Nächtlicher Flug

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„Kaz?!", fragte ich panisch, während ich mich an die Person über mir klammerte.

Tief unter mir, war die mehrspurige Straße. Und wenn Kaz mich loslassen würde, würde ich einfach da runter stürzen.

„Kaz, lass mich runter!"


Plötzlich merkte ich, wie sich seine Hände lösten und ich begann in die tiefe zu fallen. Ich fing an panisch zu kreischen.Doch ich wurde schnell wieder aufgefangen.

Schockiert sah ich nach oben, als ein tiefes Lachen ertönte. Das war nicht Kaz!

„Das fällt dir ja früh ein", lachte die Person, von der mein Leben abhing. Wortwörtlich!

Ich klammerte wieder an der Person, falls sie mich noch einmal loslassen sollte. Auf diesen Trip hatte ich nicht nochmal Lust.

Ich konnte auch spüren, wie meine Arme und Beine etwas zitterten, und angesichts dessen, dass das keiner meiner Nachbarn war, machte es mir auch ziemlich Angst.

Wo bin ich da nur rein geraten?


„Juna!"

Ich hörte jemanden meinen Namen rufen. Und ich wusste ganz genau wer das war. Es war Kaz Stimme, und sie schien immer näher zu kommen.

„Du hast keine Chance, kleiner Möchtegernheld."

Ich versuchte etwas nach hinten zu sehen, was durch meine Position nicht gerade einfach war. Doch ich konnte in etwas weiter Entfernung eine schwarze Silhouette sehen, die langsam näherkam.


„Juna, lass los! Ich fange dich auf!", rief er mir zu, doch ich musste ihn enttäuschen.

Damit ich diesen Mann hier nochmal loslasse, musste einiges passieren.

„Ich kann nicht!", rief ich, etwas leiser als gehofft. Ich wusste nicht, ob er mich gehört hatte. Doch scheinbar war das auch gar nicht nötig, da der Mysteriöse Mann das Reden übernahm.

„Wird sie nicht. Sie vertraut dir nicht. Außerdem weißt du ganz genau, dass du abstürzen würdest!"

Ich hörte wieder das tiefe Lachen und bemerkte, wie wir unsere Geschwindigkeit erhöht hatten. Meine Finger krallten sich automatisch in seine Haut.

„Miststück", zischte er als Reaktion darauf.

Das konnte ich nur zurückgeben.


Als plötzlich ein Flammenball an mir vorbeizog, zuckte ich zusammen.

Ich war echt froh, dass er hinterher war mich zu retten, allerdings wusste ich nicht, ob ich froh darüber sein sollte, dass er das Einzige was zwischen mir und dem freien Fall stand, versuchte abzuschießen.

„Du hast keine Chance ohne dein Team!", rief mein Flugbegleiter.

„Das denkst auch nur du!"

Kaz hatte tatsächlich aufgeholt und war neben mir. Er griff nach meinem Arm und wollte mich grade zu sich ziehen, da traf seine Schulter eine Art schwarzer Ball. Er zischte vor schmerz und ließ mich aus Reflex wieder los. Sofort klammerte ich mich wieder an mein jetziges Flugzeug.

Kaz lag sofort etwas zurück, da er sich vor Schmerzen die Schulter hielt. Doch nicht lange, da flog erneut ein Feuerball vorbei.

„Du solltest zielen üben!"

Keine Sekunde später, spürte ich ballende Hitze in meinem Rücken und ein Aufschrei des unbekannten ließ mich mein Blick nach hinten richten. Eine riesige Flamme, als hätte Kaz einen Flammenwerfer in der Hand, streiften die Füße meines Entführers. Dieser drehte sich und änderte die Flugrichtung, sodass sich die Flamme über mein rechtes Bein zog. Schmerzerfüllt kniff ich die Augen zusammen und versuchte nicht los zu schreien. Ein paar Tränen konnte ich ebenfalls nicht verhindern.

Als die Flammen aus waren, brannte mein Bein weiter. Ich hatte definitiv Verletzungen davongetragen.

„Wenn du mir schadest, schadest du ihr", hörte ich die Worte von über mir."

Eine Antwort von Kaz kam nicht. Doch ich konnte sehen, wie er uns erneut einholte und wieder versuchte, nach mir zu greifen. Erneut ohne Erfolg, da er mit einer großen Kraft weggestoßen wurde und aus meiner Sichtweite flog.

„Den wären wir los", sagte mein Flugbegleiter und flog unbekümmert weiter, während ich, seinen Arm umklammernd, in den Abgrund schaute, in den ich jede Sekunde stürzen konnte.


-


Ich öffnete meine Augen und fing an zu schreien. Nur wenige Sekunden später realisierte ich, dass ich einen Albtraum hatte. Ich drückte mich in die kalte Ecke, in der ich saß und verarbeitete das gerade gesehene.

In meinem Traum wollte Kaz mich retten und kurz bevor er mich hatte, ließ er mich fallen. Und erst als ich auf dem Boden aufkam, endete der Traum.

Als ich mehr und mehr in der Realität ankam, spürte ich, dass ich total nassgeschwitzt war. Ich fühlte mich, als hätte ich Fieber.

Und mein Bein sah nicht besser aus. Die Hose war an vielen Stellen bereits weg und über die Außenseite zog sich ein riesiger Streifen verbrannter Haut. Teilweise blutete es an kleinen Stellen, an anderen bildeten sich Blasen.

Allein schon bei dem Anblick wurde mir schlecht, von den schmerzen, die diese Verletzung verursachten, mal ganz abgesehen.

Außerdem hatte ich noch ein anderes Problem. Ich war hier in einem kleinen Raum eingesperrt. Nur eine Tür mit einem kleinen Glasfenster war zwischen mir und meiner Freiheit. Ich war zwar nicht gefesselt, allerdings konnte ich mit diesem Bein auch nicht sonderlich aufstehen, geschweige denn abhauen, sollte ich die Möglichkeit dazu haben. Dazu waren die Schmerzen zu stark.

Also blieb mir nichts anderes als hier auf mein Schicksal zu warten. Oder darauf, dass Kaz mich findet. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, wie er das anstellen wollte.


„Na sieh mal einer an, was mir mein Bruder da mitgebracht hat."

Die Türe vor mir öffnete sich und ein Mann in schwarzer Hose, grauem Shirt und schwarzer Lederjacke trat ein. Er stellte sich direkt vor mich und schaute auf mich herab.

„Das mit deinem Bein tut mir leid, aber das war ja die Schuld von deinem Freund."

Er grinste mich an.

Ich schaute wortlos zu ihm rauf.

„Du musst nicht mit mir reden. Ist sogar besser so, dann habe ich wenigstens meine Ruhe. Ich brauche dich eh nur als Köder!"

Er betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augen, dann machte er Kehrt und verließ den Raum, nur um die Türe wieder abzuschließen.

Ich hatte keine Ahnung was diese Typen mit mir vor hatten oder von mir wollten, aber bei einer Sache war ich mir sicher. Ich würde hier nicht rauskommen.

Zwischen Bionic und SuperkräftenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt