𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟠𝟠

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Nia saß auf Robins Bett und zupfte an der Gitarre herum, als er sein Zimmer nur mit Boxershorts bekleidet, mitten in der Nacht betrat. Sie trug nur ein Shirt von ihm und saß im Schneidersitz, während er mit einer Schüssel hereinkam.

Er hielt ihr das Küchengeschirr hin. Sofort legte sie das Zupfinstrument beiseite. »Oh wie geil. Das ist die Füllung vom Kuchen, oder?«

Er musste gar nicht antworten, denn seine Freundin tunkte direkt ihren Zeigefinger hinein und probierte, bevor sie ihm die Schüssel aus den Händen riss.

Robin setzte sich ans Kopfende. »Da lag 'n Zettel drauf.« , meinte er und las ihn vor. »Hier, wenn dein Schleckermäulchen mal wieder eine nächtliche Hungerattacke bekommt.«

Nia lachte. »Ich liebe deine Mutter.« Sie nahm den kleinen Löffel entgegen, den er ihr hinhielt.

Sie löffelte erst alleine, füllte dann abermals das Essgerät und hielt diesen Robin hin.

Er schüttelte den Kopf. »Nee ich will nich'. Nachher wirfst du mir noch vor, du hättest einen Löffel zu wenig bekommen.«

»Haha.« Sie verdrehte ihre Augen.

Robin hielt ihr nun sein Display hin. »Die fandest du schön?« , fragte er sie, nachdem sie ihm vorhin einen Link einer neuen Rose geschickt hatte.

Sie nickte. »Ja. Da kann man auch eine Lichterkette reinmachen.«

Ihr Freund runzelte die Stirn. »Die kostet ... achtzehn Euro.«

»Ich weiß.«

»Das ist doch kein Ersatz für die, die kaputtgegangen ist.«

»Warum?«

»Weil die andere von Swarovski war. Ich hab drei Monate gespart.«

»Wie teuer war die denn?« Nia, die nicht mal wusste, woher er die hatte, runzelte ihre Stirn. Robin hielt ihr nach ein wenig herumtippen erneut sein Display hin. »Was? Bist du bescheuert?«

»Sie hat dir doch gefallen.«

»Ja, aber ich wusste nicht, dass ... du spinnst doch.«

»Hast du die eigentlich mit Absicht kaputt gemacht?« , fragte er sie, nachdem er sein iPhone weggelegt hatte.

Empört sah sie ihn an. »Nein. Das war ein Versehen.«

»Na ja, du hattest auch alle Bilder von uns gelöscht.« Eigentlich wollte er das Thema nicht mehr ansprechen. Denn nach ihrer Versöhnung hatten beide geschworen, so zu tun, als wäre das niemals geschehen.

Nia musste Robin versprechen, das sie den Kontakt zu Kimmy und den anderen abbrechen sollte ... was ihr nicht schwerfiel, denn in Selina hatte sie mittlerweile eine sehr gute Freundin gefunden. Und da diese derweil mit Elias zusammen war, verbrachten die vier auch öfters mal die Zeit zu viert.

»Weil ich ... willst du jetzt echt das Thema anfangen? Weil darauf hab ich kein'n Bock.« , sagte sie und löffelte weiter.

»Nein, aber wir waren ja gerade bei der Rose dran. Deswegen ... ach egal ... ich hol dir 'ne Neue, wenn du Geburtstag hast.«

»Nein, die ist zu teuer.« , sagte sie.

»Was willst du dann?«

Sie griff mit einer Hand die Gitarre und legte diese in seinen Schoß. »Sing mir einen Song.«

»Was? Nein.« Robin lehnte das Instrument an seinen Schreibtisch.

»Warum nich'?«

»Weil ich nicht will.«

»Du kannst voll gut singen.«

»Ich hab schon für dich gesungen.«

»Ja. Toll. Erstens, weil du mit mir abschließen wolltest. Und zweitens wusste ich ja nicht, dass es für mich war.«

Er zuckte mit den Schultern. »Kann ich ja nichts für, wenn du Ewigkeiten benötigst, um mal was zu checken.«

Nia stellte die leere Schüssel auf den Tisch und kletterte auf Robin drauf, um gekrault zu werden.

Seine Hände wanderten direkt unter ihr T-Shirt und er strich sanft mit seinen Fingern über ihren Rücken, während sie sich mehr und mehr an ihn kuschelte. »Schlafen wir heut so?«

»Du auf mir drauf?« , horchte er nach.

»Nein. Also ja, aber kraulst du mich so lange, bis ich eingeschlafen bin?«

»Mach ich doch fast immer.«

Wiederholt drückte sie sich näher an seinen Körper. »Das liebe ich so sehr an dir. Bei dir fühle ich mich immer ... ich weiß nicht.« Sie kam kurz hoch und küsste ihn. »Du bist das Beste, was mir je im Leben passieren konnte.« Robin lächelte und kraulte sie weiter, als er sie leise singen hörte. »Kann es wirklich Liebe sein?! Im sanften Abendwind. Die Harmonie, voll tiefer Friedlichkeit. Mit allem, was wir sind.«

»Ich singe jetzt nicht.« , warf er direkt ein.

»Bitte.« Sie sah wieder zu ihm rauf und zog eine Schnute.

Robin schüttelte stur seinen Kopf. »Nein. Es ist mitten in der Nacht. Da träller ich mit dir nich' irgendwelche Songs und erst Recht keinen von Disney.«

Nia legte sich wieder hin und gab sich geschlagen. Irgendwann würde sie ihn schon dazu bekommen. Sie liebte seine Singstimme einfach.

Gedanklich fragte sie sich, ob sie es vielleicht mal hinbekommen könnte, dass er im Studio etwas aufnahm, damit sie sich das immer und immer wieder anhören konnte. Sie erinnerte sich, dass Elias ihr damals erzählt hatte, Robin hätte einen Song für sie geschrieben, aber nie beendet. Irgendwie fand sie das schade, denn sie hätte diesen gerne mal gehört.

Bald würde das neue Album ihrer Väter rauskommen und einige Songs wurden bereits veröffentlicht. Das Lied mit Montez erinnerte sie kontinuierlich daran, das sie bei dem Part ihres Vaters stets dran denken musste, ob er damit ihre Mutter meinte. Nia wusste, das er gerne mal Persönliches in die Texte reinschmuggelte. Die Frage, ob noch mehr solcher Songs darauf vertreten waren, und ob auch einer dabei sein würde, der für Carla war, bereitete ihr Magenschmerzen. »Meinst du, mein Vater war eifersüchtig?« , fragte sie Robin.

»Auf?«

»Wegen Ben.«

»Ich weiß nich'. Er kam mir schon sehr ...« Er hörte auf sie zu kraulen. »Hast du das mit Absicht gesagt?«

»Vielleicht.« , antwortete sie ein wenig leise. »Ich wollte halt ... ich wollt wissen, ob er noch etwas für meine Mutter empfindet. Und ...« Sie sah ihn ein weiteres Mal an. »Wenn er eifersüchtig war, dann ...«

»Ich weiß, das du immer noch willst, das beide wieder zusammenkommen, aber ...«

»Ich mag beide nicht.« , unterbrach sie ihn. »Carla und Ben. Allein wie sie meinen Vater heut die ganze Zeit getätschelt hat und Ben ... der passt gar nicht zu meiner Mutter. Der ist so ... ich weiß nich' ... man merkt halt, dass er ... anders ist.«

»Das ist aber nicht deine Entscheidung.«

»Ich weiß.« Wie gehabt legte sie sich hin und ließ sich kraulen. 

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt