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Seine Füße begannen wehzutun, als er durch die Natur wanderte. Die Straßen von Istrakul hatte Steven schon vor dreißig Minuten hinter sich gelassen und befand sich nun auf offenem, roten Sand, der durch die Wüste von Nemolonia führte.

Er hatte die Nacht zusammen mit Luntac verbracht und sie beide hatten sich ihre Lebensgeschichten bis tief in die Nacht erzählt. Er spürte etwas bei ihr. Nicht so stark, wie er es immer noch bei Sharik spürte, aber er spürte etwas vergleichbares bei Luntac. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, während immer wieder der Gedanke an Luntac dazwischen kam. Luntac mit Steven, Luntac mit Sharik... Luntac zusammen mit Steven und Sharik.

Er schüttelte die Gedanken aus seinem Kopf, versuchte sich zu konzentrieren. Er hatte Sharik gefragt, ob sie eine Empfehlung hatte, wo er als nächstes hingehen sollte. Sie hatte daraufhin nur gelacht und gesagt, dass es auf einem Planeten wie Nemolonia wohl mehr als genug Möglichkeit gab sich auszutoben. Da hatte sie natürlich Recht gehabt und trotzdem hatte Steven darauf beharrt, dass sie ihm etwas spezielles zeigen sollte. Er hatte mittlerweile genug Wesen in sein Hotelzimmer eingeladen und die wildesten Abenteuer mit ihnen erlebt und trotzdem spürte er, dass es auf Nemolonia mehr gab, als nur die paar Abenteuer die er kennengelernt hatte. Er spürte, dass es Dinge gab, die noch ausgefallener waren als sein kleines Zimmer oder die verschiedenen Bordelle. Nach so etwas hatte er Sharik gefragt und die hatte ihm einen umständlichen Weg aus der Stadt heraus, durch die Wüste hin zu einem großen Turm inmitten dieser beschreiben. Als er sie verwirrt angeschaut hatte, hatte sie ihm versichert, er könne es gar nicht verfehlen, wenn er nur an der richtigen Stelle die Stadt verließ und in die von ihr genannte Himmelrichtung ging.

Er wusste nicht was ihn erwartete und hoffte inständig, dass er in die richtige Richtung lief. Bisher konnte er nichts außer kalter Wüste, großen Felsen inmitten dieser und ein paar vereinzelten Bäumen erkennen. Irgendwo in der Wüste, hinter einem Felsen, unter dem Sand, vielleicht sogar in der Luft, musste sein Ziel liegen und er würde es finden, ohne das er genau wusste, wonach er überhaupt suchte. Er steckte die Hände zurück in die Taschen seines Mantels und richtete seinen Blick nach vorne auf den Horizont. Die Sonne stand hoch und bestrahlte den roten Sand. Es war kalt und er war allein. Nicht einmal die Tiere flogen über dem Himmel und es war egal was passieren würde, denn nur die Sonne war Zeuge.

Am Rande seines Sichtfeldes, hinter dem Horizont, konnte er die Spitze eines Daches erkennen. War es nur eine Illusion, oder war dort tatsächlich ein Haus? Je näher er kam, desto deutlicher wurde es, das es sich tatsächlich um ein kleines, abgewirtschaftetes Häuschen handelte. Niemand war zu sehen, nur eine Wäscheleine hing vor der Tür und die alte Tür klapperte.

Als er das Häuschen erreicht hatte, trat er nicht sofort ein, wie jeder andere es getan hätte, sondern klopfte freundlich an der Tür. Die Wäsche an der Leine vor dem Haus schien dort schon eine lange Zeit zu hängen, denn sie war vom Wetter so unbrauchbar geworden, dass man nur noch anhand der Leine selbst erkennen konnte, dass es sich einst um Wäsche gehandelt hatte. Er wollte die Tür aufstoßen, als sie zu seiner Verwunderung von innen geöffnet wurde. Aus dem inneren streckte ein kleines Wesen mit kleinen, dunkeln Augen, einer weißen Haut mit violetten Streifen und spitzen, schwarzen Borstenhaaren im Gesicht seinen Kopf durch die Tür.

Einen Moment lang schauten sich beide verwirrt an und das Wesen öffnete die Tür zur Gänze. Immer noch verwirrt trat Steven einen Schritt zurück und sagte, um nicht völlig verrückt dazustehen: „Hallo, ich wollte nicht stören, ich dachte nur, nun, dass hier niemand mehr wohnt."

Aus vier kleinen, dunkeln Augen wurde er böse angeschaut. „Du hast gesehen, dass hier jemand wohnt. Du bist zufrieden." Bevor Steven etwas erwidern konnte, knallte das Wesen ihm die Tür vor der Nase zu. Steven klopfte erneut, diesmal etwas fester. Wieder wurde ihm geöffnet und das Wesen sagte: „Du bist immer noch hier. Du bist nicht zufrieden."

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt