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ᎻϴΝᏀᎫϴϴΝᏀ

Bedrückt packte ich die letzte Tasche in den Kofferraum von Sans Auto.

Da seines größer war als mein Mini, passte hier auch mehr an Gepäck hinein, was unbedingt von Nöten war, selbst, wenn wir nur einen Tag wegfahren würden.

Vor zweieinhalb Stunden endete die Beerdigung seines Vaters, weshalb San und ich schnellstmöglich hier raus mussten.

Er war die letzten Monate ausschließlich in diesem Haus, wenn nicht auf Arbeit; war seiner Trauer ausgeliefert.

Ich wusste, dass er rauskommen musste, weshalb wir - auf Sans Wunsch - mit dem Auto an einem See übernachten würden.

Der See war gut eine dreiviertel Stunde von hier entfernt - nicht zu weit und doch nicht zu nah.

Da ich das Gefühl hatte, dass wir dies brauchen würden, packte ich ebenso eine Packung Schokoladeneis und eine Packung Kirsch-Sahneeis in eine Kühlbox; beladen mit mehreren Kühlpacks.

Vielleicht hatte er auch Lust, in den See schwimmen zu gehen - San liebte kälteres Wasser -, weshalb ich Badesachen für uns beide einpackte.
Mein Laptop war mitsamt Streaming-Dienste und legal-illegalen Websiten ebenso startklar.

Wir konnten von Glück reden, dass es heute und die folgenden Tage weniger kalt und nass sein sollte, im Gegenteil.
Das Wetter machte, was es wollte.
Dennoch hatte ich einen Heizlüfter und zusätzlich ein paar Decken mehr eingepackt, denn die Nacht würde dennoch frisch werden - immerhin war es offiziell Winter!

Da auch meine Augen vom Weinen während der Beerdigung noch schmerzten, legte ich eine kurze Pause vom Packen ein und ging in die wohlige Wärme des Hauses.

Auf der Couch fand ich San vor.
Dieser war in seine Kuscheldecke eingewickelt und starrte leer vor sich hin.

Ich konnte mir kaum vorstellen, wie es ihm ergehen musste, selbst, wenn ich seinen Vater ebenso mein Leben lang kannte und er Familie für mich war.

Und auch, wenn ich daran nicht gleich denken sollte, so hoffte ich sehr, dass ich von diesem Schmerz noch viele Jahre verschont wurde; ihn nicht spüren musste.

Glücklicherweise kam sein Tod nicht überraschend, San konnte sich ansatzweise auf den kommenden Tod darauf vorbereiten - wenn dies überhaupt möglich war.

Er konnte Abschied nehmen.

Wäre es von jetzt auf gleich passiert, könnte ich ihn wohl nicht ansprechen und mit einer Reaktion, gar einer Antwort rechnen, doch ich konnte es.
Darüber war ich unglaublich froh.

Die Reaktion kam verhältnismäßig schnell, denn es dauerte nicht lange, da saßen wir schon im Wagen und bereiteten uns auf die Fahrt vor.
Es war natürlich selbstverständlich, dass ich auf der Fahrerseite Platz genommen hatte, denn dazu wäre San nie in der Lage gewesen.

Nachdem ich vom Auto aus ein letztes Mal einen Blick auf unser Haus geworfen hatte, welches gesichert und abgedunkelt war, startete ich den Motor und fuhr los.

Mehrmals sah ich auf meinen besten Freund; hoffte darauf, dass ihm der Ausflug gut täte, wovon ich allerdings auch überzeugt war, denn das hatte schon immer geholfen, auch wenn wir uns nun wohl in einer Ausnahmesituation befanden.

Mir war dabei dennoch klar, dass er trauern musste, dass er die Zeit brauchte.
Ich würde ihn nicht dazu zwingen, glücklich zu sein - ich würde ihm helfen, die Zeit zu überstehen und damit abschließen zu können.

***

Wir waren vor etwa vierzig Minuten an dem See angekommen, an dem wir immer als Kinder gespielt und gebadet hatten, wenn wir mit unseren Familien hier campen waren.

ᏴᎡᎬᎪᏦᎪᏴᏞᎬ ͲᎬᎪᏟᎻᎬᎡ •ᎷᏆΝᎫϴϴΝᏀ//ᏔϴϴՏᎪΝ• || ⏳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt