𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟝𝟝

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Nia lag in ihrem Bett. Um sie herum ein Haufen benutzte Taschentücher.

Sie hatte eine Playlist laufen mit irgendwelchen Schnulzen, die sie eigentlich nur an hatte, um ihr immer wieder auftretendes Weinen zu verschleiern.

Doch ihre Mutter wusste Bescheid und trat auch wenig später in ihr Zimmer.

Nia drehte sich weg und schluchzte erneut.

Isabelle setzte sich zu ihr aufs Bett und streichelte über ihren Rücken. »Was ist denn genau vorgefallen?«

»Nichts.«

»Red' doch noch mal mit ihm.«

Nia drehte ihren Kopf. »Weil das bei Papa und dir ja so toll funktioniert hat.« , fauchte sie.

Isabelle trafen diese Worte hart. »Das ist eine vollkommen andere Sache.«

»Ich will ihn nicht mehr sehen.«

»Was hat Robin denn getan?« Sie wusste, dass ihre Tochter schon öfters sauer auf ihn gewesen war, und das nur wegen Kleinigkeiten. Doch da sie nun aus dem Weinen kaum noch rauskam, musste etwas Ernsteres zwischen beiden vorgefallen sein.

»Ich hasse ihn. Ich will ihn nie wieder sehen.«

»Hey, das meinst du doch nicht so.« Sie streichelte weiter über ihre Rückseite, nachdem Nia ihr aufs Neue den Rücken zugewandt hatte.

»Doch. Genau so.« Sie zog die Nase hoch.

»Von Katja weiß ich, dass es Robin nicht besser geht als dir.«

»Freut mich.« , sprach sie mit sarkastischem Unterton. »Ich hoffe, er leidet.«

»Nia wenn ihr beide leidet, dann solltet ihr nochmal miteinander reden.«

Wiederholt drehte sie sich um. Dieses Mal gänzlich. »Wenn du und Papa mal mehr geredet hättet, wäre er noch hier.«

»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht.« , sagte Isabelle leise. »Aber an deiner Aussage siehst du ja, dass es hilft, zu reden.« Sie dachte an die vergangenen Monate. Wenn sie mehr mit Dag über ihre Probleme gesprochen hätte, statt sie zu verdrängen, wäre heute eventuell ein anderer Tag gewesen.

Sie wäre nicht alleine aufgewacht.

Und eventuell hätte sie mit Katja gemeinsam die Jungs zum Flughafen gebracht.

Isabelle wäre einfach glücklich gewesen.

»Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.« , sprach ihre Tochter und brachte sie zurück in die Realität, in der Dag heute Morgen bei einer anderen wach geworden war. Wo diese Frau ihn verabschiedet hat und obendrein nun glücklich mit ihrem Mann zusammenlebte.

Sie merkte die aufsteigenden Tränen, doch versuchte, sich sofort angestrengt auf das Problem ihrer Tochter zu konzentrieren. »Nia, er ist doch dein bester ...«

»Ich scheiß drauf, was er ist.« , fiel sie ihr schreiend ins Wort. »Er ist ein Arschloch. Das is' er.«

Isabelle stand auf. Sie wusste, dass sie jetzt eh keine Chance hatte mit Nia normal zu reden. Sie kannte es ja selber, wenn sie zu aufgebracht war. »Wenn du reden willst, dann sag Bescheid okay?!«

Nia nahm ihre Fernbedienung und stellte die Musik lauter.

Mit verschwommenem Blick sah sie, wie ihre Mutter die Türe hinter sich schloss, als sie ihr Zimmer verließ.

Sie hatte nicht vor ihr zu erzählen, was Robin getan hatte.

Auch ihre Lüge an ihn wollte sie ihr nicht verraten.

Sie kam sich so herabgewürdigt vor. Niemals würde sie ihm das verzeihen.

Wie konnte er nur all die Jahre behaupten, er wäre ihr bester Freund?

Wie konnte er sagen, er würde sie über alles lieben, wenn er doch wie ein Hund sofort am nächsten Baum Halt gemacht hatte?

Sie griff nach ihrem Handy und betrachtete ihren Sperrbildschirm.

Sie griff nach ihrem Handy und betrachtete ihren Sperrbildschirm

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Das Bild, was sie beide küssend zeigte, liebte sie. Auch wenn man sie kaum erkannte. Robin hatte das Original Polaroid Foto zu Hause, während sie ihres lieber auf dem Handy haben wollte.

Elias hatte es gemacht.

Elias ...

Ihre Miene verdunkelte sich.

Dieses Arschloch. Er deckte Robin auch noch bei seinem Seitensprung.

Zu Anfang half er ihr, dass beide zusammenkamen, und jetzt half er ihm dabei, Selina heimlich zu treffen.

Kommen Jungs eigentlich als Arschlöcher auf die Welt, oder werden die erst in der Pubertät dazu?

Jeder Typ ist zumindest ein bisschen ein Arschloch, war ihr Gedanke. Denn bisher hatte jede männliche Bezugsperson ihr genau das bewiesen. Jeder Junge, in den sie sich verguckt hatte. Robin, bei dem sie endlich gespürt hatte, wie sich wirklich die Liebe anfühlte und ihr Vater, der nun sein Leben mit einer anderen Frau führte. Der einfach aus dem Nichts eine neue Familie gründete.

Eklige Neandertaler.

Sie stellte sich vor, wie Typen untereinander sprachen.

- Die dort: Geil. Will haben. Ugga, ugga!

Doch auch Selina war nicht besser.

Sie wusste doch, dass Robin mit ihr zusammen war.

Wie konnte sie sich dann mit ihm treffen?

War das die Rache dafür, weil er im Grunde wegen ihr Schluss gemacht hatte?

Wollte Selina sich jetzt bei ihr rächen?

Sie hätte doch aus dem Auto steigen sollen. Nia hatte sich da schon bildlich vorgestellt, wie sie ihre blonden Haare auf ihre Faust wickeln wollte und dann ihren Kopf gegen die Scheibe knallen lassen würde. Wieder und wieder.

Einfach weil Selina es vorsätzlich tat, denn sie wusste, dass Robin ihr Freund war.

Aber Gewalt war keine Lösung.

Oder doch?

Ihre Mutter hatte Carla geohrfeigt, nachdem diese ihr so provokant gegenüber stand.

Aber geholfen hatte es nicht.

Schließlich war ihr Vater mit ihr nach Hause gegangen, statt bei ihrer Mutter zu bleiben.

Doch ums Bleiben in Robins Falle ging es nicht mal.

Ja, sie hatte Jenaro immer alle Fehltritte verziehen, weil sie es von ihm schlicht und einfach gewohnt war. Er hatte nicht mal viel verheimlicht.

Doch Robin ...

Robin war etwas anderes. Er war der nette Junge. Sie liebte ihn so sehr und er tat ihr weh. Er gaukelte ihr vor, anders zu sein, dabei war er genauso falsch wie alle anderen.

Ein Arschloch.

Erneut schniefte sie, ging in ihre Galerie und löschte jedes einzelne Foto, wo er zu sehen war.

Ganz zuletzt tippte sie auf ihr Lieblingsbild ... dann entfernte sie auch dieses.

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt