Müde und viel zu früh öffnete Momoka ihre Augen. Die Unsicherheit des gestrigen Abends hatte sich schneller in Wohlgefallen aufgelöst, als sie gekommen war. Shuji hatte das Essen, dass sie gekocht hatte erwärmt und wartete schon im Wohnzimmer auf der großen Couch auf sie. Nichts gab ihr das Gefühl, er wolle sie loswerden. Ganz im Gegenteil, er meckerte sogar, dass er heute noch einmal zu seiner Arbeitsstelle musste und nicht einfach auch noch den ganzen Tag bei ihr bleiben konnte. Auch wenn gestern einiges schiefgelaufen war, hätte es wirklich nicht besser sein können. Ansonsten wäre einfach alles zu perfekt für Momokas Geschmack gewesen.Leicht drehte sie ihren Kopf zur Seite und betrachtete den Mann neben sich. Er lag bäuchlings nur bis zu seiner Hüfte, mit der dünnen Decke bedeckt auf der anderen Seite des Bettes. Seine Arme hatte er unter dem Kissen vergraben und seinen Kopf darauf gebettet, sodass Momoka der Blick auf sein Gesicht leider verwehrt blieb. Vorsichtig streichelte die Frau über die Striemen auf dem breiten Kreuz. Das hatte sich wohl die Brünette zuzuschreiben. Aber zum Glück schien es Shuji überhaupt nichts auszumachen. Er meinte sogar, es gefiele ihm sehr, wenn sie ihn so kratzte. Es wäre ja ein Zeichen, dass ihr das zusagte, was er tat und so war es auch, sehr sogar. Das zweite Mal sogar mehr als das Erste. Es war bei weitem nicht so gehetzt und viel sinnlicher. Sie nahmen sich beide die Zeit, den Körper des Anderen bis ins Kleinste zu erkunden und die Vorlieben des Anderen etwas besser kennenzulernen. Mit dem Zeigefinger fuhr sie langsam seine Wirbelsäule herunter bis zum Saum der Decke, wo sie kurz verharrte. Ein unzufriedenes Grummeln ließ sie aufsehen, jedoch hatte sich Shuji noch nicht bewegt, nur unverständliches, verschlafenes Gemurmel ließ die Künstlerin darauf schließen, dass Hanma die Quelle der Geräusche war. „Nicht aufhören, mach weiter", kam es nun etwas verständlicher von ihm und der Schwarzblonde drehte seinen Kopf auf die andere Seite. Leicht lächelte die Brünette und machte einfach damit weiter, ihm leicht über den Rücken zu streicheln. „Guten Morgen, Shuji", begrüßte sie ihn in der Welt der Wachen, wodurch der Angesprochene aber nur seine Unterlippe vorschob. „Krieg ich keinen Kuss?", fragte Hanma immer noch nicht ganz wach. Nur zu gern rutschte Momoka etwas näher an ihn heran, um ihn dann ganz unschuldig auf die Lippen zu küssen. „So, ist es jetzt besser?", erkundigte sich die Illustratorin und erntete ein breites Lächeln. „Ja, viel besser", antwortete der Mann, nur, um seinen Arm schwerfällig zu heben und Momoka wie ein übergroßes Kuscheltier an sich heranzuziehen. Zufrieden brummte Shuji in ihren Nacken und sagte etwas, das sie grob als „noch ein bisschen schlafen" identifizieren konnte. Aufstehen konnte sie nun also vergessen. Resignierend schloss sie ihre braunen Augen und schlief genau wie der Mann hinter ihr noch einmal ungewöhnlich tief ein.Erst Stunden später wurde die junge Frau wieder wach. Wie durch einen Nebel drang eine andere Frauenstimme an ihr Ohr. Unaufhörlich hörte sie ein „Wachen Sie auf Herr Hanma", das immer näher kam, bis es so klang, als wäre es direkt neben ihr. Nur einen winzigen Spalt öffnete Momoka ihre Augen, jedoch konnte sie nicht sehen, wer da war, denn die Person musste wohl auf der anderen Seite des Bettes stehen. Erst jetzt realisierte sie, was genau hier los war. Dort befand sich eine ihr wildfremde Person im Schlafzimmer Shujis. Erschrocken schrie die Illustratorin auf und saß auch schon im nächsten Moment aufrecht im Bett. Zu ihrem Glück trug sie ein Shirt von Hanma, denn ansonsten hätte sie sich nun vor einer wildfremden Person entblößt.„Pfirsichgesicht, was schreist du denn hier so rum?", grummelte es neben ihr und der Mann richtete sich auf. Verschlafen rieb er sich über die Augen und sah sich um. „Ernsthaft, ich habe dir doch gestern gesagt, dass ich eine Haushälterin habe", sagte er und fuhr sich durch seine Haare, „Was gibt es Frau Nakamura?"Die angesprochene Frau verbeugte sich höflich und entschuldigte sich sofort für die Störung. Erst jetzt fiel Momoka auf, dass es sich bei der Frau um keine Japanerin handelte. Viel mehr sah sie mit ihrer gebräunten Haut aus wie eine Filipina, auch ihr leichter Akzent ließ darauf schließen.„Es tut mir leid, wenn ich sie gestört habe, aber ihr Telefon klingelt draußen unaufhörlich", erklärte Frau Nakamura und schaute indessen Momo mit kritischem Blick an. Die Brünette fühlte sich wie durchleuchtet. Die Haushälterin schien jeden Millimeter der jungen Frau zu analysieren, erst als Shuji sich einmischte, ließ die Fremde von ihren Betrachtungen ab. „Das ist meine Freundin. Momoka Genda. Sie wird jetzt öfter hier sein. Nur damit sie sich nicht wundern", klärte Hanma seine Angestellte nun auf und diese nickte. „Also muss ich diese Frau nicht verjagen?", vergewisserte sich die gebräunte noch einmal vorsichtshalber. „Nein, Frau Nakamura. Momo muss nicht verjagt werden. Ach und das in der Küche können sie stehen lassen. Davon ess ich heute Abend noch etwas" beendete der Schwarzblonde das Gespräch und machte der Haushälterin klar, dass sie weiter machen sollte. Diese verbeugte sich noch einmal und verließ den Raum, aber nicht ohne Momoka einen letzten abschätzigen Blick zuzuwerfen.„Sie verscheucht Frauen? Warum?", ausgerechnet das war das Erste, was die Brünette fragte. Kurz sah Shuji sie überlegend an und zuckte kurz mit den Schultern. „Du solltest doch mittlerweile mitbekommen haben, dass ich von Zeit zu Zeit eine Frau mit hier hatte und da es mir immer zu mühselig war, bin ich hier weg, bevor Frau Nakamura kam und sie ist die Frauen dann für mich losgeworden. Das kostet mich sonst zu viele Nerven", gerade raus und ohne etwas beschönigt zu haben, gab Hanma Momo ihre Antwort. Diese wusste erst nicht, was sie davon halten sollte, aber jede Person, die Shuji kannte, hatte ihr gegenüber erwähnt, dass er Frauengeschichten in der Vergangenheit hatte, also sollte es Momoka wirklich nicht wundern. Sie nickte also verstehend und sah ihn genau an. „Meintest du das ernst, dass ich deine Freundin bin?"Der Schwarzblonde legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen: „Ja? Warum sollte ich ihr das sonst sagen?" Stimmt, er sprach noch nie etwas aus, dass er nicht auch so meinte. „Also sind wir zusammen?", versicherte sich die Brünette ein weiteres Mal. Woraufhin sie der Mann neben ihr nur ernst ansah. „Dein Ernst jetzt? Klar sind wir zusammen. Ich