Dorthin, wo niemand sie kennt

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Manchmal möchte sie weglaufen, dorthin wo niemand sie kennt, dorthin wo niemand ihr sagt, was falsch und was richtig ist, dorthin, wo sie sie selbst sein kann.

Doch sie ist gefangen, in einem ewigen Kreislauf, muss sich anpassen und wehe sie versucht daraus zu entfliehen.

Sie hat Angst etwas falsch zu machen, nicht mehr akzeptiert zu werden und trotzdem ist ihr größter Wunsch, endlich sie selbst zu sein.

Und immer dann, wenn ihr bewusst wird, dass sie nie sie selbst sein kann, dann kommt die Wut. Die Wut darauf, nicht anders sein zu können. In diesen Momenten könnte sie schreien, doch sie weiß niemand würde sie hören oder sie überhaupt verstehen.

Irgendwann kommen dann die Tränen, bittere Tränen, voller Hass und Enttäuschung. Aber auch die Tränen, sieht niemand, denn sie sind zu blind, um zu sehen, was es heißt nicht frei sein zu können.

Sie ist alleine, hat niemanden, der ihr zuhört, der sie versteht, der ihr hilft, sie selbst zu sein. Immer und immer wieder hat sie das Gefühl, erdrückt zu werden, von dem Schmerz der sie so sehr einnimmt.

Sie hat verlernt Farben zu sehen, zu lächeln und Freude zu spüren. Und mit jedem Tag, an dem ihr erneut klar wird, dass es kein Entkommen gibt, stirbt ein kleiner Teil ihrer Hoffnung, bis sie nicht mehr kann, nicht mehr will und aufgibt. Sie will frei sein und das Fliegen lernen und dann springt sie. Und zum ersten Mal fühlt sie sich wirklich frei...

Doch auch nachdem sie gegangen ist, merkt niemand, wie wir alle beeinflusst und von falschen Normen regiert werden...

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