Es hatte aufgehört zu regnen. Endlich. Wir traten durch die schwere Eichenholztür der Polizeiwache nach draußen. Ich zog die Tür hinter uns zu. Sie fiel mit einem knarzenden Geräusch ins Schloss.
Ben warf mir einen bösen Blick zu. „War das wirklich nötig? Musste das wirklich s-"
Mila legte ihren Arm um ihn und nahm ihn die Sporttasche aus der Hand. „Hey, sie kann nichts dafür, Schatz." Ben schüttelte schnaubend den Kopf und wandte sich von mir ab. Ich trottete ihnen schweigend hinterher und verfluchte mich innerlich dafür, dass ich mich von Mila überreden lassen hatte, beim Basketballspiel von Ben zuzuschauen. Es war langweilig gewesen, wie es geklungen hatte und noch dazu hatte ich mir jede Menge Ärger eingehandelt. Leider konnte sie sehr überzeugend sein.
Bei jedem Kontakt mit dem Boden machten unsere Schuhsohlen ein schmatzendes Geräusch. Die Luft roch torfig. Ich nahm einen tiefen Atemzug und strich mir die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Die Innenstadt lag verlassen da, nur die Nacktschnecken auf dem Boden leisteten uns Gesellschaft. Es war ein bisschen, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Ben flüsterte Mila etwas ins Ohr und sie kicherte. Der Himmel war klar und der nasse Asphalt glitzerte im Sonnenschein.„Wohin gehen wir eigentlich gerade?", fragte ich. Meine Stimme war so leise, dass ich kurz dachte, die beiden hätten mich nicht gehört, aber Ben ließ sich von Mila ab und warf mir einen genervten Blick zu. „Ach, du bist ja auch noch hier."
Mila zuckte mit den Schultern. „Ich dachte wir könnten zu mir gehen..." Ich warf ihr ein schwaches Lächeln zu und nickte.
„Macht das. Ich hol dich dann nachher ab.", meinte Ben kurz angebunden und gab Mila einen schnellen Kuss auf die Wange. Sie wuschelte ihm durch die nassen Haare. Dann drehte er sich um und ging in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
„Mh, jetzt hat er die Tasche vergessen.", murmelte Mila. Sie hielt immer noch Bens große dunkelblaue Sporttasche mit dem weißen Logo in der Hand. Aber er war schon um die Ecke gebogen und hinter einem Backsteinhaus verschwunden. Wir konnten ihn nicht mehr sehen und hatten keine Lust, ihm hinterherzurennen. Also gingen wir weiter.
„Was macht ihr denn heute noch so?", fragte ich. Ich versuchte, meinen Ton so beiläufig wie möglich klingen zu lassen. „Nicht so wichtig.", antwortete Mila. Sie kramte erst in der linken und dann in der rechten Tasche ihrer schwarzen Jeansjacke und zog eine Kaugummipackung hervor.
„Nicht so wichtig?"
Sie verdrehte die Augen und hielt mir einen Kaugummistreifen hin, den ich ablehnte. „Du weißt schon, das übliche halt. Nichts Besonderes." Sie entfernte das Silber glänzende Papier um zwei Streifen und steckte sie sich gleichzeitig in den Mund, während sie das Papier zu einer kleinen Kugel zusammenknüllte und auf den Boden fallen ließ.
Nach fünf Minuten bogen wir in die Straße ein, in der Mila wohnte. Überall schmale Einfamilienhäuser, umgeben von Vorgärten, die so kurz nach dem Regen in den sattesten Grüntönen erstrahlten. Perfekt gestutzte Hecken. Ab und zu erhaschte ich zwischen den Zaunpfählen einen Blick auf Blumenbeete und Gartenzwerge mit roten Zipfelmützen.
Milas Haus war das einzige in der Straße, das farbig gestrichen war. Früher hatte das Haus den gleichen weißen Anstrich gehabt wie die anderen Häuser der Straße, doch das war in der Zeit gewesen, bevor ihre Familie vor zwei Jahren dort eingezogen war. Jetzt erstrahlte das Haus in einem sanften hellblau. Selten war ich in einem von innen und außen so perfekt gepflegten Haus gewesen.
Schon als wir am weiß gestrichenen Gartentor ankamen, wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte.
Auf der kleinen Rattanbank mit den rot-weiß karierten Kissen neben der Haustür saß ein Mädchen mit langen, hellbraunen Haaren. Wobei sitzen übertrieben war, sie lehnte mit angezogenen Beinen am linken Ende der Bank und wirkte abwesend. Sie trug nichts außer ein rotes Baumwolltop und eine weiße Unterhose und sah aus als wäre sie keinen Tag älter als vierzehn. Zwischen ihren dünnen Fingern klemmte eine Zigarette.
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Liebe mal drei
RomanceIona kann ihr Glück nicht fassen, als nach einer verrückten Nacht gleich drei Leute eine Beziehung mit ihr wollen. Da gibt es nur ein Problem: Entscheidungen zu treffen war noch nie Ionas Stärke. Und deshalb trifft sie die den Entschluss, sich gar n...