Quest XI 🚄

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So verbrachte ich also die letzte Nacht in den Bergen mit Kenma, bevor wir uns alle gemeinsam wieder auf den Rückweg machten. Da es auf das Ende der Schulferien zu ging, war der Shinkansen maßlos überfüllt. In dem Gedränge hatte ich die anderen aus der Augen verloren, denn jeh weiter wir Richtung Heimat kamen, umso voller wurde es. Verloren stand ich zwischen den vielen Leuten, während ich starr den Blick auf den Boden richtete, wurde ich von der Woge an Menschenmassen herumgeschoben. Ich hatte solche Mühe damit, meine Panik im Griff zu behalten, dass ich an einer Haltestation, beim öffnen der Türen, unachtsam gegen einen im Gang stehenden Koffer stolperte und von den sich heraus drängenden Leuten mitgerissen wurde. Verzweifelt kämpfte ich gegen den Strom an, doch ich hatte keine Chance. Das piepen, vor dem Schließen der Türen, ertönte bereits, als ich am Handgelenk gepackt und in letzter Sekunde in den Zug zurück gezogen wurde. Kenma stützte sich japsend auf seine Oberschenkel, "das war knapp." Er hatte durch das Fenster gesehen, dass ich mit nach draußen gerissen wurde und hatte sich hastig einen Weg zu mir gebahnt, um mir zu helfen. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, doch plötzlich war ich gezwungen den Rückzug anzutreten. Eine Gruppe junger Männer war beim letzten halt eingestiegen, weshalb ich bei dem Versuch ihnen auszuweichen, bis in die Ecke gedrängt wurde. Einer von ihnen stand trotz allem direkt vor mir und grinste mich an, "sorry, es ist einfach zu voll." Entschuldigte er sich, als er gegen mich gedrückt wurde. Mein Puls begann zu rasen und ich konnte das Rauschen meines Blutes in den Ohren hören. Die Trockenheit in meinem Mund war nichts im Vergleich zu den tropfnassen Händen, die ich ängstlich in meinen Rock krallte. Das kribbeln war mittlerweile so stark, dass es sich nur noch um Sekunden handeln konnte, bis ich Ohnmächtig werden würde, als Kenma sich zwischen uns schob. Er legte die Arme um mich und hielt meinen zitternden Körper an seine Brust gedrückt. "Konzentrier dich nur auf mich." Flüsterte er mir zu und augenblicklich beruhigte ich mich wieder ein wenig. Ich stand mit dem Rücken zur Wand und konnte vor mir nur Kenma ausmachen, der mich liebevoll festhielt und von allem was mir Angst machte abschirmte.

Während der restlichen Fahrt verharrten wir in genau dieser Position und ich hatte mir keinen schöneren Ort als in seinen Armen vorstellen können. Kaum hatten wir den Bahnsteig betreten, fanden wir auch den Rest unserer Mitreisenden wieder. Mit Tränen in den Augen stürzte Yumiko auf mich zu, "ich hab mir Sorgen gemacht." Heulte sie in mein Ohr. Beruhigend tätschelte ich ihren Arm, Miyu musterte meinen Freund und seufzte, "Wir gehen fast ein vor sorge und jetzt müssen wir feststellen, dass du nur mit deinem Lover geflirtet hast. Du bist wirklich zu beneiden." Ich grinste stolz und schnappte nach seiner Hand, „oh ja, ich kann mich wirklich glücklich schätzen." Verkündete ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Peinlich berührt versuchte er mich von sich zu schieben, doch ich ließ mich nicht abwimmeln. Lachend schlang ich die Arme um ihn, von mir aus sollte die ganze Welt wissen, dass er nun mir gehörte. Als wir uns in Richtung Ausgang begaben, umschloss ich seine Hand erneut mit meiner und schenkte ihm ein sanftes Lächeln. Er erwiderte meine Geste und drückte behutsam zu. Man konnte den Ausgang bereits sehen, als mir jemand ins Auge fiel, der uns auf gar keinen Fall so zusammen sehen durfte. Mein Vater wollte mich anscheinend vom Bahnhof abholen. Augenblicklich wollte ich Kenmas Hand los lassen, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen, zu meinen Erstaunen festigte er seinen griff und zog mich zu sich zurück. Entschlossen lief er gemeinsam mit mir auf den Mann zu, der ihm neulich noch Angst gemacht hatte. Doch ich konnte spüren, wie feucht seine Handflächen waren. Diesmal war ich es, die seine Hand leicht drückte, denn es machte mich glücklich, dass er zu unserer Beziehung stand. Als mein Vater uns erblickte, konnte ich bereits von weitem die Wutader auf seiner Stirn pulsieren sehen. Zum Glück war meine Mutter ebenfalls da und redete auf ihn ein, sonst wäre er höchstwahrscheinlich schon auf uns zu gestürmt, um mich von ihm los zu reißen.

Vor meinem Vater kamen wir zum stehen. Er und Kenma starrten sich eine gefühlte Ewigkeit schweigend an, diese Spannung zwischen ihnen war nicht auszuhalten, „ich würde euch gerne meinen Freund vorstellen..." stotterte ich nervös drauflos. Wütend fiel er mir ins Wort, „ich werde es auf keinen Fall gutheißen, dass..." auch er brach seinen Satz ab, denn meine Freundinnen waren hinter uns getreten und stärkten uns den Rücken. Yumi grinste meine Eltern an und klopfte Kenma auf die Schulter, was ihn leicht zusammenzucken ließ, „keine Sorge Herr Itou, ich würde Kotori keinem Kerl überlassen der schlecht für sie wäre. Glauben sie mir, es hätte viel schlimmer kommen können, dieser Spargeltarzan ist absolut harmlos. Im Gegenteil, seine Eltern müssten eher Angst um ihn haben." Erklärte sie lachend und hatte meinem Vater damit die Sprache verschlagen. Seufzend ließ er seinen Widerstand fallen und reichte Kenma mit genervter Miene die Hand zur Versöhnung. Zaghaft schlug der blonde ein, seinem Gesichtsausdruck zu urteilen drückte mein Papa aber ziemlich fest zu, doch er ließ sich davon nicht beirren. „Schön, jetzt wo ihr euch vertragen habt, kannst du uns ja mal besuchen kommen." Schlug meine Mutter mit einem Engelsgleichen lächeln vor. „ähm ...ja danke." Gab Kenma verlegen wieder und wurde leicht rot, was mir ein schmunzeln entlockte. Ich zog ihn zu mir runter und presste ihm einen Kuss auf die Wange, „wir sehen uns." Hauchte ich und hakte mich dann bei meinem Vater unter, um mit ihm heim zu gehen, bevor er wegen meiner Geste erneut die Beherrschung verlor. Entschuldigend verbeugte sich meine Mutter vor den anderen und eilte uns hinterher.

Nachdem ich zu Hause meine Tasche ausgepackt hatte, lümmelte ich mich auf mein Bett und scrollte durch die Fotos unserer Reise, als das Handy in meiner Hand vibrierte und mir eine neue Nachricht anzeigte.

Kenma
Bist du gut Heim gekommen?

Kotori
Klar, meine Eltern haben mich schließlich begleitet ^^
ich hoffe du auch...

Kenma
Sicher....was machst du?

Kotori
Ich schaue mir unsere Fotos an,
und du?....Lass mich raten ...
Zocken? 😂

Kenma
Erwischt...😊
Ich wollte dir eigentlich nur eine gute Nacht wünschen

Kotori
Ich wünsche dir auch eine gute Nacht 😘
Und geh nicht zu spät ins Bett, die Schule fängt bald wieder an.

Trotzdem wir uns bereits eine gute Nacht gewünscht hatten, schrieben wir noch eine ganze Weile über völlig belangloses Zeug weiter, aber die Vorstellung, dass er mir schrieb einfach weil er an mich dachte, ließ mein Herz höher schlagen. Am Anfang der Sommerferien hätte ich niemals gedacht, dass ich mit Kenma als festen Freund zur Schule zurückkehren würde.

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