K A P I T E L 1

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L O R E E N A


Unsicher sah ich zu Olivia. „Das wird der Hammer Lore!", sagte sie und ich war mir dabei nicht so sicher. Sie stand schon immer auf Abenteuer. Ich hingegen war nicht der große Fan davon und war der Angsthase unserer Gruppe. Nachdenklich biss ich von meinem Sandwich ab und schmunzelte schon, als eine Tasche auf den Stuhl neben mir geworfen wurde. Meine Hand mit dem Sandwich hielt ich hoch und spürte Sekunden später, wie Lexy mit ihren Zähnen daran zerrte.

„Oh Gott, ich erschlage Mr. Ich bin eine Mathegenie irgendwann mit meinem Mathebuch. Ich schwöre es!", knurrte sie und ließ sich auf den Stuhl neben ihre Tasche fallen, während sie nach meiner Flasche griff. Sie hasste Mathe und den Mathelehrer noch mehr, da er sie beabsichtigt immer Lenny nannte. Früher hatte er das nicht getan, aber sie hatte vor drei Monaten ihre langen Haare zu einem Kurzhaarschnitt gemacht. Seitdem wollte er sie vermutlich ärgern, da der alte Mann nicht verstand, dass sie sich damit eben unwohl gefühlt hatte. „Lass dich doch nicht ärgern Lex", riet ich ihr lächelnd. Der Blick, den sie mir zuwarf, zeigte mir, dass er es heute übertrieben haben musste. „Ist das dein ernst? Das Arschloch diskriminiert mich, weil ich keinen Bock habe, mir ewig lang die Haare zu föhnen!", zischte sie und ich musterte die Ader, die an der linken Seite ihres Halses hervortrat.

Schlagartig kam mir der Geruch von Blumen in die Nase. „Ich sterbe vor Bauchschmerzen", jaulte Marilyn und hatte uns heute Morgen schon mitgeteilt, dass sie ihre Tage bekommen hatte. Schmunzelnd schob ich ihr die Tafel Schokolade über den Tisch, die ich ihr gerade extra aus dem Süßigkeiten Automaten geholt hatte. Sie hatte immer eine Fresssucht, wenn sie ihre Tage bekam. Vor allem war sie heiß auf Nussschokolade „Du bist ein Engel", sprach sie.

„Und ich frage mich wirklich, wie du das jeden Tag sein kannst Loreena. Wie kann man immer Lächelnd durch diese beschissene Welt rennen?", fragte Lex, ehe ich leise lachte. „Es bringt mir doch nichts, mich immer über andere aufzuregen. Zieht mich nur runter und würde mir das Leben schwer machen", gab ich weise von mir und wollte ihr damit gezielt etwas sagen, da sie ruhig öfter lächeln könnte.

„Kommst du eigentlich zum Training morgen?", wollte Liv von Lexy wissen, weshalb ich ebenfalls zu Lex blickte und ein Grinsen unterdrückte, weil ich wusste, sie hasste es, tat es aber für uns. „Irgendwann breche ich mir bei dem scheiß rumgehample für unsere Loserfootballspieler noch die Knochen...", fauchte sie fast, ehe ich die Augen schloss.

„Was hast du Wichtel gesagt" Groß wurden meine Augen, als ich die Stimme hörte, vor der eigentlich jeder Respekt hatte. Desinteressiert wandte Lex ihr Gesicht über mich hinweg. Kaum sichtbar zuckte ihr Mundwinkel. „Das hört der Loserführer wohl nicht gerne, hmm?", wollte sie wissen und zog eine provokante Miene, die mich die Augen schließen ließ.

Vor allem, da sie unrecht hatte und das Footballteam der Schule sehr gut war. „Wie waren letztes Jahr..." Ihre Hand hob sie, während ich Marilyn lachen hörte, da sie Blake nicht ernst nahm. „Wie auch immer. Du siehst bei jedem Spiel trotzdem Scheiße aus und ich schäme mich jedes Mal dafür, euch Affen anzufeuern", gab sie von sich und hasste es, dass sie mit Glitter vollgemacht wurde, wenn das Team Spiele hatte.

Was sie aber noch mehr hasste, war, dass sie durch unseren Captian keinen schwarzen Lippenstift tragen sollte. „Jetzt zisch ab, ich will noch was essen und wenn ich dich sehe, vergeht mir echt der Appetit", verlangte sie giftig, während ich einen tiefen Atemzug hinter mir wahrnahm. „Was zur Hölle habt ihr denn gegen un..."

„Ihr seid alle Ficker Blake und ihr verarscht ein Mädchen nach dem anderen. Das kann man sich nicht ansehen und euch dann noch sympathisch finden, wenn man klug ist", gab Liv ihren Senf dazu und ich nahm immer mehr maskuline Düfte hinter mir war. Gott, war ich froh, dass ich mit den Rücken zu ihnen saß...

„Vielleicht werden aber auch wir ausgenutzt und verarscht?" Ein leises Lachen drang aus meiner Kehler, ehe ich mir schnell die Hand vor den Mund hielt. Dass das ausgerechnet von Lane kam, hatte mich tatsächlich belustigt.

Erschrocken weiteten sich meine Augen und ich sah stur nach vorne, als ich im Augenwinkel bemerkte, dass sich jemand zu mir runtergebeugt haben musste. „Loreena, richtig?", zögernd drehte ich meinen Kopf nach links und starrte in Blakes grünbraunen Augen. „Sprich sie nicht an, sonst knallt es, du Penner!", fauchte Lexy und wusste sicher noch, dass ich eine Schwäche für diese schönen großen Augen hatte.

Schwach lächelte er, weshalb ich automatisch zu seinen vollen Lippen sah und sein Lächeln wuchs. Abrupt spürte ich Hitze in meine Wangen donnern. Scheiße, er hatte es gesehen... „Hast du es nicht verstanden, du möchtegern Star", knurrte sogar Marilyn, während mein Herz mir bis zum Gaumen schlug.

Langsam richtete er sich auf. „Was seid ihr denn für Freunde? Vielleicht will sie mit mir sprechen und ist nicht so voreingenommen, wie ihr es seid", zischte er jetzt. Schwer schluckend griff ich nach meiner Flasche. Doch, dass sie gingen bekam ich mit.

„So ein Arschloch. Er hat dich mit Absicht angesprochen, weil er weiß, dass du schüchtern bist", sagte Lex und ich nickte, da sie vermutlich recht hatte.

„Also zurück zu heute Abend. Ich fahre..." Lächelnd sahen die Mädels zu Olivia, während ich immer noch ein ungutes Gefühl hatte, was diesen Abend betraf. „Schau doch nicht so Lore, das wird aufregend und außerdem unsere erste Chance mal mehr zu erleben. Das ganze Wochenende für uns, plus die Tatsache, dass unsere Eltern und 80 Prozent unserer Nachbarn 50 Meilen entfernt sind." Mein Blick schweifte zu Lex, die mich amüsiert musterte. 

Ich dachte daran, dass oftmals die halbe Nachbarschaft zu der Hausmesse fuhr, zu der auch meine Eltern heute Nachmittag fahren würden. Sie ging dieses Jahr über das ganze Wochenende. Aber wenn man mich fragte, glaubte ich, dass die Eltern, die dort über Nacht bleiben wollten, einfach mal Zeit für sich brauchten. „Hast du etwa Angst?" Mit meinen Schultern zuckte ich, denn ich ging ungern zu verlassen Orten, die als Geistergelände bekannt waren. Ob etwas wahres daran war, wusste ich nicht. Und scharf darauf es herauszufinden, war ich jedenfalls nicht unbedingt.

„Lore, es ist doch nicht weit weg und gleich am Wald hinter der Stadt", sagte sie und ich nickte. „Ja Liv richtig. Die Waldpsychiatrie, in der Menschen furchtbar behandelt worden sein sollen. Ich fühle mich nicht wirklich wohl dabei, in sie einzubrechen und Seelen zu stören, die dort womöglich feststecken", erwiderte ich ehrlich und biss grübelnd auf meine Unterlippe, da mein Gefühl deshalb immer schlechter wurde.

The BurglaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt