Ich schaute mich panisch um. Er würde ihn tatsächlich umbringen, wenn keine Hilfe kommt.
Ich schaute zur offenen Tür, doch es war niemand da. Wir waren ganz allein. Und ich konnte nicht einmal aufstehen und Hilfe holen. Ich war an den Boden gefesselt und musste zusehen, wie Chase hier drin sein Leben verlor, nur weil er mich retten wollte.
Ich hatte den Drang, irgendetwas zu tun. Egal was. Mir musste unbedingt etwas einfallen.
Erneut schaute ich mich um. Und dann noch einmal. Und dann sah ich es.
Das Messer.
Etwa einen Meter neben mir lag das Messer, das Roman gehörte. Das war die einzige Chance.
Ich robbte leise in die Richtung und versuchte jegliche Schmerzen zu unterdrücken, die ich hatte. Mein immer noch offenes Bein streifte sich über den kalten rauen Beton, auf dem ich mich befand. Tränen flossen mir die Wangen hinab. Teils aus Verzweiflung, Teils aus unerträglichen Schmerzen. Aber ich wusste, ich musste es schaffen. Es war unsere einzige Chance.
Ich riss mich zusammen und kam immer näher.
Und dann hatte ich es. Ich schnappte mir das Messer und schaute zu Roman. Dieser Lachte laut und feuerte seine Blitze in Chase. Sein Körper zuckte stark vor sich hin, doch von ihm kam keine Reaktion. Ich hoffte, dass er nur bewusstlos war, und nicht bereits tot.
Um letzteres zu vermeiden, falls es nicht schon zu spät war, zielte ich und warf das Messer.
Ich hoffte, dass es funktionieren würde.
Beinahe wie in Zeitlupe sah ich, wie es sich im Flug drehte und die Klinge aufblitzte, als das Licht von der Decke darauf fiel. Gefühlt eine halbe Ewigkeit war sie unterwegs, bis sie ihr Ziel fand. Die Schulter von Roman.
Das Messer verfing sich tief in seinem Fleisch und ich sah, wie es direkt anfing zu bluten. Es war ein Massaker.
Roman schrie auf. Seine Blitze verschwanden und er krümmte sich.
Jetzt hatte ich ihn zwar von Chase weg, doch dieser konnte mir nicht helfen. Und ich konnte mir auch nicht helfen. Ich war ihm wahrscheinlich ausgeliefert.
„Chase?!"
Ich riss meine Augen auf. Das war Bree.
Ich schrie los, um ihr zu signalisieren, dass wir hier waren.
Als Roman bemerkte, dass er nun nicht mehr alleine war, wurde er zu schwarzem Nebel und das blutrote Messer fiel mit einem klirren auf den dreckigen Boden. Der Nebel zog durch einen Lüftungsschacht und war verschwunden.
„Juna!"
Mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit kam Bree in den Raum gesprintet, dicht gefolgt von Skylar. Während Bree sich direkt nach ihrem bewusstlosen Bruder umschaute, kam Skylar zu mir.
„Geht es dir gut?"
Ich musste kurz überlegen, schüttelte dann aber den Kopf. Angesichts der Tatsache, dass ich körperlich kaputt war, machte mich das Ganze total fertig.
Ich fuhr mit meinen Fingern über meine beiden Wangen, auf denen mich die festgetrockneten Tränen kitzelten und rieb mir direkt danach einmal fest die Augen. Ich wollte jetzt nur noch nach Hause und ausgiebig schlafen.
„Wir müssen dein Bein versorgen, sonst verheilt es nicht."
Ich nickte.
Mein Adrenalin hatte mich nun verlassen und ich wurde von einer starken Müdigkeit durchströmt. Ein Gähnen konnte ich ebenfalls nicht unterdrücken.
„Nicht einschlafen, okay?"
„Da seid ihr ja!"
Ich schaute erneut zur Tür, durch die Kaz und Oliver gerannt kamen. Letzterer wollte direkt wissen: „Was ist passiert? Was ist mit Chase?"
