Kapitel 5 Angst

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„James!", ruft Net ihm hinterher.

Und als er das Deck erreicht, steht James an den wenigen Treppen, die zum Meer führen.

Sein braunes Haar weht im Wind im gleichen Takt wie sein rotweißes Blumenhemd.

Er hat die Arme verschränkt und guckt auf das offene Meer hinaus.

Ihr schäumender Weg tänzelt an der Wasseroberfläche.

Ihr Weg bis hierhin.

Die hohen Segeln lassen die Windmengen rauschend ihre Stärke zeigen.

„James!", ruft Net den Namen des Mannes, den er immer nur in seinem Schatten bewundern darf,„Was hast du?", nähert er sich vorsichtig.

James schweigt.

Net ist verunsichert.

Soll er ihn weiter bedrängen?

Nicht, dass er es schlimmer macht.

„James!", traut er sich, noch einmal zaghaft zu rufen.

Und James dreht sich abrupt um.

Seine glühenden Wangen stehen im Widerspruch zu seinen eiskalten Augen.

Seine Himbeerlippen stehen still und strahlen eine erhabene Arroganz aus.

Net spürt einen Stich bei dem Anblick seiner Kälte.

Nie könnte er Worte finden, die er jetzt an ihn richten könnte.

Innerlich zerrissen sucht er in James Gesicht nach einem ihm nahe stehenden Funken.

Er kann nur den Kopf schütteln.

„Kann ich nicht mal kurz für mich sein?", fragt James mit einem Hauch an Zweifel.

„Aber", beginnt Net und wird unterbrochen.

„Ich will, dass du mich jetzt in Ruhe lässt. Geh doch zurück. Da wirst du besser empfangen!", kräftigt sich James Stimme.

Net schluckt.

Eine würgende Hand legt sich auf seine Kehle.

Er ist nicht mehr bereit.

Das gibt er sich nicht mehr.

Er will sich einfach nicht mehr so behandeln lassen.

Er versteht James einfach nicht.

Und er ist ihm auch nicht wichtig genug, um sich ihm zu öffnen.

Nicht einmal ein Freund.

Kein Bruder.

Wenn man jemanden liebt, zeigt man sich nicht so.

Das kann nur eines bedeuten.

Und Nat nickt.

„Alles klar!", ertönt seine kalte Stimme, „Ich lass dich in Ruhe!", sagt er und beginnt, sich das Hemd aufzuknöpfen.

James stutzt von dem Wandel.

Net zieht sich das Hemd aus, schlüpft aus seinen Sandalen, steigt auf die weiße Heckleiste.

„Net!", ruft James und sieht ihn mit einem Kopfsprung ins Wasser dringen.

„Net!", schreit James und springt zur Heckleiste.

Seine aufgerissenen Augen suchen nach seinem auftauchenden Puma.

Sein Herz erleidet ein ängstliches Beben.

Und als er ihn noch immer nicht erblicken kann, brechen die Tränen aus ihrem Eiskeller.

FANFICTION Wenn es einfach geschiehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt