𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟞𝟞

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Robin rutschte ein wenig rüber, als sein Vater nach oben kam und sich neben ihn hinsetzte.

»Warum sind Mädchen so scheiße?« , fragte er ihn und Vincent bemerkte, dass sein Spross kurz vorm Heulen war.

»Mädchen sind halt ... anders.«

»Ich hab alles für sie getan. Und sie behandelt mich, wie der letzte Dreck.«

»Was is'n vorgefallen?«

»Nichts.« , brummte Robin.

»Das es nicht, nichts, war, wissen wir. Aber wenn du nicht mit der Sprache rausrückst, können wir dir auch nicht helfen.«

»Mir kann keiner helfen. Warum versteht ihr das denn nicht?«

»Sprechenden Menschen kann immer geholfen werden.«

»Nein.« Robin wurde lauter. »Das macht es doch nicht rückgängig.«

»Nein, aber ... so kann man einem besser helfen. Man muss über seine Probleme sprechen.«

»Nia ist mein Problem. Und du. Weil du das hier eingefädelt hast.«

»Es tut mir leid, okay.« , sagte Vincent schuldbewusst.

»Du hast es wieder schlimmer gemacht.« Nun begann er zu weinen.

»Ich ... es tut mir wirklich leid, Robin. Ich dachte, wenn ihr euch seht und miteinander redet, dann wird's wieder.«

»Das wird nicht mehr. Sie soll ihr Leben leben und mich in Ruhe lassen.«

»Vincent?« , ertönte plötzlich Katjas Stimme schrill und laut.

Er stand auf und zeigte sich. »Hey es is' alles gut. Wir reden nur noch und ...«

»Nein.« , sagte sie panisch. »Ich hab den Krankenwagen angerufen. Andi ist einfach so umgekippt.«

Er rannte ohne zeitliche Verzögerung hinunter und folgte seiner Frau zurück in die Bar.

Isabelle kniete bei Andi, der bewusstlos neben dem Tresen auf dem Boden lag. Sofort hockte er sich auf die andere Seite und untersuchte dessen Vitalzeichen.

Die Gäste der Bar standen um sie herum. »Schick die Leute raus.« , meinte er laut zu seiner Frau. »Du machst die Musik aus.« , beauftragte er Nia. »Was ist passiert?« Die Frage ging an Isabelle.

»Ich ... ich weiß nicht. Er kam zu uns an den Tisch und fragte, ob alles in Ordnung wäre und danach wollte er zurück und ich hab nur noch gesehen, wie er taumelte und dann zusammensackte.« Isabelle antwortete hektisch. »Er hat Puls. Und er atmet. Ich hab' direkt alles abgecheckt, als Katja den Notarzt angerufen hat.«

Vincent holte einen Stuhl und legte die Beine von Andi darauf ab. Anschließend sah er fragend zu seiner Frau. »Mein letzter erste Hilfe Kurs liegt voll lang zurück. Beine hoch, oder stabile Seitenlage?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«

Vincent ging von Neuem in die Hocke und legte sein Ohr an Andis Mund und Nase.

»Du musst ihn zur Seite legen.« , sagte Robin hinter ihm, der auch wieder reingekommen war, nachdem einige Leute aus der Bar nach draußen gegangen waren. »Sonst kann er seine Zunge versehentlich verschlucken.«

Isabelle half Vincent dabei, den Bewusstlosen zur Seite zu rollen, der urplötzlich zeitgleich schreckhaft erwachte.

»Andi. Hey, hörst du mich?« Vincent wedelte mit seiner Hand vor ihm herum, doch der blickte sich um, als wäre er in einer komplett fremden Welt zu sich gekommen.

»Was ... was ...?« , stammelte er und versuchte, sich aufzusetzen.

»Nein bleib liegen. Du bist ohnmächtig geworden. Warte bis der Arzt hier ist.« , forderte er ihn auf.

»Nimmst du Medikamente oder so?« Isabelle hielt seine Hand, als sie ihn fragte.

Andi schüttelte den Kopf und setzte sich nun doch ein wenig auf. Seine andere Hand zitterte.

»Robin, hol mal ein Glas Cola für den Kreislauf.«

Sein Sohn rannte sofort hinter die Theke und nahm ein volles Glas entgegen, was ihm einer der Mitarbeiter von Andi schnellstens fertiggemacht hatte.

»W-w-w-was is' passiert?« , fragte er, als Vincent ihm die Cola schließlich hinhielt und ihm anschließend half, daraus zu trinken.

»Du bist umgekippt.« , wiederholte er.

»Ich weiß nichts mehr.« , gab er vollkommen verwirrt von sich.

»Das wird wieder.« Isabelle hielt weiterhin seine Hand.

Als Andi nun doch richtig aufstehen wollte, half Vincent ihm auf einen Stuhl Platz zu nehmen. Wich jedoch nicht von seiner Seite und kontrollierte abermals dessen Puls.

Die Rettungssanitäter trafen auch kurz danach bereits ein und checkten ebenso Andis von außen wahrnehmbaren Lebensfunktionen seines Organismus, ehe sie ihn in den Rettungswagen abtransportierten.

Katja, Vincent und Isabelle räumten danach ein wenig die Bar auf. 

Nia saß an einen der Tische, während Robin draußen auf Selinas Mutter wartete, welche die zwei anderen abholen wollte.

Sie hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen, als sie die Tränen auf den Wangen ihres Ex-Freundes sehen konnte, als er wieder in die Bar hineinkam, aber hatte er es nicht verdient?

Er tat ihr doch schließlich viel mehr weh.

Sie fühlte sich ersetzt und fragte sich, ob ihm die Beziehung nie etwas bedeutet hatte.

War die gemeinsame Zeit nichts wert, wenn man so schnell ersetzt wurde?

Sie sah zu ihrer Mutter rüber und konnte ein wenig nachempfinden, wie es ihr ergangen war, weil ihr Vater mir nichts, dir nichts direkt eine Beziehung mit dieser Carla begonnen hatte.

Es war nicht dasselbe, aber der Schmerz musste ähnlich sein.

»Komm Nia, helf mal mit.« , meinte ihre Mutter plötzlich.

Sie stand auf und schob ein paar Stühle an die Tische. Robin würdigte sie keines Blickes.

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt