Isabelle zu vergessen war leichter gedacht als getan. Denn ausgerechnet am nächsten Tag stand ja die Premiere von Wie viele Lieder muss ich noch schreiben? an. Und dort war sein Part natürlich an genau jene Frau gerichtet, die er versuchte aus seinem Gedächtnis zu bannen.
Dag zischte die nächste Flasche Bier weg, während er auf der Couch im Studio saß und einen Joint quarzte.
»Dir ist klar, das wir gleich noch live gehen, oder?!« Vincent platzierte sich neben ihm hin.
Dag zuckte mit den Schultern. »Und? Sollen ja auch authentisch rüberkommen oder nich'?!«
»Klar. Besser so, als das, was gestern ablief.«
»Ich will darüber nich' red'n okay.«
»Klar, wozu auch?! Wurde ja alles gesagt.«
Selbstverständlich vernahm Dag den Sarkasmus in der Stimme seines besten Freundes. »Ich hatte bestimmt nicht vorgehabt, das der Abend so abläuft.«
»Was hast du denn gedacht? Isabelle backt dir 'nen Kuchen, weil du deine Konkubine vorstellen wolltest?«
»Das ist meine Freundin, okay?!«
Vincent atmete tief ein. »Ich weiß es. Aber könntest du mal realisieren, dass wir alle Teil deiner Beziehung mit Isabelle waren. Wir alle haben ein gemeinsames Leben und das sich irgendwie alle auf den Schlips getreten fühlen, wenn du ...«
»Wenn ich, was?« Dag sah ihn fragend an. »So, nochmal. Ich führe mit dieser Frau eine Beziehung. Es ist mein gottverdammtes Recht, sie irgendwohin mitzubringen.«
Vincent atmete erneut tief ein. »Isabelle so ... anzufahren, war aber nicht nötig.«
»Ich weiß.« , meinte Dag. »Carla ist halt ...« Er versuchte, ein richtiges Wort zu finden, um sie zu beschreiben.
»Ich denke, es benötigt noch Zeit, bis sich die ganze Situation drumherum normalisiert hat.« , meinte Vincent und tätigte selbst einen Schluck von seinem Bier. »Ich glaube, wenn es andersrum wäre, würde es für dich ebenso nicht leicht sein.«
Dag lachte kurz auf. »Ist es auch nicht.« , sprach er, als er sich daran erinnerte, dass Isabelle nicht besser war als er. Denn sie turtelte ja zeitgleich selber mit einem anderen herum.
Vincent runzelte die Stirn. »Was meinst du?«
Statt einer Antwort klopfte es an der Türe und er stand auf, weil Dag eh keinen Anstand machte sich zu bewegen.
Natürlich wusste er im voraus schon, wer draußen wartete, denn beide hatten gestern noch drum gebeten. »Und ich will das nicht bereuen.« , meinte er direkt, als er in die Gesichter von Robin und Nia sah.
»Nein. Wir sind ruhig und bleiben unten.« , sagte Dags Tochter und blieb erst einmal stehen und schaute sich um, als sie ihren Vater dort sitzen sah.
Ihm war klar, dass sie nach Carla Ausschau hielt. »Wir sind alleine mit euch.« , meinte er daraufhin. Sie setzte sich im weiteren Verlauf erst einmal neben ihm hin und lehnte sich an ihn.
»Bist du sauer auf mich?« , fragte sie, als Vincent mit Robin kurz nach oben verschwand.
»Wieso sollte ich sauer auf dich sein?«
»Weil ich dich quasi nach Hause geschickt habe.«
Er drückte sie an sich und küsste ihr Haupt. »Ich bin nicht sauer. Es war dein Abend. Ich verstehe das.«
»Du stinkst voll nach Alkohol und Gras.« , lachte sie.
Er lachte ebenso. »Heut ist halt ein Tag zum feiern.«
»Wenn du den überhaupt noch mitbekommst.« , meinte Vincent, der mit seinem Sohnemann wieder hinab kam.
»Übertreib' ma' nich'.« , sprach er und machte ein stummes Bäuerchen.
»Ey ich sach dir eins Dag. Wenn du im Livestream kotzt, dann ...«
»Ich bin nich' mal angetrunken.« , unterbrach er ihn.
Vincent lehnte sich gegen die Wand, während Robin sich mit auf die Couch setzte. Nia legte direkt ihr Bein über seinen Oberschenkel. Dem war dieser Akt wieder ein wenig zu viel, weil beide Väter anwesend waren, weshalb er auch seiner Freundin einen Blick zuwarf, wobei seine Augen riesengroß wurden.
»Kraul mich.« , sagte sie mit einem darauffolgenden breiten Grinsen.
Robin blickte zu Dag rüber, ehe er antwortete. »Ehm ... nein.«
»Och ... bitte.«
Er schüttelte den Kopf.
Nia begann zu singen. »I Can be your Hero, Baby.« Sie setzte sich mehr auf und strich wie bei einer Theateraufführung verführerisch über Robins Wange. »I Can kiss away the Pain. I will stand by you forever. You can take my very Breath away.« Sie küsste ihn genau auf diese Stelle und lachte dann.
»Deine Tochter.« , meinte Vincent, als er zu Dag sah.
»Ich finde das immer voll süß, das Robin sich schämt.« , lachte sie.
»Ich schäme mich nicht.« , sprach er mit einem hochroten Kopf.
»Besser, als wenn er über dich herfällt.« Dag stand auf und reckte sich. »Mir reicht der Anblick, den ich hatte, als wir von euch erfahren haben.«
Robins Birne wechselte nun in Kirschrot. Allein der Gedanke, welchen Anblick beide gehabt hätten, wenn sie ein paar Minuten später ins Zimmer getreten wären, reichte dafür aus.
Vincent registrierte das und wuschelte durch dessen Locken. »Wir lassen euch jetzt mal alleine.«
»Ich bin schon gespannt, wie sich der komplette Song anhören wird.« , meinte Nia und lehnte sich nun an Robin.
Dag und Vincent zeigten nicht mal ihren Familien die vollständigen Lieder bis zur Veröffentlichung. »Der ist gut, glaub mir.«
»Ich hatte ja die Hoffnung, das Luca auch hier ist.« , meinte sie und sprach damit auf Montez an, der am Song schließlich mitbeteiligt war.
»Du hast doch Robin.« , lächelte ihr Vater, als er die Stufen hinaufging.
»Ha-ha. So meinte ich das gar nicht.« Sie drehte sich zu ihm um. »Meinst du, ich könnte mal einen Song mit ihm aufnehmen? Einfach so, aus Quatsch?«
»Da musst du ihn, wenn schon selbst fragen.«
»Denkt dran, dass ihr wirklich leise seid. Und nicht hochkommen.« , sagte Vincent. »Ich kann euch da nicht rausschneiden.«
»Wir wissen, was live bedeutet.« , gab sein Sohn von sich, dessen Hautfarbe sich langsam normalisierte.
»Du hast es denen erlaubt.« , meinte Dag und setzte sich, oben angekommen, hin.
»Ja die sind ja keine Kleinkinder mehr.« Er setzte sich ebenfalls hin. »Packst du das heut?«
Dag hob die Hand und schüttelte verwirrt den Kopf. »Was?«
»Ich meine, wegen dem, was gestern war.«
»Ey boah, bitte Vinne. Ich will nich' mehr darüber nachdenken okay?! Keine Isy mehr.«
»Okay. Ich will nur nicht, dass du das hier versemmelst. Ich kenn' deinen Part und ich weiß auch, dass er über sie handelt.«
»Keine Isy.« , wiederholte er. »Ich werde fröhlich lachend in die Kamera grinsen, weil ich im Jetzt lebe.«
Vincent sah auf die Uhr. »Wir starten in paar Minuten.«
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Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)
FanficBAND 3 »Ich will keinen Streit mit dir. Ich will das wir uns beide wie erwachsene Menschen verhalten und ...« »Ich verhalte mich erwachsen oder siehst du, das ich gerade kindisch bin?« , sprach Carla. »Ich weiß, das zwischen uns mehr ist und ich geb...