4 - Harry

160 12 4
                                    

Mit einem solch gelungen Start in den Tag war ich nun doch voller Zuversicht auf dem Weg ins Studio, wo sich schon bald entscheiden würde, ob ich dieses Mal die Rolle des Magnus Bane bekommen würde. Ich war perfekt vorbereitet und konnte es kaum abwarten, mich endlich präsentieren zu dürfen. Die angestaute Kraft musste mich unbedingt ganz schnell verlassen, sonst würde ich vor lauter Nervosität bald platzen.

Mit den aufmunternden Worten meiner Verlobten im Hinterkopf, betrat ich ehrfürchtig das große Gelände, auf dem es vor Menschen nur so wimmelte. Wie fleißige Ameisen marschierten sie alle querdurcheinander und auf den ersten Blick hatte es den Anschein, als wäre es ein unkontrolliertes, hektisches Treiben. Jeder schien es eiliger zu haben als der Kollege nebenan, kaum jemand genoss die aufgehende Sonne und den kühlen, erfrischenden Spätfrühlingswind. Erst nachdem man die unterhaltsame Szenerie auf sich wirken ließ, erkannte man ein System dahinter, welches jedem der Anwesenden mit Sicherheit schon in Fleisch und Blut übergegangen war.

Ich dagegen wirkte wie ein irritierter Fremdkörper, ein fehlgeleitetes Teilchen, welches überall, nur nicht hierhin gehörte. Dennoch ließ ich mich nicht davon abbringen meinen weiteren Weg zu beschreiten. Im Gegensatz zu den wuselnden Menschen um mich herum, trabte ich fröhlich vor mich hin summend auf das riesige Gebäude mit der Nummer Fünf zu. Der mausgraue Betonbau wirkte von außenetwas unscheinbar, entfaltete seine Größe jedoch erst mit Betreten. Eine große, helle Eingangshalle erzeugte den Eindruck, als stünde man direkt am Flughafen. Man fühlte sich selbst so klein und gleichzeitig staunte man über alles was man um sich herum wahrnahm. Außerdem war es aufregend ein Teil dieser Welt zu sein und irgendwie war auch ich immer wieder aufs Neue überrascht und stolz auf mich, dass ich es so weit gebracht hatte.

Kaum dass ich ein paar Schritte in Richtung des Empfangstresens gelaufen war, wurde ich auch direkt von einem Mitarbeiter mit einem Räuspern aus meiner Traumwelt gezogen, in die ich mal wieder überstürzt geflüchtet war. Manchmal hatte ich die Angewohnheit mir Dinge vorzustellen, die über das menschliche hinausgingen und das war meist der Fall, wenn ich neue interessante Orte entdeckte. Geradeeben hatte ich für einen Moment darüber nachgedacht, wie es wohl wäre durch diese riesige Halle zu gleiten, wie ein pfeilschneller Falke mit ausgebreiteten Flügeln.

Dementsprechend überrascht hatte ich reagiert, als ich angesprochen wurde. Der freundliche Mann mit abstehenden, rotbraunen Kupferhaaren überspielte das jedoch gekonnt und hatte mich sofort gefragt, ob auch ich zu einem der Castingkandidaten gehörte. Und ja, auch für mich hörte sich das immer noch nach einem Gesangs- oder Talentwettbewerb an. Nun ja, als Schauspieler führte man ja in gewisser Weise auch ein Talent vor. Überzeugend in die Rolle eines vollkommen anderen Menschen zu schlüpfen, war auch eine Gabe die nicht viele besaßen und ich war gewillt hier und heute mein ganzes Können unter Beweis zu stellen.

Sam, so der Name des Mitarbeiters, brachte mich zuerst zu einem Aufzug, der uns drei Stockwerke nach oben transportierte, ehe unser Weg durch etliche Gänge führte. Währenddessen wurde ich in groben Zügen über den weiteren Ablauf aufgeklärt, der mich doch etwas überraschte. Es kam, dass ich mich keine fünf Minuten später bereits in einem Ankleidezimmer vorfand und mir ein Outfit für das Vorsprechen aussuchen sollte. Nervös betrachtete ich die Hülle und Fülle aus Klamotten, ein Kleidungsstück schriller als das andere. Schlagartig wurde mir bewusst, dass das wohl oder übel zu meiner Garderobe werden würde, wenn ich mir die Rolle tatsächlich sichern konnte. Der Gedanke ständig so herumlaufen zu müssen, verursachte plötzlich ein undefinierbares Grummeln in meinem Bauch und ich war gespannt herauszufinden, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.

Nach kurzem Überlegen entschied ich mich doch für ein ehe rdezenteres Outfit, zumindest gemessen an all den anderen exotischen Einzelteilen. Ich ließ keine Zeit verstreichen und zog mich augenblicklich bis auf meine Shorts aus, den Rest verstaute ich in eine der Spinde, die noch offen waren. Sofort beeilte ich mich auch beim Anziehen und schlüpfte in eine dunkle und im Nachgangvielleicht doch etwas zu eng anliegende Hose aus Leder, sowie einemdazu passenden, pechschwarzem Hemd mit weiß verzierten Ornamenten. Dieses versteckte ich gekonnt unter einer gleichfarbigen Weste mit hohem Hemdkragen, die mich tatsächlich elegant wirken ließen. Anden Füßen trug ich dagegen einfach nur schlichte Boots –natürlich ebenfalls in einem düsteren Schwarzton, eigentlich die bevorzugte Farbe aller Charaktere, wenn auch von dem speziellen Hexenmeister meist mit irgendwelchen Auffälligkeiten aufgepeppt. Abgerundet wurde mein ganzes Outfit daher zumindest mit einemglänzenden, goldfarbenen Gürtel und mehreren Halsketten, die ebenso wie die drei Ringe die ich mir zusätzlich aussuchte, aus mattem Silber waren.

Mein neuer AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt