Kapitel 7 - Reinfall

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Reinfall

Ich wollte mich einfach nur betrinken und Suga ließ mich gewähren. Ab einem gewissen Pegel verflog auch meine verbissene Schweigsamkeit und ich gab drucksend nach, als Suga erneut wissen wollte, was denn passiert war. Ich erklärte, mein Bruder hätte einen Unfall gehabt, weil ich nicht wieder die ganze Polizeigeschichte, inklusive der Tatsache wiederholen wollte, dass sie mich wie einen Verdächtigen behandelt hatten. Doch als er sich mitfühlend gab und sein Bedauern zum Ausdruck brachte, fühlte ich mich plötzlich schlecht. Warum hatte ich gelogen? Ich sah ihn nachdenklich an, flüchtete mich aber rasch in das nächste Glas, als Sugas Augenbrauen sich fragend hoben.

„Lass uns über irgendwas anderes sprechen", bat ich ihn, grinste dann schief und drehte das leere Glas auf dem Tisch. Der Alkohol löste allmählich meine Zunge, machte mich frech.

„Das ist also deine Masche, ja? Du fährst nachts durch die Straßen und... guckst, ob dir irgendwas gefällt?" Fast musste ich über mich selbst kichern, vor allem, weil mir erst viel zu spät klar wurde, was ich da von mir gab.

Suga hingegen lächelte vage und kniff die Augen etwas zusammen, während er mich aufmerksam betrachtete. „Wirke ich so verzweifelt auf dich?"

Fragen, Fragen, Fragen – der Kerl stellte viel zu viele Fragen. Ich seufzte. Wenn er wenigstens die richtigen stellen würde! Ob ich mit zu ihm kommen wollte, zum Beispiel, oder ob ich Bock hätte, auf einen – okay, nein, so direkt musste es nicht sein... Obwohl ich vermutlich selbst dann einfach ja gesagt hätte. Ich seufzte noch einmal gut vernehmlich. Immerhin war das Suga, der mir hier gegenübersaß. Der Kerl, den ich gestern – es war noch nicht mal 24 Stunden her! – unbedingt hatte in mein Bett zerren wollen. Und gestern hatte ich noch über meine verpasste Chance gejammert, jetzt war sie zurück. Ich leckte mir die Lippen. Nun, wenn er nicht die richtigen Fragen stellte, musste ich das vielleicht machen. Für neckische Koketterie war ich allerdings schon zu betrunken, also schlug ich den direkten Weg ein.

„Willst du mich gleich heimfahren oder lieber warten, bis ich nicht mehr stehen kann?"

Ein wissendes Grinsen traf mich. „Hast du denn genug?"

Mehr als genug. Im Moment war ich mir nicht mal mehr sicher, ob ich noch alleine laufen konnte, doch als Suga aufstand, bezahlte und dann zu mir zurückkam, um mich von der Bank hochzuziehen, war mir klar, dass ich mein Ziel doch irgendwie erreicht hatte. Ich schwankte mit einem schiefen Grinsen gegen ihn, wurde noch ein wenig fester gepackt und lehnte mich in seinen Griff. Meine Stirn streifte seine Schläfe und ich atmete seinen Geruch ein. Verdammt, der Kerl war so...!

„Bringst du mich auch ins Bett?", nuschelte ich an seinem Ohr und kicherte dabei leise. Er antwortete nicht, aber er schob mich demonstrativ aus der Bar und hinaus in die Nacht. Wie wir am Ende zu seinem Auto kamen, konnte ich nicht sagen. Ich stolperte schwankend vor und neben ihm dahin, versuchte meine Arme um seinen Nacken zu schlingen, mühte mich dabei nicht zu fallen und schaffte es irgendwie auch. Dann machte ich ein paar unsichere Schritte rückwärts, wurde wieder mehr geschoben, als dass ich selber lief und am Ende an die Seite eines Wagens gelehnt, wie ein sperriges Paket. Sein Wagen, das erkannte ich noch. Suga öffnete die Tür, doch bevor er mich hineinbugsieren konnte, hatte ich ihn erneut gepackt. Dieses Mal bekam ich seine Jacke zu fassen und hielt ihn fest. Mein schlingernder Blick traf seinen und ich lächelte vage.

„Willst du mich denn gar nicht küssen?"

Suga neigte den Kopf ein wenig, sein Blick löste sich von meinen Augen, rutsche hinab auf meinen Mund, während er die Hand hob und sein Daumen über meine Unterlippe glitt. Unwillkürlich öffnete sich mein Mund und ich sah, dass Suga schwach lächelte.

Blood, sweat and tears [Taegi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt