»Du kannst dir die nächsten zwei Stunden freinehmen. Ich habe ohnehin etwas für die Arbeit zutun und würde mich in mein Büro zurückziehen«, sprach der Blauäugige, als wir die Stufen hinabstiegen, um ins Erdgeschoss zu gelangen. Es war bereits mittags und wir hatten Henry gerade für seinen Mittagsschlaf hingelegt. Dabei nahm ich wieder die beobachtende Rolle ein, um mir weiterhin ein Bild über die Gewohnheiten der Familie zu machen. Aber scheinbar hatte der Zweijährige keine hohen Ansprüche und schlief friedlich, ohne lange Schlafbegleitung, bei einem abgedunkelten Zimmer, einem Schnuller und einer hübschen Spieluhr sofort ein. Möglicherweise ein Zufall und er ist sonst nicht so einfach zu Händeln oder ich habe einfach Glück gehabt, ein pflegeleichtes Kind erhalten.
»Okay, dann sehen wir uns in zwei Stunden wieder«, erwiderte ich und stieg zusammen mit dem Schauspieler die letzte Stufe hinab, ehe wir direkt im Flur standen. Das ich nach ein paar Stunden wieder Freizeit hatte, war ein wenig ungewohnt. Im Moment kam es mir so vor, als hätte ich mehr Zeit für mich, als das ich arbeiten würde. Da der Kleine aber schlief, gab es nichts für mich zu tun und diese Zeit konnte ich wirklich sinnvoll nutzen. Da zwischen Tom und mir eine unangenehme Stille herrschte, nickte ich dem Dunkelblonden zu, wollte ihn nicht von der Arbeit abhalten und ging einen Schritt in Richtung Haustür.
»Mila, warte«, flüsterte meine Chef, weshalb ich mich irritiert zu ihm umdrehte. »Ich wollte mit dir kurz über gestern reden.«
»Ja?« Unruhig stand ich vor ihm, hatte gestern den ganzen Abend an nichts anderes denken können, als das Treffen bei seiner Mutter. Vor allem über die Dinge, die seine Schwester Emma von sich gegeben hat, beunruhigten mich nach wie vor.
»Wie viel hast du gestern mitbekommen?« Irritiert legte ich meinen Kopf schief, wusste nicht ganz genau, was er meinte. »Nun, du warst mit Henry spielen und in der Zeit hatte ich ein Gespräch mit Emma, welches nicht ganz so toll lief. Hattest du etwas davon mitbekommen?« Wenn ich das jetzt bejahe, dann wüsste er, dass ich gelauscht hatte, obwohl es mich eigentlich nichts anging. Aber wie hätte ich mich auch vor dem Gespräch entziehen können? Ich war eine neugierige Person, genau wie seine Frau, aber ich stellte das besser an.
»Nein, Tom. Ich weiß nicht, wovon du redest. Als du die Tasse ein wenig laut abgestellt hast, ahnte ich bereits, dass es kein harmonisches Gespräch ist, aber worum es ging, hatte ich nicht mitbekommen.« Was eine dicke Lüge, dachte ich, aber beruhigte mein Gegenüber scheinbar. Denn das erleichterte ausatmen, konnte er nicht vor mir verstecken. Er wollte also nicht, dass ich etwas davon wusste? Das ich nicht die erste Nanny war, die sich bei ihnen vorgestellt hat, war sicher auch ein Geheimnis.Der Blauäugige nickte, schien meine Wort nicht anzuzweifeln, weshalb ich beruhigt war. Ich wollte ihn keineswegs in eine unangenehme Lage bringen. Er wird seine grüne haben, wieso er mir diese Frage stellte, herausfinden wollte, inwieweit ich etwas über den Verdacht seiner Frau mitbekommen hatte. Eine psychische Störung, so hatte es die Bekannte von Emma genannt. Ob diese mit ihrer Vermutung richtig lag, konnte ich nicht beurteilen. Dafür hatte ich zu wenig Zeit mit der Schönheit verbracht, um mir über so etwas eine Meinung zu bilden. Selbst wenn, dann hatte ich nicht die fachlichen Kenntnisse dazu, das zu bewerten. Plötzlich ging die Haustür auf und da ich mit keinem Besuch gerechnet hatte, drehte ich mich rasch zu dieser um. Mein Herz raste vor Schreck, aber beruhigte sich sofort, als eine ältere Dame das Haus betrat. Auch sie schien mit meiner Anwesenheit ein wenig überfordert zu sein, fixierte mich mit ihrem Blick und schloss in Zeitlupe die Tür. »Hallo, Mr Hiddleston«, sprach sie leise, war scheinbar keine Fremde. Natürlich war sie das nicht, denn in ihrer Hand hielt sie einen Schlüssel und war ohne gewaltsames eindringen ins Haus gekommen.
»Hallo, Magrit. Schön das Sie es heute doch noch einrichten konnten«, bemerkte der Dunkelblonde freundlich. Nachdenklich schmälerte ich meine Augen, hatte diesen Namen schon einmal gehört. Emma? Sie hatte diesen Namen gestern erwähnt, als sie sich über mein junges Alter wunderte. Hatte angenommen, dass Zoe und Tom eine alter klapprige Frau einstellen, die sich um den Rothaarigen kümmert, so wie Magrit. Das waren ihre Worte gewesen, sowie die Bemerkung, dass Tom dann nicht auf falsche Gedanken kommen würde. »Darf ich Ihnen Mila vorstellen? Sie arbeitet jetzt als unser Kindermädchen.« Die Worte des Älteren rissen mich aus meinen Gedanken und lächelnd sah ich die Frau an, die nun zusammen mit uns im Flur stand. Ihre grauen kurzen Locken lagen perfekt auf ihrem Kopf und die Brille, die sie trug, lag tief auf ihrem Nasenbein. »Mila, das ist Magrit. Sie kommt ein paar mal die Woche vorbei, um zu putzen.« Aus Höflichkeit ging ich auf sie zu, reichte ihr meine Hand, die sie daraufhin schüttelte. Währenddessen schweifte mein Blick an ihr hinunter, betrachtete skeptisch diese Frau, die sicher schon über 70 Jahre alt war. Als sie sich ihren Mantel auszog, verzerrte sie schmerzvoll ihr Gesicht. Magrit putzt dieses riesige Anwesen, fragte ich mich und konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie das schaffte. Die Grauhaarige wirkte geschwächt, was auf ihr Alter zurückzuführen war und als ich meine Augen nicht von ihr abwenden konnte, dachte ich an meine eigene Mutter. Ihr ganzes Leben lang hatte sie hart gearbeitet, weil immer das Geld gefehlt hat. Zwar war meine Mutter knapp zwanzig Jahre jünger, als Magrit, aber würde es ihr später genauso ergehen? Warum ist sie gezwungen noch zu arbeiten, anstatt ihre Rente zu genießen? Dabei auf ihrer Veranda sitzt, um eine Tasse schwarzen Tee zu trinken. Wieso ließ Tom es zu, das sich diese Frau verausgabt, obwohl sie sichtlich am Ende ihrer Kräfte war? Er besaß sicherlich so viel Geld, dass er sie mit einer satten Abfindung in den Ruhestand schicken konnte. »Bis später, Mila«, bemerkte Tom. Sprachlos drehte ich mich zu dem Dunkelblonden um, sah dabei zu, wie er den quadratischen Teil des Flures verließ. In den langen und schmalen Abschnitt ging dort in die erste Tür, auf der rechten Seite, öffnete sie, verschwand hinter dieser.
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and then came the nanny (Tom Hiddleston FF)
FanfictionMila startet in ein neues berufliches Abenteuer. Doch mit ihrem charmanten Arbeitgeber und seiner ziemlich seltsamen Frau hat sie nicht gerechnet. Ein Gefühlschaos zwischen Hingabe und Vernunft wird ein ständig begleitender Konflikt sein. Wird Mila...