Martha Pov
Als ich langsam erwachte nahm ich als erstes diesen fremden, aber gleichzeitig angenehmen Geruch der Decke war, die über mir lag und dachte mir nichts weiter dabei. Nachdem ich diesen wohligen Geruch noch einmal tief einatmete, streckte ich mich und gähnte dabei herzhaft. Mein Blick richtete sich sich dabei auf die Decke. Irgendwie kam sie mir weiter weg vor als sonst. Komisch. Langsam brachte ich meinen Körper in die senkrechte und strich mir müde mit meinen Händen über Gesicht. In meinem Kopf, der heute anscheinend im Schneckentempo arbeitete, tauchten Bilder des gestrigen Abends auf. Ich musste wohl auf der Couch eingeschlafen sein...
Schlagartig setzte ich mich kerzengerade auf. „Oh Mist" Mit einer Hand fuhr ich mir durch meine wirren Haare, ich wollte gar nicht wissen wie ich aussah. Aus Gewohnheit warf ich einen Blick auf mein Handgelenk.
„Verdammte Scheiße!" Hektisch sah ich mich im Raum um, auf der Suche nach meinem Portmonee und den Schuhen. Ich war in den letzten 4 Jahren, in denen ich mich um Matilda Kümmerte, nicht einmal zu spät gekommen. In ihrem Leben war ich die Konstante. Wenn sie bemerkte, dass ich nicht da war, würde sie durchdrehen. Die Nannys vor mir waren schon für weniger gefeuert worden.
„Okay, so wird das nichts!" ich hatte diese Angewohnheit mit mir selbst zu sprechen, schon immer gehabt und sie kam vor allem zum Vorschein, wenn ich aufgeregt war. „Durchatmen, Martha." Ich zählte innerlich bis fünf und öffnete dann wieder meine Augen. Etwas beruhigter fand ich schließlich meine Schuhe und mein Portmonee direkt neben dem Barhocker. Ich wollte mich schon zum Gehen wenden, als ich Harry auf der Treppe entdeckte. Aber ich stand immer noch so unter Strom, dass ich das nur am Rande wahrnahm. Er sah echt fertig aus. Seine Haare waren schweißnass, als wenn er gerade trainiert hätte, das Gesicht wirkte kalkweiß auf mich und seine Hände schienen leicht zu zittern. Ich dachte mir nichts weiter dabei und verabschiedete mich bei Harry.
„Es tut mir leid, dass ich schon los muss, aber ich werde erwartet. Ich danke dir wirklich sehr, dass du mich heute Nacht bei dir aufgenommen hast. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder."
An Geländer festhaltend, runzelte Harry die Stirn und antwortete nach einer kurzen Pause „Gern geschehen."
Ich schaute mich noch einmal um, damit ich sicher sein konnte nichts vergessen zu haben, rief Harry mit erhobener Hand ein „Tschüss" zu und spurtete zu Haustür, durch den Vorgarten und das Seitentor zur Straße. Ich hob meine Hand um ein Taxi herbeizuwinken und zu meinem Glück dauerte es nur ein paar Sekunden, als eines für mich hielt. Noch ein letztes mal warf ich einen Blick zurück zu Harrys Haus und wählte dann Matildas Nummer. In diesem Moment fand ich es doch schon ganz praktisch, dass eine fast sechsjährige, entgegen meiner Bedenken, ein eigenes Handy besaß.
Sie nahm sofort ab. „Mathilda! Es tut mir so schrecklich leid. Ich bin schon auf dem Weg zu dir, okay? Ich hab dich nicht vergessen."
„Ich weiß, das kannst du auch gar nicht." sie kicherte. „Ich hab Brianna gesagt, dass du krank bist."
„Oh Süße, du musst doch nicht für mich lügen." trotzdem konnte ich ein erleichterndes Seufzen nicht unterdrücken. "Und außerdem sollst du deine Mom nicht Brianna nennen. Wenn sie das mitbekommst, wird sie nur traurig. Darüber haben wir doch gesprochen."
„Dann muss sie sich auch wie einem Mom verhalten." antwortete Martha trotzig und ich konnte schon förmlich sehen, wie sie ihre Arme dabei verschränkte. „Wann bist du da?"
„Ich denke in etwa zehn Minuten."
„Dann gebe ich Herbert Bescheid, dass er 'Mom', betonte sie genervt, "gleich ihren Diätsaft bringen soll, dann kannst du dich reinschleichen."
Ich seufzte ergeben. Dieses Mädchen war einfach zu klug für diese Welt. „Ich danke dir, aber das wird nicht zur Gewohnheit werden, okay?"
„Wenn du das sagst." antwortete Mathilda keck. Doch ich kannte sie lang genug, um ihre Enttäuschung dahinter herauszuhören.
„Als Entschädigung machen wir heute einen Wunschtag, okay?"
„Geht klar! Bis gleich."
schmunzelnd beendete ich das Telefonat.
Die restliche Fahrt dachte ich über Harry und meine Verabschiedung nach. Seine Reaktion auf mein Gehen hatte eher kühl auf mich gewirkt. Gestern Abend hatte ich mich noch so verbunden mit ihm gefühlt, aber davon war gerade nichts mehr zu spüren gewesen. Wahrscheinlich hatte ihn mit meinem Verhalten und meiner merkwürdigen Art doch verschreckt. Er hatte ja schließlich die ganze restliche Nacht Zeit gehabt um über unser Zusammentreffen nachzudenken. Andererseits würde er mir doch keines seiner Lieder vortragen und sich so damit vor mir zu entblößen, wenn er meine Anwesenheit so schrecklich fand. Mein Bauchgefühl sagte mir zwar, dass der Abend kein Reinfall gewesen war, doch mein Kopf war da anderer Meinung. Während mein inneres also noch stritt, hielt das Taxi vor der großen Wohnanlage.
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As it was
FanfictionBegleite Martha und Harry auf eine Reise der Selbstfindung, Akzeptanz und der Liebe. Martha arbeitet als "Nanny" der kleinen Matilda und möchte endlich lernen sich selbst zu lieben. Harry befindet sich an einem Scheidepunkt seines Lebens und für...