufzugreifen, wie das Leben einfach ohne Unterlass fortschritt und gleichzeitig in ihm die Schwere vereinen, die es mit sich brachte , wenn man einen Blick aus der Blase heraus wagte. Konzentriert betrachtete ich die Klaviertasten und begann ohne weitere Umschweife zu spielen.

I'm on the roof, you're in your airplane seat
I was nose-bleeding, looking for life out there
Reading your horoscope, you were just doing cocaine
In my kitchen, you never listen, I hope you're missing me by now

If I was a bluebird, I would fly to you
You'd be the spoon
Dip you in honey so I could be sticking to you

Daylight, you got me cursing the daylight (ooh-ooh)
Daylight, you got me cursing the daylight (ooh-ooh)
Daylight, you got me calling at all times (ooh-ooh)
Ain't gonna sleep 'til the daylight (ooh-ooh)

Ich sah vom Klavier auf und bemerkte Marthas glasige Augen.

„Harry, ich kann nicht behaupten, alles verstanden zu haben, aber das was ich gehört habe ist..." versuchte Martha zu formulieren. „Es ist einfach atemberaubend. Da liegt eine Verletzlichkeit in dem was und wie du singst, die ich nur schwer fassen kann." Sie berührte meine Oberarm. „Danke, dass du das mit mir geteilt hast."

Normalerweise würde ich jetzt mit einem Scherz von meiner Nervosität ablenken, aber das fühlte sich nicht richtig an. Deshalb antwortete ich mit einem Danke. „Wollen wir uns rüber setzen?" ich deutete auf das Sofa. Martha ging voraus und ließ sich auf die Couch sinken. Mit einem mal sah sie wirklich müde aus und ich konnte es ihr nachempfinden. Dieser Abend hatte mich erschöpft , aber auch ganzheitlich erfüllt. Mittlerweile war es bereits 3 Uhr Nachts. „Ich werde mal schauen, ob ich hier irgendwo Bettwäsche auftreiben kann und das Gästezimmer vorbereiten."

Sie nickte und lehnte sich auf der Couch zurück. „Soll ich dir helfen?" fragte sie mit einem Augenzwinkern. Anscheinend war ihr aufgefallen, dass mir dieser Ort selbst nicht sehr vertraut war.

„Früher oder später muss ich mich hier wohl zurechtfinden. Wie wäre es, wenn du hier wartest, falls ich verloren gehe, kann wenigstens einer Hilfe rufen." antworte ich mit einem Grinsen."

„Guter Plan." antwortete Martha schmunzelnd und streckte sich. Als ich mich auf die Suche machte, stellte ich fest, dass das Bett im Gästezimmer schon bezogen war.Nun musste ich nur noch die Bettwäsche ausfindig machen. Wenn mich nicht alles irrte, gab es im Flur doch so einen Wandschrank, oder? Und tatsächlich wurde ich dort fündig. Ich warf das Kissen und die Decke aufs Bett und ging wieder hinunter. Auf der Hälfte der Treppe nahm ich wahr, dass Martha schon eingeschlafen war. Sie hatte ihre Füße zu sich herangezogen und ihr Körper lehnte, die Hände unter den Kopf geschoben, seitlich am Ende der Couch gegen das große Kissen. Ich beschloss sie nicht zu wecken und holte die Decke von oben und deckte sie anschließend damit zu. Sie gab ein wohliges Geräusch von sich, was mich zum schmunzeln brachte.

Ich hockte mich vor sie und als ich sie so beobachtete, spürte ich in mir eine innere Zufriedenheit und Ruhe, die ich vorher nicht gekannt hatte. Und so konnte  ich nicht widerstehen meine Hand auszustrecken und ihr vorsichtig eine Strähne aus ihrem Gesicht hinter das Ohr zu streichen. Sie sah so friedlich aus im Schlaf, als würde ihr nichts etwas anhaben können. Ich spürte, dass die Begegnung mit ihr noch lange in mir nachhallen würde. Ich löste mich von ihrem Anblick und begab mich in dann mein Schlafzimmer.

Als ich mich auszog, für gewöhnlich schlief ich höchstens in Unterwäsche, bemerkte ich das Tütchen in meiner Hose. Das hatte ich ganz vergessen. Ich nahm es zwischen meine Finger, die eben noch Marthas Haarsträhne berührt hatten und betrachte es genauer. Meine Gedanken sprangen in meinem Kopf hin und her. Die Versuchung war groß, das nachzuholen, was ich im Restaurant eigentlich vorgehabt hatte, aber der Gedanke an die auf meiner Couch schlafenden Frau hielt mich zurück. Sie war so stark, ich wollte das auch sein. Würde sie jemals hiervon erfahren? Trafen wir dann überhaupt noch einmal aufeinander? Sicherlich nicht, wenn sie davon erführe. Ich legte das Tütchen in meine Nachttischschublade, legte mich aufs Bett und ließ meine Gedanken schweifen. Konnte ich es wirklich schaffen? Gab es noch einen Ausweg für mich? Was würde es mich kosten, wenn ich einfach so weitermachen würde? Ich konnte ich mich ja selbst kaum im Spiegel betrachten. Martha hatte vorhin gesagt, sie wolle für sich selbst die beste Freundin sein. Es würde mir eine Menge abverlangen doch ich würde von den Drogen loskommen. Ich musste lernen, es mir selbst Wert zu sein. Langsam überkam mich die Müdigkeit und hüllte mich mit einer warme Woge der Erleichterung ein, sodass ich schließlich einschlief. 

As it wasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt