„Du isst ernsthaft Suppe mit einer Gabel?!"
Chase lachte laut los.
„Warum?!"
Ich zuckte mit den Schultern.
„Ich habe damit schon als kleines Kind angefangen. Ich weiß nicht wieso ich das mache."
Ich musste ebenfalls lachen.
Erstaunlicherweise verging die Zeit wie im Flug. Wir waren gerade auf dem Weg zurück zum Daventower und mittlerweile hatte die Dämmerung eingesetzt.
Und wir hatten erstaunlich viel Spaß zusammen.
„Okay, jetzt wieder du!"
„Lass mich überlegen..."
Ich schaute zu ihm. Wir liefen langsam - dank meinem Bein - nebeneinander her. Er schaute nach vorne und hatte ein nachdenkliches Gesicht aufgesetzt.
„Ich habe ab und zu Glitches."
Ich schaute ihn weiter an.
„Glitches? Du meinst wie in Videospielen, wenn etwas nicht richtig funktioniert?"
Ich musterte ihn einmal von oben nach unten.
„Du bist aber kein Android?"
Er lachte wieder.
„Nein, keine Sorgen, ich bin genauso aus Fleisch und Blut wie du. Der Unterschied ist der Chip, den ich in mir habe."
Jetzt war ich neugierig.
„Die Bionic kommt von dem Chip den wir alle in uns haben. Dieser verändert unsere Genetik und lässt uns all diese Dinge machen. Wenn wir in manchen Fällen zu emotional werden, kann es einen dieser Glitches verursachen."
„Und was passiert dann?"
Ich hing mit dem Blick an seinen Lippen. Es war sehr Interessant das alles zu hören.
„Mein Bruder Adam, zum Beispiel, kann seinen Laserblick nicht kontrollieren und ballert in der Gegend rum. Bree rennt bis ans Ende der Welt. Und ich habe Spike."
Spike?
Noch bevor ich fragen konnte, sprach er weiter.
„Spike ist eine Art zweite Persönlichkeit die durch meine Commando App ausgelöst wird. Und eines kann ich dir sagen, sei froh, wenn du Spike nicht kennen lernst."
Ich grinste ihn an.
„Das heißt also, ich darf dich nicht provozieren?"
Er lachte schelmisch.
„Du kannst es versuchen."
„Ich werde es ver-"
Au....
Ich bin volle Kanne gegen eine Laterne gerannt, weil ich Chase die ganze Zeit angeschaut hatte.
„Oh Shit, ist alles okay?"
Er hielt mich direkt an beiden Schultern fest und musterte mich.
„Du blutest."
Ich wollte mir aus Reflex an die Schläfe fassen, doch seine Hand schnappte nach meiner um das zu verhindern.
„Nicht, sonst entzündet es sich."
Stumm schaute ich zu ihm. Mein Handgelenk immer noch in seiner Hand.
Mit seiner anderen Hand raschelte er in seiner Hosentasche und zog etwas hervor. Ein Taschenmesser... Was hatte er jetzt denn vor?
Er ließ mit seiner zweiten Hand meine los, damit er beide benutzen konnte, um sich ein Stück von seinem Shirt abzutrennen.
„Nicht, du machst es doch kaputt."
„Ich kaufe mir ein neues, mein Dad ist reich", grinste er und kam mir einen Schritt näher. Wie in Zeitlupe kam er mit seiner Hand auf mein Gesicht zu und tupfte mit dem Stück Stoff vorsichtig die kleine Wunde trocken.
Ich hoffe, es sah nicht allzu schlimm aus.
„Noch etwas das du wissen solltest, ich bin ein Tollpatsch."
Ich schaute in seine braun-grün schimmernden Augen. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht.
„Das wäre mir gar nicht aufgefallen."
Ich musste schmunzeln, was er direkt erwiderte.
Er löste sich von der Wunde, hielt seinen Arm allerdings in der Luft in Reichweite.
„Tut es weh?"
Seine Stimme war bereits einem flüstern gleich. Ich schüttelte kaum merkbar meinen Kopf.
Wir schauten uns beide in die Augen.
Mir war direkt klar, das war einer dieser Momente. Der absolute Kuss-Moment. Und wenn ich auf seine Lippen schaute und daran dachte, dann hatte ich absolut kein Problem damit. Ganz im Gegenteil. Ich wollte es. Ich wollte es jetzt gerade.
Ich spürte, wie Chases Hand sich mir annäherte und etwas unbeholfen meine berührte. Dann kam er mir noch einen Schritt näher und beugte sich zu mir.
Er wollte es genauso wie ich es wollte.
Gerade kam ich ihm entgegen, da wurden wir von einem schrillen Klingelton seines Handys unterbrochen. Ich bemerkte, wie er überrascht zusammenzuckte und auch mich brachte es aus der Fassung. Somit war schnell beiderseits wieder Abstand zum anderen hergestellt.
„Uhm... das ist ein Missionsalarm..."
Mir war klar, was das bedeuten würde. Der Abend war somit zu Ende. Chase musste die Welt retten.
„Na dann los, die Menschheit braucht dich."
Ich schmunzelte ihn an. Er grinste zurück und küsste mich schnell unerwartet auf die Wange. Dann drehte er sich um und rannte los. Ich schaute ihm hinterher bis er im Davontower verschwunden war.
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Zwischen Bionic und Superkräften
FanfictionJuna ist neu in Centium City. Da sie von nun an im Daventower wohnt, lernt sie direkt auch ihre neuen Nachbarn kennen. Eine Bande junger Menschen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten. Kaum hatte sie sich mit Kaz angefreundet, hatte sie es mit Superschurke...