Während Oliver sich direkt zusammen mit Bree um diesen kümmerte, sah ich, wie Kaz auf mich und Skylar zukam.
„Dir geht es gut!"
Er kniete sich zu mir runter und zog meinen Oberkörper in eine Umarmung. Doch diese löste er schnell wieder und zeigte auf mein Bein.
„Also abgesehen davon."
Skylar schaute zu Kaz.
„Kannst du das behandeln?"
Er nickte.
„Ich denke schon. Aber nicht hier. Im Hauptquartier!"
Nun nickte Skylar.
Ich wollte gerade versuchen mich aufzurichten, da sah ich Bree zusammen mit Oliver, der den bewusstlosen Chase auf den Armen trug.
„Skylar, du musst sie tragen."
Zwei Sekunden später befand ich mich auf dem Arm des Mädchens und hielt mich mit meiner verbleibenden Kraft fest.
„Mr. Davenport, wir sind soweit", hörte ich Bree hinter mir sagen, während wir auf dem Weg nach draußen waren. Ich konnte sehen, wie sie Chase nicht von der Seite wich.
Mein Blick war ebenfalls eine Weile auf diesen gerichtet.
Aus irgendwelchen Gründen fühlte ich mich schuldig, auch wenn ich wusste, dass ich nicht wirklich etwas dafürkonnte. Ich hatte mir schließlich nicht ausgesucht, von irgendeinem Bösewicht gekidnappt zu werden.
Als wir aus dem verlassenen Gebäude kamen, in dem ich über zwei Tage eingesperrt war, begrüßte uns ein Hubschrauber, der über uns flog. Dieser machte so viel Luft, dass ich mir meine Augen zukniff und mich mehr an Skylar festhielt.
Als ich sie wieder aufmachte, befand ich mich in dem Flugobjekt.
Waren wir etwa hier hochgeflogen?
„Wie geht es den Beiden?", erkundigte sich der Pilot, nachdem wir alle verladen waren und flog los.
„Mir geht es gut", murmelte ich, wusste allerdings nicht, ob das irgendjemand gehört hatte.
„Ich bin mir nicht sicher was Chase angeht", sagte Oliver, der neben dem Bewusstlosen saß und ihn begutachtete. „Er hat überall Blut auf seiner Jacke, aber ich sehe keine Wunden."
Ich meldete mich zu Wort: „Das ist meine Schuld. Das kommt von dem Messer."
„Du hast meinen Sohn abgestochen?!", kam es schockiert aus der Pilotenkabine. Nun war mir auch klar, dass das Mr. Davenport war. Doch bevor man mir noch irgendwas vorwerfen wollte, klärte ich ihn auf.
„Nein, Roman. Ich habe Roman mit einem Messer erwischt."
„Respekt. Wusste gar nicht, dass du so mutig bist."
Kaz sah grinsend zu mir, was mich etwas schmunzeln ließ.
„Wie hast du das denn geschafft?", wollte Skylar direkt wissen, wurde aber von unserem Piloten unterbrochen.
„Das kann sie euch später erzählen. Jetzt müssen wir erst ins Hauptquartier und die Beiden versorgen."
Somit flogen wir zurück zum Daventower.
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Hi
Sorry, dass das Kapitel solange gedauert hat. Außerdem gibt es Neuigkeiten.
Aufgrund von Privaten Angelegenheiten, bin ich gezwungen mehr Zeit zwischen den Kapiteln einzuplanen. Das bedeutet, ihr bekommt jede Woche zwei neue Kapitel. Eines Dienstags, eines Freitags.
Ich hoffe, ihr habt dafür Verständnis.
Wir sehen uns am Freitag :)
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Zwischen Bionic und Superkräften
FanficJuna ist neu in Centium City. Da sie von nun an im Daventower wohnt, lernt sie direkt auch ihre neuen Nachbarn kennen. Eine Bande junger Menschen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten. Kaum hatte sie sich mit Kaz angefreundet, hatte sie es mit Superschurke...