~Eindrücke aus meinem Leben~

~Die Sache mit dem Essen~

Ich muss abnehmen.

Ich muss mehr Gewicht verlieren. 

Ich möchte doch schön sein. 

Ich habe beschlossen Essen wieder zu hassen.
Erneut eine Abneigung darüber zu entwickeln, soweit bis mich der alleinige Geruch anwidert. Ich esse nur abends eine kleine Portion, außer ich zwinge mich tagsüber in Gesellschaft zu essen um den Schein zu bewahren mir ginge es gut.
Vielleicht würde ich auch gar nichts essen, wenn mein Blutzucker nicht so schnell in den Keller rutschen würde, dass ich anfange zu zittern.
Insgeheim kämpfe ich mit mir selbst, hasse mich für jeden Bissen den ich nicht mit gutem Gewissen zu mir nehme und versuche es mit einer großen Menge Wasser hinunterzuspülen, auch wenn das nichts sonderlich bringt.

Ich habe angefangen Kalorien zu zählen und merke wie sich meine Augen jedes mal weiten wenn die Zahl über 100 geht und ich krampfhaft versuche die Kalorien zusammen zu zählen, zu begrenzen.
Ich muss wieder mehr grünen Tee trinken, der hatte tatsächlich Wirkung gezeigt.

Würden andere davon mitbekommen würden sie mich versuchen aufzuhalten, aber Lügen sind da sehr hilfreich. Vielen fällt es auch gar nicht auf, dass ich nichts esse, was noch besser ist. Ich behaupte einfach schon etwas gegessen zu haben, wer sollte das auch schon kontrollieren können oder ich sage ich habe gerade keinen Hunger und werde später etwas essen. Werde ich nicht, aber durch mein Lächeln kaufen es mir meine Eltern ab. Sie gucken eh nicht so genau hin, ihre Tochter ist schließlich kerngesund und würde nicht in Versuchung kommen zu hungern um ihr altes Gewicht zurückzubekommen. Niemals.

Ins Fitnessstudio lassen sie mich nicht, also versuche ich zuhause Sport zu machen. Neuerdings gehe ich joggen oder wandern, wo sie schon die Augenbrauen skeptisch hochgezogen haben. Meine Antwort darauf war nur dass ich für die Bundeswehr trainiere, schließlich muss ich fitter werden wenn ich dorthin will. Zum Teil stimmt das auch. 

Meine Freunde sind gewohnt, dass ich Massen an Essen vernichten kann, normalerweise stimmt das auch, aber ich versuche mich zu beherrschen. Es fällt ihnen auf dass ich wesentlich weniger esse als zuvor, schneller satt werde. Doch ihre Überredenskünste noch mehr zu essen bewirken nichts gegen meinen sturen Kopf. Noch denken sie nicht dass es krampfhaft ist, dass ich mich selbst dazu zwinge und eigentlich mein Magen knurrt und nach mehr verlangt. Ich hatte auch schonmal den Gedanken mich nach dem Essen zu übergeben, um es wieder aus mir herauszubekommen. 

Ich frage mich was dieser eine Junge, mit dem ich in letzter Zeit eine starke Nähe aufgebaut habe, wohl davon halten würde wenn er das herausfindet? Er würde mich aufhalten, oder? Genauso wie jeder andere es tun würde und ich könnte sie nicht einmal dafür verurteilen mich vor mich selbst zu beschützen. Es ist nicht richtig.
Das weiß ich.
Trotzdem sehe ich jeden Tag in den Spiegel und fühle mich zu breit, zu speckig, zu unwohl. Wenn ich alte Bilder von mir betrachte könnte ich schreien und weinen zugleich, weil ich mir selbst vor Augen halte wie ich einmal war.
Dünn, sportlich, stramme Haut, gelenkig und kräftig.
Ich will diesen Körper zurück, er war so wunderschön.

Die Pille und die Abwesenheit von meinem Cheerleadertraining haben mich zu dem gemacht was ich jetzt bin. Sie haben mich 15 Kilogramm zunehmen lassen, haben mir Heißhungerattacken verschafft.
Es war schrecklich, dass habe ich selbst bemerkt und mich gezwungen aufzuhören.
Ich verfolge meinen Plan weiter und werde mein Ziel irgendwann erreichen, da bin ich mir sicher. 

Denn schließlich...habe ich schon 3 Kilo in einer Woche verloren.