Kapitel 1

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Lean:

Weinend lag ich in der Ecke bei den Schließfächer unserer Schule und versuchte die ganzen Tritte abzuwehren. Ich hatte keine, wirklich überhaupt keine Kraft mehr.
Ich verstand nicht wieso manche Alpha und Beta in unserem Rudel mich so sehr hassten. War es nur weil ich ein Omega war? Weil ich schwul war? Ich konnte doch rein gar nichts für meinen Rang! Machte es mich tatsächlich so viel weniger Wert? Anscheinend schon.
Ich kniff meine Augen zusammen und machte mich noch kleiner. Dann hörte ich meine Erlösung: die Schulglocke leutete, und sie ließen endlich von mir ab.
"Jetzt verpiss dich du dreckiger Omega!", rief Arian. Er war der erste Beta unseres zukünftigen Alphas Minho. Ängstlich blickte ich zu ihnen auf und spürte wie sehr ich zitterte.
Schnell rappelte ich mich auf und wollte an ihnen vorbei laufen, jedoch stellte mir Noan ein Bein und ich fiel wieder auf meine Knie.
Zischend stütze ich mich auf meine Hände. Ich war als Omega körperlich schneller verletzt bar als die Beta und vor allem als die Alpha. Ich hasste es.
Diese ganzen stechenden Gerüche die die Alpha ausstiesen, ließen mich immer nervöser werden.
"Dummer Omega. Sterb einfach, das wäre für das ganze Rudel eine Erleichterung!", sprach Minho.
Laut lachte die Jungs Gruppe und sie gingen entspannt den nächsten Gang entlang. Bestimmt gingen sie nun in ihre Klassen.

Langsam lehnte ich mich an die Wand hinter mir und begann stumm zu weinen. Meine Augen brannten und meine Tränen benezten Wangen waren sicher total rot.
"Fuck", flüsterte ich leise.
Ich hielt das langsam wirklich nicht mehr aus. Ich zog meine Knie an meinen relativ trainierten Oberkörper und fuhr mir durch meine schwarzen, in die Stirn hängenden Haare. Hatte ich ihnen jemals etwas getan? Nein, wieso auch? Ich hatte so viele Probleme ich kann damit langsam aber sicher nicht mehr mit umgehen. Ich wurde jeden Tag verprügelt und gedemütigt. Ich fühlte mich so wertlos auch wenn ich Zuhause etwas mehr Schutz hatte da mich die Erwachsenen des Rudels und die Kinder wirklich gut behandelten, half das nicht viel gegen die ständigen Schikanierungen der Jungen in meinem Alter. Außerdem war ich schwul, was als männlicher Omega eigentlich rein gar nichts besonderes war, aber dennoch hatten sie ein Problem damit.
Die Tränen stoppten und ich fing mich wieder. Ich akzeptierte das mein Leben so war. Ich meine ich kannte es nicht anders und wenn ich 18 werde könnte ich das Rudel verlassen. Ob ich das wollte wusste ich noch nicht ganz aber es sprach viel dafür.
Vorsichtig stand ich nun auf und beschloss wie so oft in das Krankenzimmer zu gehen.

Mit hängenden Schultern öffnete ich die Tür und eine besorgte Mina Empfang mich sofort. "Lean... Du musst langsam wirklich sagen wer dir das ständig antut, sonst wird das nie aufhören."
"Es ist alles in Ordnung, ich bin nur die Treppe runter gefallen Mina."
Ich sagte nicht wer es war. Ich wollte auf keinen Fall den baldigen Alpha in ein schlechtes Licht rücken, das würden mir seine Beta niemals verzeihen und unserem gesamten Rudel einen unschönen Ruf geben. Außerdem würde es dann auch Zuhause schlimmer werden wenn ich die Jungs verpetzen würde...
"Aber sicher doch...", seufzte sie.
Ich setzte mich auf die weiße Liege
und die junge Frau schob sanft mein T-Shirt hoch. Bemitleidend sah sie mich an, begann auf meine ganzen blauen Flecken eine Creme zu verteilen und stellte fest das sogar eine Rippe angebrochen war.
"Ich denke du gehst für den Rest des Tages nach Hause und erholst dich etwas, okay?", meinte sie.
"Danke." Ich lächelte sie an.
Ich glaube Mina war meine einzige Bezugs Person hier in der Schule.
Sie war total lieb, hatte dunkles, extrem lockiges Haar, und ein hübsches Lächeln.
"Bitte denke darüber nach wenigstens mir zu sagen wer es ist damit wenigstens ich ein Auge darauf habe."
"Mal sehen... Danke Mina! Tschüss und bis Montag." Sie zog mich in eine Umarmung und klopfte mir noch ermutigend auf den Rücken.
Also erhob ich mich, ging zurück zu meinem Klassenraum und klopfte an die Tür.

Nach einem "Ja bitte" meiner Lehrerin kam ich rein und erklärte ihr das ich früher gehen durfte da ich angeblich Kopfschmerzen hätte. Sie wünschte mir Gute Besserung, ich ging durch den Raum um meine Sachen von meinem Platz zu nehmen und wurde von Noans Blick fast erdolcht. Ängstlich beendete ich den unangenehmen Augenkontakt und flüchtete aus den Klassenzimmer.
Ich ging aus dem großen Schulgebäude raus und machte mich auf den Heimweg. Bereits nach nur 5 Minuten war ich Zuhause angekommen und wurde von einer gut gelaunten Jane abgefangen.

Enemies to LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt