𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟞𝟙

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»Ja. Er hat es endlich gesagt.« , sagte Carla und ihre Augenbrauen hüpften kurz nach oben, als sie anschließend an ihrem Latte macchiato trank, den sie gemeinsam mit Leni in einem Café genoss.

»Von sich aus?!«

»Also gezwungen habe ich ihn nicht.«

»So meinte ich das doch gar nicht. Hat er es zuerst gesagt?«

Carla schüttelte den Kopf. »Nein. Aber wen juckt's?!«

»Also hat er nur geantwortet?!«

»Er hat vorher auch nichts darauf geantwortet, wenn ich ihm das gesagt habe.«

»Trotzdem.« Leni warf ihr einen vielsagenden Blick zu, während sie in ihrem Chai latte herumrührte.

»Soll ich dir was sagen?! Das war nicht nur so daher gesagt. Er hat mich danach so stürmisch durchgenommen, da hat man gemerkt, dass er mir beweisen wollte, wie sehr er mich will.«

»Ich wünsch' dir das echt ... und das nicht nur, weil ihr toll nebeneinander ausseht, aber ... bist du sicher, dass du mit ihm auch eine Zukunft hast?«

»Weil er älter ist?«

»Generell. Er ist ein Musiker. Ich kenne genug von denen und du willst nicht wissen, was auf Tourneen so abgeht. Insbesondere bei Festivals.« Sie trank nun kurz. »Und du bist der lebende Beweis dafür, dass dein Freund es mit der Treue nicht so ernst nimmt.«

Carlas Augenbrauen zogen sich zusammen. »Das mit uns ist eine komplett andere Story. Mit mir ist er glücklich, was er bei ihr nicht war.«

»Mit ihr muss er ja auch mal glücklich gewesen sein. Schließlich hat er sie geheiratet und eine Familie gegründet.«

»Das hat mich ja am meisten abgefuckt.« , meinte Carla plötzlich.

»Was? Das er ein Leben vor dir hatte?«

»Quatsch. Nein. Dass er meinte, wir könnten nicht Sex auf der Schaukel haben, weil ich ja schwanger bin und er aufpassen müsste mich nicht so hart zu ficken.«

»Dann sag ihm die Wahrheit.«

»Er hat gerade erst gesagt, das er mich liebt. Da kann ich nicht direkt meine Lüge auftischen.«

»Aber eventuell fickt er dich dann wieder härter.«

»Es geht ums Prinzip. Ich hab' trotzdem Angst vor seiner Reaktion.«

»Vielleicht hättest du dann erst gar nicht so ein Märchen erzählen sollen.«

»Er war dabei die Sache mit seiner Ex reparieren zu wollen und wollte mich daraufhin nicht mehr sehen. Ich musste mir etwas einfallen lassen, damit er wieder zu mir kommt. Ich hatte nicht mal vor, es so weit auszuschmücken.«

»Nicht? Du hast dir doch direkt von Luana das Ultraschallbild gemopst.«

»Ja, aber anfänglich wollte ich nur, das er wiederkommt.« , sagte sie. »Ich wollte einfach nur, das er sieht, das ich ihm auch alles bieten kann, was er will.«

»Du willst doch gar keine Kinder.« , erwähnte Leni so nebenbei.

Carla zuckte mit den Schultern. »Vielleicht würde ich das ja nach einer Zeit mit ihm ja doch wollen. Ich weiß nicht. Aber erst einmal will ich ihm zeigen, was für ein tolles Leben wir zu zweit haben können.«

»Dann fang erstmal damit an, ihm die Wahrheit zu sagen.«

»Nach der Tournee.«

»Also hast du doch Panik, dass er sich in der Zeit dann ein anderes Liebchen sucht.«

»Nein. Er würde mich niemals betrügen.«

»Aber du hast Angst, dass ...?« Erwartungsvoll blickte Leni sie an.

»Als seine Ex auf dieser Bühne stand, hatte er so einen komischen Blick drauf.« , meinte Carla übergangslos. »Ich glaube, das er noch immer Gefühle für sie hat.«

»Und deine Sorge ist, das er wieder wechselt?!«

»Ich hasse, es so zu denken. Weil ich gar nicht der Typ dafür bin. Ich bin mir meiner selbst sehr bewusst. Ich weiß, das genug Typen auf mich stehen. Aber als ich seinen Blick gesehen habe, wurde ich das erste Mal unsicher.«

»Weiß er das?«

»Das ich sauer war? Ja.«

»Nein. Dass du Angst hast, er würde wieder zurück zu ihr rennen.«

»Muss ich mich etwa so kleinmachen? Nein.«

»Das nicht, aber ... wenn du Sorge hast, wird da auch etwas dran sein. Frauen spüren es, was das angeht. Ich wette, seine Ex wusste auch schon vorher, das er fremdvögelt.«

»Du meinst, mein Gefühl irrt sich nicht? Er will sie noch immer?«

Leni zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nich'. Kann mich auch irren. Ich war nicht dabei. Ich hab' seinen Blick nicht gesehen.«

»Du irritierst mich jetzt total. Danke Leni.«

»Du hast doch angefangen.«

»Er hat gesagt, das er mich liebt ... und das auch noch beim Sex. Er hat es also nicht gesagt, um Sex zu bekommen.«

»Dann ist doch alles gut.« Leni hatte im Grunde keine Lust mehr, darüber zu reden. Ihr war klar, dass Carla viel Selbstbewusstsein besaß und wenn sie sich dessen nicht mehr so sicher war, musste da auch etwas dran sein. Und dennoch wollte sie nicht diejenige sein, die ihre Freundin von Wolke sieben, auf die Darunterliegenden beförderte. »Mit der Wahrheit musst du trotzdem herausrücken.«

»Später.« , antwortete Carla. »Ich muss ihm mehr die Vorzüge unseres jetzigen Lebens präsentieren.«

»Die hoffentlich nicht nur aus Sex bestehen.« , sprach sie ihr Gedachtes laut aus.

»Wie meinst du das?«

»Na ja, du kannst einen Mann eventuell mit Sex ködern aber eine Beziehung besteht aus viel mehr.«

»Wir machen auch andere Sachen.« , gab sie sehr eingeschnappt von sich. »Und wir wollen uns eine größere Wohnung holen. Es ist uns ernst.«

Leni löffelte in ihrem Getränk herum. Das tat sie eine Zeitlang, ehe sie dann doch eine Frage in dem Raum warf. »Wegen des Kindes?«

»Er wird es auch so tun. Es ist nicht alles wegen dem, was er denkt.«

»Okay.«

Das weitere Gespräch lenkte Leni mit Absicht auf andere Themen.

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt