Ich starre Ginny und Harry an. Ein großer Teil von mir will einfach zu ihnen rennen, sie schütteln. Sie erkennen lassen, wie wenig sie zusammenpassen. Aber ein anderer will einfach nur wegrennen. Typische fight-or-flight-Situation.
Doch scheinbar sieht mir Neville meine Gedanken an, denn er hält mich fest, in der Angst, ich könnte etwas sehr Dummes tun. Er zieht mich vorsichtig, aber kompromisslos in Richtung Schloss.
So langsam wird es unangenehm den beiden zuzusehen, weil sie sich fast schon verschlingen. Wie hungrige Raubtiere. Bis wir zu weit weg waren, um sie noch zu erkennen, starre ich die beiden völlig fassungslos an.
Wie hatte ich mir nur jemals Chance erhoffen können. Ich hatte doch von Anfang an gewusst, dass Ginny sich vielleicht wieder in Harry verlieben könnte. Er war viel wichtiger in dieser Welt als ich. Luna Lovegood kannten immer schon nur wenige, und wenn, dann möchte sie niemand.
In meinem Hirn lief der Gedanke: "Ich bin unwichtig, ich bin unwichtig, ...", als Endlosschleife. Ginny war der wundervollste Mensch auf dieser Erde, den ich mir nur vorstellen könnte. Umgekehrt galt das aber nicht. Der Mensch, denn Ginny am meisten liebt bin nicht ich. Es ist Harry. Mein gesamter Traum von der Liebe zerplatzt wie eine Seifenblase.
Neville zieht meinen zusammengesunkenen Körper hinter sich her. Ich spüre den Boden unter meinen Füßen vorbeiziehen. Irgendwann sind es dann auch Treppen. Ich weiß nicht, ob es die Treppen im Schloss oder außerhalb sind.
Ich lasse mich einfach hängen und Versuche die Bilder loszuwerden, die sich in meine Netzhaut eingebrannt haben, indem ich meine Augen zukneife. Doch es funktioniert nicht und so öffne ich meinen verheulten Augen. Wie oft wollte das Schicksal mich heute den noch treffen und zum Weinen bringen?
Irgendwie sind wir dann nach einer halben Ewigkeit oben im Ravenclawturm.
Neville rüttelt mich und ich höre, wie aus weiter Ferne seine Stimme, die ruft:
"Luna, ich rede mit dir, komm schon!"
Ich antworte:
"Ja, wie, was?? Ähm, ja ich höre..."
"Ich sag dir jetzt was. Du darfst nicht in deinem eigenen Elend ertrinken! Mach weiter, vergiss was passiert ist. Ich glaube das Beste wäre, wenn ich mit Hermine spreche. Sie hört mir bestimmt zu. Aber zuerst musst du jetzt ins Bett gehen und schlafen. Wie kommt man in den Gemeinschaftsraum?"
"Oh... du musst den Adlerkopf-Türklopfer benutzen.", schniefe ich und ich kann nur hoffen, dass er mich verstanden hat.
Aber zum Glück befolgt Neville, was ich gesagt habe, und kurz darauf ist eine Stimme aus dem Schnabel des Adlers zu hören:
"Was ist der Sinn des Lebens?"
"Ihr habt kein Passwort?", fragt Neville, während er angestrengt nachdenkt.
"Nein", antworte ich leise, "man muss eine Frage beantworten."
"Was ist die Antwort?"
"Ich denke, der Sinn des Lebens ist es, dem Leben einen Sinn zu geben. Und wenn man den Sinn nicht finden kann, dann ist die Suche nach dem Sinn, der wahre Sinn."
"Gut überlegt", sagt die Stimme und die Tür schwingt auf. Ich bewege mich darauf zu, immer noch wie in Trance.
"Soll ich vielleicht bei dir bleiben? Ich meine... du siehst echt nicht gut aus." Doch ich lehne ab und umarme ihn zum Abschied. "Heute ist viel zu viel schreckliches passiert."
"Immerhin haben wir uns... Als Freunde meine ich natürlich, das soll nicht komisch klingen."
Ich spüre, wie die Müdigkeit Besitz von mir ergreift.
"Gute Nacht Neville", antworte ich nur, und gehe zum Schlafsaal, während ich hinter mir höre, wie die Tür behutsam geschlossen wird.
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Tagträume und Quidditch | girlxgirl
FanfictionDie Geschichte spielt in Hogwarts, Harry Potter und der Halbblutprinz (1997). Ginny geht auf Hermines Rat hin mit vielen Leuten aus, um Harry eifersüchtig zu machen. Als sie Dean nicht mehr erträgt versucht sie Luna näher zu kommen. Doch sobald sie...