dachte, wir wären in einem Alter, indem man das nicht mehr so genau festlegt."Das, was Shuji ihr sagte, machte schon Sinn, jedoch war sich Momoka in solchen Momenten ihrer Menschenkenntnis einfach viel zu unsicher. „Ich weiß ja nicht, wie du das siehst. Aber, wenn du das auch möchtest, dann sind wir jetzt wohl ein Paar", stellte die Brünette eigentlich nur für sich fest, aber Hanma beugte sich trotzdem zu ihr, nur um über sie hinwegzugreifen und ihr Handy vom Nachttisch zu nehmen. Mit Argusaugen beobachtete sie ihren Freund, wie er auf ihrem Handy herumtippte. Woher kannte er überhaupt ihr Passwort? Sie konnte sich an keinen Augenblick erinnern, bei dem er die Möglichkeit gehabt hätte zu sehen, wie sie ihr Telefon entsperrt hatte. Trotzdem konnte es wirklich gut sein, dass er es einfach beim Mittag diese Woche gesehen hatte. „Sag mal, was machst du da?", skeptisch betrachtete Momoka das Tun Shujis weiterhin. Dieser grinste bis über beide Ohren und gab ihr das Smartphone auch schon wieder zurück. Als sie das Display erhellte, blieb ihr das Herz eine Sekunde stehen. Es war wirklich schon Mittag! Raito und Sanda mussten unbedingt gefüttert und rausgelassen werden. „Shuji, ich muss nach Hause! Unbedingt!", entkam es der Illustratorin panisch. Sie sprang auf und sah sich hektisch im Raum um. Irgendwo musste doch ihr Kleid sein. Hanma hatte es doch hier hingeworfen. Oder war es die andere Seite? Die Brünette raufte sich die Haare. Das konnte doch nicht wahr sein. „Was ist denn jetzt wieder los?", fragte der Schwarzblonde ruhig und schwang seine Beine aus dem Bett. „Wenn du deine Sachen suchst, dann hat sie Frau Nakamura sicher mit in die Waschmaschine getan. Aber das kann ja jetzt nicht dein Problem sein."Heftig schüttelte Momo den Kopf: „Nein, es ist viel schlimmer! Ich habe Raito und Sanda vergessen! Sie brauchen ihr Futter, sonst werden sie aggressiv! Kannst du mir was zum Anziehen leihen? Ich gebe es dir auch morgen wieder! Ich muss echt los!" Kopfschüttelnd stand der Mann auf und ging gemächlich auf seinen Schrank zu, während Momoka ungeduldig direkt hinter ihm stand. „Die werden sich schon nicht gleich umbringen, wenn du nicht pünktlich bist. Schieb also nicht so 'ne Panik, Kleines. Ich fahr dich auch. Der Porsche müsste ja schon wieder unten stehen", die Stimme des Zweimeter-Mannes klang immer noch träge, so als könnte er einfach noch Stunden schlafen. Als er dann ein paar Sachen aus dem Schrank gezogen hatte, wurden sie ihm sogleich von der Künstlerin aus der Hand gezogen. Sofort schlüpfte sie aus dem Shirt, das sie zum Schlafen getragen hatte und zog sich den dunkeln Kapuzenpullover und die viel zu lange Hose an. Zweifelnd wanderte eine Augenbraue von Shuji nach oben: „Willst du nicht duschen?" Eine durchaus berechtigte Frage, jedoch nicht jetzt. Dafür war einfach keine Zeit. „Ich hab dafür keine Zeit! Ich dusch zu Hause", damit lief sie halb über die Hosenbeine stolpernd in den Flur und zog sich die Schuhe an, die sie gestern getragen hatte.Belustigt folgte ihr Hanma. Sowas hatte er auch noch nicht erlebt. So durch den Wind, nur weil sie ihre Kaninchen nicht pünktlich fütterte. In aller Seelenruhe zog er sich selbst noch an, nahm ihr Handy, sowie seines und folgte Momoka dann. Diese stand schon vor der Tür und drängelte bereits: „Wie kannst du so ruhig bleiben? Shuji, das ist echt wichtig!" Mit der kleinen Hand packte sie ihn am Handgelenk und zog ihn hinter sich her in den Fahrstuhl. Als die Türen sich nun endlich schlossen, legte der Schwarzblonde die Arme von hinten um seine Freundin und bettete sein Kinn auf ihrem Kopf: „Hast du nicht was vergessen?" Er hielt ihr just in diesem Augenblick ihr Handy vor die Nase, das Momoka ihm auch sogleich abnahm. „Danke, ich hätte es wohl liegen lassen", ein Hauch eines Lächelns bildete sich auf ihrem Gesicht und sie drehte sich zu Shuji um und küsste ihn kurz. Zärtlich fuhr er ihr durch die Haare und murmelte dann: „Wolltest du nicht eigentlich schauen, was ich an deinem Handy gemacht habe?" Ein eifriges Nicken folgte und die Grafikerin schaute sofort nach.Anfangs fand Momoka nichts, was ihr auffallen sollte. Erst als sie alle Chats in ihrer Messengerapp durchgegangen war. Shuji hatte seinen Kontaktnamen von „Herr Hanma" in „Shuji ♥" geändert. Schmunzelnd sah die Brünette zu ihm hoch: „Und worunter bin ich eingespeichert?" Die Neugierde zierte ihr Gesicht, wie die großen Leuchtreklamen, die Clubs von Shinjukus. Wie auf Befehl zog der Angesprochen sein eigenes Gerät hervor und tippte und scrollte kurz bis er es Momoka vor die Nase hielt. Missmutig schob diese ihre Unterlippe vor und grummelte leicht. „Dein Ernst jetzt? Toilettenmädchen! Das ist nicht nett! So speichert man seine", sie machte eine kurze Pause, „Freundin nicht ein!" Belustigte Laute Shujis erfüllten den kleinen Raum und er tippte wieder auf dem Display herum und hielt es ihr dann kurze Zeit später vor die Nase. „Ist es so besser? Wird es dir als meine Freundin gerecht?" Der Brünetten klappte der Unterkiefer herunter, sie wusste nicht so recht, ob sie das jetzt so viel besser finden sollte. „Echt jetzt? Momo-tan? Ich bin kein kleines Kind Shuji!", meckerte sie, jedoch ließ sich der Schwarzblonde nicht davon beirren. „Aber so klein und süß. Also beschwer dich nicht Momo-tan."~Zur gleichen Zeit, irgendwo in der Nähe von Shujis Appartment hinter einer komplett verglasten Hochhausfront, saßen drei Männer an einem Tisch und diskutierten miteinander. „Und das ist jetzt mein Problem? Ich habe meine Ressourcen schon anders verplant. Für deine Eifersuchtsanfälle, werde ich bestimmt nicht noch mehr Zeit opfern", entkam es dem schwarzhaarigen Mann mit Sidecut genervt. Der Brillenträger ihm gegenüber schnaubte nun abfällig und verdrehte die Augen. „Mach dich nicht lächerlich Kokonoi, du bist schuld, dass ich in meiner Arbeit behindert werde, also wirst du das auch wieder ausbügeln", für Kisaki war die Sache eindeutig. Hajime Kokonoi trug die alleinige Schuld daran, dass Hanma sein aktuelles Verhalten an den Tag legte.„Mit Verlaub Kisaki. Koko ist nur auf den Wunsch Hanmas eingegangen, dass es ihm zugutekam, lag sicher nicht primär in der Absicht Hanmas", wie immer wirkte Kokos Wachhund, Sheishu Inui als Diplomat bei dieser Diskussion. Genau das konnte der Brillenträger jetzt aber nicht gebrauchen. Er wusste genau, dass, wenn er den Geldverwalter nicht mit Worten überzeugen konnte, nur noch eins helfen würde und das war Geld. Nur ungern wollte Kisaki für solche Dinge sein Privatvermögen antasten. „Ich brauche Hanma jetzt aber hier. Wichtige Angelegenheiten müssen geklärt werden", versuchte es Kisaki weiter mit Worten. Jedoch kam von seinem Gesprächspartner nur ein Kopfschütteln. „Es bringt mir nichts, Hanma von diesem Objekt abzuziehen. Also kannst du es vergessen. Du wirst wohl noch weitere zwei Wochen ohne deinen Wachhund auskommen müssen", die Stimme des Schwarzhaarigen klang gelangweilt und gleichzeitig genervt. Ihm schien der Diskurs langsam aber sicher mehr zu kosten als nur seine Zeit. „Ich denke, damit hätten wir das geklärt. Koko hat noch mehr als genug Dinge zu erledigen", kam es nun von Inui, der dann aufstand und seinen schwarzen Anzug richtete. „Ich wünsche dir noch viel Spaß dabei, Hanma zu erreichen. Wie Inupi schon sagte, haben wir noch einige geschäftliche Termine, die sich leider nicht verschieben lassen", erklärte Hajime in förmlichen Ton und wollte gerade wie sein Kumpan gehen, als der Brillenträger beide aufhielt: „Was willst du dafür, Hanma dort abzuziehen?" Ein Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Geldhais. Wenn es um die grünen Scheine ging, dann war Kokonoi eine sehr vorhersehbare Person. Für ihn hatte alles auf der Welt seinen Preis und solange man ihm diesen bezahlte, würde er auch das tun, was man ihm auftrug.„Das, was mir durch Hanmas Fehlen im Verlag durch die Lappen geht, plus den Personalaufwand, Inuis Ausfall, ach und eine kleine Entschädigung für mich. Ich bezweifle stark, dass du das aus eigener Tasche aufwenden kannst. Höre also auf meine Zeit zu verschwenden", erklärte Koko und drehte Kisaki gerade den Rücken zu, als dieser in die Innentasche seiner Weste griff. Alarmiert griff auch Inui in die Innentasche seines Jacketts.„Ich habe es im freundlichen mit euch versucht, aber da ihr wie zu erwarten absurde Forderungen stellt, bin ich wohl gezwungen andere Geschütze aufzufahren. Also Kokonoi, wirst du Hanma aus deiner Investition zurückziehen, ja oder nein?", fragte Kisaki nun nachdrücklicher. In seiner Hand im verborgenen seiner Innentasche das kalte Metall seiner Pistole haltend.Immer noch die Ruhe in Person verdrehte Kokonoi die schwarzen Augen und trat einen Schritt auf Kisaki zu und legte dann den Kopf schief: „Na, hast du ohne Waffe Angst dich mit mir zu treffen? Du weißt eben doch, was für ein mickriger Wurm du bist. Aber von mir aus. Dein Hündchen wird ab morgen wieder zu deiner vollen Verfügung stehen. Ich werde dann wohl morgen Hanmas Arbeit ansehen müssen", kam es herablassend von Kokonoi, der seine Aufmerksamkeit jetzt dem Blonden hinter sich schenkte. „Wir müssen ein paar Termine verschieben, Inu. Wir gehen morgen erstmal im Verlag nach dem Rechten sehen. Also keine Vormittagstermine", erklärte er und verließ dann zusammen mit Inui den Raum.Schnaufend stieß Kisaki Luft aus. Wie ekelhaft diese ehemaligen Black Dragons doch waren. Diese um einen Gefallen zu bitten, war eigentlich das Letzte, was Kisaki zu tun bereit war, jedoch blieb ihm in dieser Angelegenheit nichts anderes übrig. Vielleicht würde sich ja die Sache mit Hanmas kleiner Tusse so von allein in Luft auflösen. Bei Shuji handelte es sich zum Glück um die Art Person, bei der aus den Augen, aus dem Sinn bedeutete.~ In der Zwischenzeit waren Hanma und Momoka bei ihrer Wohnung angekommen und der Schwarzblonde sah sich neugierig um. Während ihr Freund das tat, bereitet die Brünette das Futter für ihre vierbeinigen Mitbewohner vor. Sie schnitt sowohl Möhren als auch einen Apfel und zupfte etwas Salat. „Shuji, willst du die Kaninchen schon mal herauslassen?", fragte Momo ohne von ihrem Tun aufzusehen.Der Angesprochene löste seinen Blick von dem Bild, das er gerade betrachtet hatte. Auf diesem waren Momoka und ihre Freundin, die er am vergangenen Wochenende schon einmal getroffen hatte zu sehen. Beide waren um einiges jünger als jetzt. Er schätzte sie so um die vierzehn, maximal fünfzehn Jahre. Beide hielten in ihren Händen einen riesigen Fisch, den er aber nicht identifizieren konnte. Seine Kleine hatte ja schon erwähnt, dass sie aus einem Fischerdorf kam. Nun auch seine Gedanken von dem Bild lösend ging er auf das recht große Gehege zu und sofort begannen beide Bewohner mit den Hinterpfoten auf den Boden zu stampfen und quiekende Laute von sich zu geben. Verwirrt zog Hanma seine Augenbrauen zusammen: „Ist das normal, dass die hier so abgehen?"Einen Augenblick später kam auch Momoka mit zwei Schalen voller Futter dazu und schien genauso verwirrt zu sein wie der Schwarzblonde. „Nein, eigentlich sind sie ganz ruhig, aber das liegt sicherlich daran, dass du für sie fremd bist. An Fumika mussten sie sich auch erst gewöhnen. Am besten du gehst mal ein Stück zurück und ich lasse sie raus", mit diesen Worten reichte die Illustratorin ihm auch die zweite Schale und wartete bis er ein paar Schritte zurückgetreten war. Als sie die Tür des Stalls öffnete, hoppelten beide Kaninchen sogleich heraus und sahen an Momoka hoch. Jetzt gab sie Shuji ein Zeichen, dass er langsam zu ihr kommen konnte und sie nahm ihm gleich wieder eine der Schüsseln ab. „Wenn du willst, kannst du versuchen, sie zu füttern. Über Essen bekommt man sie eigentlich recht schnell zutraulich", kaum hatte sie das gesagt, hielt sie dem weißen auch schon ein Stück Möhre hin, das es sich auch gleich schnappte und daran rumknabberte.Zwar sah Shuji keinen Sinn darin, ein solches Tier aus der eigenen Hand zu füttern, aber wenn es Momoka Freude bereiten würde, dann musste er sich wohl oder übel dazu überwinden. Er hielt also dem Schwarzen ein kleines Stück Salat hin, was es zuerst auch ganz normal fraß, jedoch war der Brillenträger nur eine Sekunde unaufmerksam und das Tier biss ihn schmerzhaft in seinen Zeigefinger. „Au, fuck, was soll das, du kleines...", weiter sprach er nicht, denn seine Freundin stellte erschrocken das Futter auf den Boden und rutschte zu ihm heran. Ohne ihn selbst schauen zu lassen, griff sie nach seiner Hand und betrachtete den Biss genau. „Es blutet, wir sollten etwas darum machen und es zuerst desinfizieren, damit es sich nicht entzündet", redete sie gleich drauflos und wollte sofort aufstehen, um Verbandsmaterial zu holen. Shuji hielt sie aber auf: „Jetzt fütter erstmal die zwei Tötungsmaschinen. Ich geh nach nebenan und telefoniere kurz." Mit diesen Worten verschwand Hanma aus dem Wohnzimmer und ließ Momoka allein zurück. Ratlos lag ihr Blick auf Sanda, der sich seelenruhig über das Futter, welches der Mann zurückgelassen hatte, hermachte. „Sanda, was sollte das denn? Er hat dir nichts getan", das Tier knabberte natürlich unbeeindruckt sein Gemüse weiter, während Momoka nun aufstand, um das Gehege zu reinigen. Wahrscheinlich hatten ihre kleinen Fellbälle einfach Angst vor Shuji und das konnte sie ihnen nicht mal verübeln. Bei ihr war es Anfangs ja auch nicht anders.Beim Saubermachen des Stalles kam Momo nicht umhin, das ein oder andere Wort von Hanmas Telefonat aufzuschnappen. Allen Anscheins nach ging es wohl um seine Arbeit. Eine ganze Weile nahm sie das Gesagte nur unterschwellig wahr. Jedoch fiel immer wieder ein Frauenname. Kaya immer wieder hörte sie diesen Namen. Leicht biss die Brünette die Zähne zusammen. Warum telefonierte Shuji hier in ihrer Wohnung mit einer anderen Frau? Nein, warum telefonierte eine Frau mit ihrem Shuji! Sie wollte nicht, dass er mit anderen ihr unbekannten Frauen redete. Was war denn bitte, wenn sie besser aussahen als sie oder ihn einfach mit ihrer Art um den Finger wickelten. Die Künstlerin wusste ganz genau, wie bescheuert diese Gedanken eigentlich waren, jedoch schaffte sie es nicht, diese in den Hintergrund zu drängen.Mit zusammengebissenen Zähnen machte sie ihre Arbeit fertig und setzte sich auf die Couch, wo sie dann nur noch wenige Minuten auf den Brillenträger wartete, bis dieser aus dem Schlafzimmer heraus kam und sie mit einem entschuldigenden Blick ansah: „Ich muss leider schon los. Auf der Arbeit geht grade alles drunter und drüber. Sei mir nicht böse, Kleine. Wir sehen uns dann morgen schon wieder im Verlag." Beim letzten Teil lächelte er leicht, jedoch sagte die Kleinere etwas, das sie eigentlich für sich behalten wollte: „Etwa zu dieser Kaya?" Sogleich schlug sich Momoka die Hände vor den Mund. Das wollte sie doch gar nicht sagen. „Bist du etwa eifersüchtig?", fragte Hanma mit leicht belustigtem Unterton nach. Schnell schüttelte sie den Kopf, sah aber ertappt auf ihren Schoß. „Hör zu, ich kenne Kaya schon ewig, da lief von Anfang an nichts und es wird auch nie was laufen. Sie muss mir nur mit einer Person helfen, mit der ich nicht wirklich klarkomm, sie aber umso besser. Mach dir also keine Sorgen, ja?", sagte er und legte seine Hand auf ihre Wange. Langsam beugte er sich zur Grafikerin runter und küsste sie kurz.Diese seufzte und nickte dann: „Ich sollte wohl weniger über alles nachdenken, was?" Ein minimales Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht und der Mann neben ihr nickte. „Genauso ist es. Ich muss jetzt aber los. Wir sehen uns morgen", verabschiedete er sich und drückte ihr noch einen Kuss auf, um danach gleich die Wohnung zu verlassen.Kaum hatte Momoka einen Freund, belastete sie ihn mit einem Anfall von Eifersucht. Das war echt nicht normal und sie musste sich das unbedingt abgewöhnen. Am besten etwas an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten. Das wäre wohl das Beste.
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Sketches (Hanma x Oc) (Tokyo Revengers)
FanficAls der Verlag, in dem Momoka arbeitete, an einen unbekannten Investor verkauft wurde, ahnte sie nicht, dass sie in Dinge involviert werden würde, die sie eigentlich nur aus Filmen kannte. So muss die junge Frau es am eigenen Leib erleben, wie aus e...