3 - Matt

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«Na, aufgeregt?», trällerte eine männliche Stimme fröhlich pfeifend neben mir, was mich dazu veranlasste mich augenblicklich zur Seite zu drehen, nur um in Dominics amüsiertes Gesicht zu schauen.

«Wieso sollte ich?», stellte ich ihm die Gegenfrage und zog dabei meine rechte Augenbraue etwas nach oben. Wirkte zwar meist etwas seltsam auf Fremde, aber gegen seine Ticks konnte man nun mal nichts machen. Einen Reflex hatte man nicht unter Kontrolle, ganz egal wie oft einem die Freundin auch sagte, wie ulkig das aussah. Und warum zur Hölle meinte plötzlich jeder mich fragen zu müssen, wie stark der Pegel auf meiner Aufgeregtheitsskala ausschlug?

«Immerhin lernst du gleich deinen zukünftigen Ehemann kennen. Ich an deiner Stelle wäre zumindest neugierig wie er aussieht und was für einen Charakter er hat. Vielleicht darfst du ihn dir am Ende ja sogar selbst aussuchen.»

Dominics Grinsen wurde immer breiter. Letztendlich konnte ich gar nicht anders als mit einzusteigen. Sein Lachen war ansteckend und außerdem faszinierte mich sein Gedankengang, auch wenn ich sehr starke Zweifel hatte, dass ich auch nur ansatzweise ein Mitspracherecht hatte. Dennoch wäre es zumindest ein sicherer Weg, um einen Magnus zu vermeiden, der meinen vorherigen Überlegungen ähnelte. Sollte ich das nicht dürfen, konnte ich nur auf das Talent der Köpfe hinter dem Casting hoffen, die ja wohl keinen ungepflegten, übelriechenden Landstreicher verpflichteten.

Frohen Mutes klopfte ich Dom zustimmend auf die Schulter und entschuldigte mich kurz daraufhin bei ihm, weil sich plötzlich die riesige Menge an Kaffee in meiner Blase bemerkbar machte und ich umgehend die Toilette aufsuchen musste. Bevor ich den Raum allerdings verlassen konnte, wurde ich auf einmal von hinten grob an der Schulter gepackt und dadurch etwas arg unsanft am Weitergehen gehindert. Mit einem Blick vorbei an den bei Casting-Direktoren Jonathan und Alyson – die mich informierte, dass ich mich doch bitte relativ zeitnah wieder hier einfinden sollte – bemerkte ich, dass auch Cassy sich mittlerweile hier eingefunden hatte.

Cassandra Clare war ich ewig für zwei Dinge dankbar: Zum einen für diese wundervolle Welt die sie rund um die Schattenjäger und die Unterwelt erschaffen hatte und der ich bereits ab Lesen des ersten Buches vollkommen verfallen war. Zum anderen verdankte ich es ihr allein, dass ich hier und heute überhaupt stehen durfte. Erst hatte man mir eine Abfuhr erteilt, als ich mich für eine Rolle in der Verfilmung ihres ersten Buches «City of Bones» bewarb und dann auch als ich für die jetzige Serie als Jace Wayland vorsprach. Cassy war am Schluss die entscheidende Schlüsselfigur. Sie war diejenige, die sich die Videoaufnahmen der Auditions von Jace nochmals wiederholt ansah, nachdem man keinen passenden Schauspieler finden konnte, der der Rolle des Alec Lightwood gerecht werden konnte. Und was soll ich sagen? Sie sah mich und wusste direkt, dass ich der Richtige war. Zurecht, wie ich im Nachhinein zufrieden feststellte, auch wenn ich mich mit dieser Figur nie genauer auseinander gesetzt hatte. Die Beziehung, die er und der Hexenmeister Magnus Bane jedoch führten, war tatsächlich sehr inspirierend und gehörte definitiv auf die Leinwand und die zigtausend Fernsehbildschirme der zahlreichen Fans.

Nur einen Anruf sowie einen Tag Anreise später, fand ich mich dann also auch schon in Los Angeles wieder und hatte bereits nach wenigen Sätzen die Verantwortlichen von mir überzeugt. Ein richtiges Vorsprechen war das schon gar nicht mehr gewesen, zumindest konnte man es nicht mit dem vergleichen, was ich für die Rolle des Jace' vorgetragen hatte. Cassy saß während der mir geschenkten zweiten Chance die ganze Zeit abseits im Hintergrund, lächelte und nickte ständig. Ab da wusste ich schon, dass ich den Sieg in der Tasche hatte, denn um ehrlich zu sein gefiel mir die Vorstellung Alec Lightwood zu verkörpern, plötzlich tausend Mal besser. Ich würde ihn so gut kopieren, als wäre ich eins zu eins dem Buch entsprungen. Dom dagegen konnte einpacken und den Gedanken daran die männliche Hauptfigur zu spielen, gleich vergessen.

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