𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟜𝟚

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Robin klingelte bei Nia.

Er fühlte sich ein wenig unwohl mit dem Lockenkopf, den er nun besaß, weswegen er auch nochmal die Frontkamera öffnete und sich ansah, als er ein zweites Mal die Klingel betätigte.

Die Sache mit Jenaro war für ihn immer noch nicht unwichtig geworden. Auch wenn er sich mit ihr vertragen hatte, konnte er diesen Teil einfach nicht vergessen, weshalb er auch den Termin beim Friseur genutzt hatte, um mehr dem Geschmack zu ähneln, auf dem Nia sonst so stand.

Selbst seine heutige Kleidung war nicht, er.

Er klopfte nun und horchte, als er die stampfenden Schritte seiner Freundin endlich wahrnahm, die ihm nur mit einem Handtuch um den Körper gewickelt, die Haustüre öffnete.

Verdutzt sah er sie an. »Wie öffnest du denn die Türe?«', fragte er sie.

»Ja, wenn du mehrmals klingelst und ich gerade aus der Dusche komme. Was verlangst du da? Ein Ballkleid?« Nun betrachtete sie ihn. »Wie siehs'n du aus?«

»Gefällt's dir?« , fragte er.

Sie zog die Augenbrauen zusammen und verzog den Mund seitlich, ehe sie lächelte und nickte. »Sieht gut aus.« Nia machte ihm Platz, damit er hineinkommen konnte. Er ging voraus in ihr Zimmer, während sie ihm nachging. »Soll ich dir etwas sagen?« , fragte sie ihn.

»Was denn?« Er setzte sich auf ihr Bett und zog Schuhe und Jacke aus.

»Mein Vater hat eben angerufen. Er hat nochmal mit Andi gesprochen. Ich darf nächste Woche nochmal da auftreten. Und ich will das auch nutzen, um meine Mutter ein wenig zu überraschen.  Damit sie auf andere Gedanken kommt. Sie muss zwar an dem Tag länger arbeiten, aber wird schon klappen. Vielleicht kann sie ja früher frei machen?!«

»Oh. Hat er sich bei dir entschuldigt.«

»Nein. Aber ... ich denke, das sollte seine Entschuldigung sein.«

»Geht es deiner Mutter noch nicht besser?«

»Hmm, nein.« Nia legte sich aufs Bett.

»Sie ist noch sauer?«

»Auf ihn? Ja. Denke. Weiß nich'.« , sagte sie und winkte ihn mit ihren Händen zu sich.

Er blickte auf ihr Handtuch. »Du hast nichts an.«

»Uh wie schlimm.« , lachte sie.

»Nein. Ich meine, ich bin gerade erst angekommen ...«

»Und?«

»Willst du ...?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Wir sind noch alleine.«

Es war nicht so, dass er es nicht wollte. Aber er hatte von Mal zu Mal mehr Panik, dass sich ihre Beziehung fast nur noch um das Eine drehte. Dabei wollte er ihr doch so viel mehr bieten, als Jenaro oder die zwischenzeitlichen Ex-Freunde seiner Freundin.

Nia krabbelte zu ihm rüber und schließlich auf seinen Schoß. »Findest du nicht, wir sollten die Zeit nutzen?« Sie wuschelte durch seine Locken.

Natürlich regte sich mittlerweile etwas bei ihm. Wie sollte es auch anders sein, wenn seine Freundin nur mit einem Handtuch bekleidet auf ihm hockte und ihn leidenschaftlich küsste ... sein Problem war jedoch, das sein bestes Stück bereits schmerzte.

Am Anfang ihrer Beziehung fand er es noch toll, doch inzwischen war es ihm einfach zu viel. Manchmal wollte sie mehrmals am Tag, erst Recht, wann immer sie nur zu Hause hingen.

Doch jedes Mal, wenn er es ansprach, verstand sie es falsch. Sie warf ihm zum Beispiel vor, er würde sie nicht attraktiv genug finden. Was keineswegs stimmte.

»Nia, ich ...« Er wusste nicht, wie er mit ihr darüber reden sollte. »Ich ... ich ...«

»Was?« Sie blickte ihn stirnrunzelnd an. »Du willst wieder nicht?« Mit einem lauten Aufstöhnen kletterte sie von ihm runter.

Robin atmete lange ein und aus. »Ich liebe dich wirklich, aber ...«

»Jaja. Du musst mir nichts erklären.« Beleidigt nahm sie ihr Handy in die Hand.

»Nia, ich ...«

»Es is' gut Robin. Keine Lust auf deine Lügen.«

»Was für Lügen? Ich liebe dich wirklich, aber ...«

»Und warum willst du dann fast gar nicht mehr mit mir schlafen?«

»Warum willst du so viel?« , stellte er als Gegenfrage und war gleichzeitig wieder sauer, dass sie kaum einen Tag ohne Streit auf die Reihe hinbekamen.

»Weil ich dich liebe Robin.«

»Aber das zeigt man doch nicht nur mit ... du weißt schon was.«

»Du definitiv nicht.« , gab sie weiterhin schmollend von sich.

Er atmete wiederholt schwer ein und begab sich dann liegend neben sie. »Ich liebe dich ... und du bist das schönste, attraktivste Mädchen, das ich kenne.«

Nia legte das Handy weg und drehte sich in seine Richtung, nachdem er sich ebenso zur Seite gelegt hatte. »Ich fühle mich aber nicht so, wenn du sagst, du willst nicht mit mir ...«

»Ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich.« , unterbrach er sie. »Alles an dir. Dein Aussehen. Dein Körper. Das du manchmal soviel redest, wie ein Wasserfall. Deine Tollpatschigkeit. Dein Lachen. Dein komplettes Sein. Selbst wenn du dich äußerlich verändern würdest, wärst du immer noch das schönste Wesen auf der Welt für mich. Weil du immer noch du wärst. Aber ... ich bin keine Maschine Nia.«

»Was?« Sie lachte ein wenig irritiert.

Robin biss sich auf die Unterlippe und er bemerkte, wie die Schamesröte bei ihm einsetzte. »Ich ... ich muss dir etwas sagen, aber ich weiß nicht, wie ...«

»Du hast eine Andere?!« Erschrocken blinzelte sie ihn an.

»Was? Nein. Spinnst du?«

»Was ist es dann?«

»Ich ... mein ... ich ...« Er kniff die Augen zusammen. »Ich hab Schmerzen.«

»Was? Wo?« Robin sah an sich hinab und anschließend wieder in Nias Gesicht. Sie folgte seinem Blick und sah ihn danach mit gerunzelter Stirn an. »Dein Ding?«

Er nickte. »Schon gestern und vorgestern, als wir ...«

»Hast du gestern deswegen so getan, als ob du schläfst?«

»Vielleicht?!« Er atmete schwer ein. »Nia, ich kaufe in der Woche schon so viele Gummis, das die Verkäuferin mich bereits blöd anguckt. Die denkt mit Sicherheit, ich habe einen Harem oder so. Ich hab' mittlerweile eine ganze Schublade voll damit. Kein Mensch besitzt so etwas.«

»Warum sagst du mir das denn nicht?«

»Weil du immer davon ausgehst, ich würde dich nicht hübsch finden, wenn ich mal nicht will.«

»Hattest du das schon öfters?« , fragte sie mit etwas Besorgnis in der Stimme.

»Joa. Manchmal.«

»Kann ich mal gucken?«

Robin hielt sich die Hose fest. »Was? Nein? Was willst du denn da sehen?«

Sie lachte. »Ich weiß, wie du nackt aussiehst.«

»Trotzdem.« Er hielt sich weiterhin den Bund der Hose fest. »Könnten wir ... eine kleine Pause machen ... und danach auch mal endlich etwas kürzer treten.«

»Okay.« , sagte sie und kuschelte sich an ihn. »Aber du liebst mich wirklich? Auch wenn wir weniger ...«

»Klar. Natürlich.« , antwortete er und fand es schade, dass sie immer wieder nachfragen musste. 

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt