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Sie standen vor einem großen, mehrstöckigen Haus inmitten der Stadt. Das Hotel in dem Steven wohnte, so hatte er es Luntac erzählt, lag ganz in der Nähe und war zu Fuß innerhalb von ein paar Minuten erreichbar. Steven klingelte an der Tür, bis jemand angelaufen kam und sie öffnete.

„Hallo Steven", wurden sie von einer Fibrajo begrüßt, die leicht bekleidet im Türrahmen stand, den Eindruck erweckend, sie hatte noch etwas vor, für das sie Steven allein erwartet hatte. Ihr Lächeln schwand der Verwunderung, als sie Luntac erblickte. „Hallo, ich bin Sharik", grüßte die Fibrajo und lächelte Luntac an. Diese bemühte sich zurück zu lächeln und stand erwartungsvoll vor der Tür. „Steven, wieso hast du mir nicht Bescheid gegeben, dass du jemanden mitbringst?" Ihre Stimme klang vorwurfsvoll, ihr Blick war streng auf Steven gerichtet. Dieser schaute sie mit völliger Gleichgültigkeit an und Luntac beschlich das Gefühl, die beiden wären verheiratet oder ähnliches.

„Dir auch einen guten Tag, Sharik. Das hier neben mir ist Luntac. Ich habe sie eben erst kennengelernt, aber ich musste sie mitbringen. Sie ist genau wie ich hier gestrandet und ich bin jetzt hier, weil ich keine Lust hatte ihr selbst zu erklären, was dieser Planet hier ist." Der Gesichtsausdruck von Sharik entspannte sich wieder. Vermutlich wollte sie vor Luntac nicht unfreundlich wirken. „Kommt erst einmal herein, ich erkläre euch alles was ihr wissen wollt." Noch immer klang ihr Ton abfällig, doch lief sie langsam die Treppe hinauf, ohne noch etwas dazu zu sagen. Luntac und Steven folgten ihr, liefen ihr hinterher, zwei Treppen hinauf. Durch das gesamte Treppenhaus hörte man das Gestöhne der andren Hausbewohner, die an diesem gemütlichen Abend sich ihre Befriedigung lieber zu hause abholten, als auf die Straße zu gehen. Vor einer weißen Tür blieben sie stehen und Sharik schloss auf. Als Luntac eintrat, erfüllte der Duft von Jezmika Kräutern die Luft. Es war ein Duft, wie ihn viele Huren benutzten, um ihre Kundschaft anzulocken. Es roch wirklich verführerisch und konnte süchtig machen, was erklärte, warum so viele Bordelle auf ihrem Heimatplaneten Kodeske sich reicher verdienten als Ibedad Mertus, der größte kriminelle auf Kudeske, persönlich.

Im Flur war die Beleuchtung sehr spärlich und es fing auch dort an dunkel zu werden. Sie liefen in das größte der Zimmer, das Wohnzimmer, in dem, wie zu einer Besprechung oder einem Ritual, die Stühle alle in einem Kreis aufgestellt waren, mit einer freien Fläche in der Mitte. Alle Stühle waren dreckig auf der Sitzfläche, auf den Armlehnen und auf dem Boden kurz vor ihnen. Sharik gebot den beiden sich zu setzen und Luntac entschied sich für einen Sessel, auf dem die Flecken wohl so hell sein musste, dass sie kaum welche erkennen konnte. Mit zusammengedrückten Beinen saß sie angewidert auf dem Sessel, stellte ihre Tasche vor sich auf den Boden und hatte Angst, dass der Sessel doch nicht so sauber war wie er erschien.

Ohne Umschweife starrte Sharik zuerst Luntac und dann Steven an, bevor sie fragte: „Weshalb genau, hast du sie jetzt hier her gebracht?" Steven seufzte und sagte dann, nach einer langen Pause: „Ich war heute im Palast der süßen Nächte, war wundervoll dort und als ich raus kam habe ich mi eine Pfeife angesteckt und plötzlich kam sie vorbei. Ich habe ihr gesagt, ich wolle keinen Sex, und sie wollte nur wissen wo sie schlafen kann. Dann haben wir darüber geredet, dass wir beide hier auf Nemolonia gestrandet sind und ich habe ihr angeboten zu dir zu kommen, damit wir ihr gemeinsam erklären können, was Nemolonia für ein Planet ist."

Luntac hatte in Erinnerung, dass Steven gesagt hatte Sharik würde es ihr erklären, verstand aber schnell, dass würde er ihr das sagen, sie ihn vermutlich rausschmeißen würde.

Sharik seufzte und sagte: „Ich hatte heute noch anderes vor, aber wie du wünscht. In zehn Minuten habe ich noch zu tun."

„Was hast du denn bitte zu tun?", fragte Steven, sichtlich verwirrt. „Ich muss weg, habe noch einen Termin, lass es uns jetzt hinter uns bringen, ich habe keine Zeit mehr."

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt