🐻 Part V

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Je weiter Jüri und Oscar ihn wegbrachten, desto besser konnte er wieder atmen. Gleichzeitig wollte er das aber gar nicht, denn mehr Sauerstoff hieß auch klarere Gedanken und auf die konnte er gut und gerne bis auf Weiteres erst einmal verzichten.

Er wollte nicht darüber nachdenken, was heute für ihre Familie hieß und bedeuten würde.

Und erst recht nicht über das nun daraus entstandene Verhältnis zu seiner Mutter grübeln.

Noch weniger wollte er aber an einen ganz bestimmten Menschen denken. Thomas hatte ihm noch erzählt, dass ihre Mom, bevor sie seinen Account gelöscht hatte, noch wutentbrannt dazu in der Lage gewesen war, eine Nachricht zu verfassen.

Der Schmerz darüber war ein ganz anderer.

Der Schmerz war es, der ihm die Tränen in die Augen trieb, denn es fühlte sich an, als hätte er ein Stück von sich selbst durch die Tat seiner Mutter verloren.

Er wusste nicht, was sie geschrieben hatte und wahrscheinlich war das auch besser so, denn etwas Gutes war es mit Sicherheit nicht gewesen.

Momentan ging er davon aus, den Koala verloren zu haben. Unvorstellbar, selbst ohne genaue Kenntnis, dass dieser noch mit ihm Kontakt haben wollte.

„Ollie ist alles gut?", hatte Jüri sich in seinem Sitz zu ihm gedreht und warf ihm einen besorgten Blick zu.

Er bemerkte erst jetzt, dass sie vor einem Supermarkt parkten und Oscar verschwunden war.

„Nein, aber danke für alles", gab er ehrlich zu und von sich, „Mein Dad hat recht. Was ihr für mich tut ist nicht selbstverständlich und..."

„Willst du drüber reden?"

„Auch nein", murmelte er kraftlos, „Oder muss ich?"

„Du musst gar nichts, Ollie, aber du sollst wissen, dass ich und auch Oscar da sind, wenn du es doch wollen würdest."

„Seid ihr..."

„Sind wir was?"

„Zusammen? Ich will euch wirklich nicht stören. War das neulich dann ein Date? Da hat Sebas schon gestört. Das tut mir leid."

„Nein, du störst nicht, noch einmal nein und dir muss nichts leidtun", gluckste der Este belustigt auf, „Oscar lässt mich bei sich wohnen, weil Red Bull mich aus der Wohnung geschmissen hat. Wir sind nur Freunde."

„Hättest du nicht einfach Miete zahlen können?"

„Das war der Deal. Sie haben es sich anders überlegt und als wenn es nicht genug wäre plötzlich obdachlos zu sein, fordern sie auch noch Geld", erzählte der Ältere leise und er spürte förmlich die Last, die auf dessen Schultern lastete.

„Das hättest du meinem Dad erzählen sollen. Er kennt lauter wichtige Leute. Er kann dir da ganz bestimmt helfen."

„Wobei helfen?", wollte Oscar wissen, der einen Schwung voller Einkaufstüten nach hinten zu ihm auf die Rückbank quetschte.

„Macht der Supermarkt jetzt zu?", zog Jüri fragend die Augenbrauen nach oben und umschiffte so das Thema Hilfe geschickt.

„Wieso?", guckte der amtierende Formel 2 Meister unschuldig drein.

„Weil er nichts mehr zu verkaufen hat?"

„Hey, ich kann nichts dafür, dass sie Kilogläser Nutella hatten und du Chips wolltest."

„Hatten?"

„Na jetzt haben wir sie. Lasst mich halt nicht deprimiert einkaufen nach so einem Tag."

KoalabärenküsseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt