Nach einem langen Telefonat mit Katja hatte sich Isabelle dazu entschieden der Bitte von Ben nachzugehen.
Schließlich gab es ja auch getrennte Schlafzimmer, wie ihre Freundin ebenso mehrmals betonte.
Robin hatte sich derweil bei Nia einquartiert. Isabelle dachte erst, dass ihre Tochter rebellieren würde, und irgendwie hatte sie es auch gehofft, damit sie doch einen Grund gehabt hätte Ben abzusagen. Jedoch meinte Nia nur ein kurzes Okay auf diese Information hin und mehr nicht.
Mit einem mulmigen Gefühl saß Isabelle ihm nun gegenüber, während Bedienstete das Dessert des Abendessens servierten. Im Grunde war es eher ein Mitternachts-Diner, denn sie waren vorhin wieder zurückgefahren, damit sie sich erst einmal Kleidung von zu Hause holen konnte.
Sollte das ihr neues Leben sein?
Zurück zu ihren Wurzeln?
War das mit Dag doch nur ein Traum gewesen ... eine Flucht vor der Realität, wo sie eigentlich hingehörte?
Sie sehnte sich gerade nach irgendeinem Lieferdienst, statt dieses Essen, was serviert wurde. Gemütlich auf der Couch sitzen. Eine beliebige Serie oder ein Film, der auf der Flimmerkiste gezeigt wurde und ... in Dags Armen liegen.
Wieso schlich er sich von Mal zu Mal mehr in ihre Gedanken?
Er hatte es doch geschafft, sie zu verdrängen. Jedes verfickte Mal, wenn er zu Carla gerannt war.
Nervös spielte sie an ihren Fingern herum, ehe sie aufsprang. »Ich ... ich bin müde. Ich sollte jetzt Schlafengehen.«
Ben stand sofort mit auf. »Warte. Ich bringe dich.«
»Nein. Schon okay. Ich weiß ja, wo mein Zimmer ist.« Nachdem sie ihm eine gute Nacht gewünscht hatte, flüchtete sie eilig hinauf.
Sie schloss die Türe hinter sich, als sie das großräumige Schlafzimmer betreten hatte, und ging sofort in das anliegende Badezimmer. Der Blick in den Spiegel verriet ihr, dass bereits unbemerkt Tränen hinunter kullerten. Isabelle war so sehr damit beschäftigt gewesen, dass alles zu unterdrücken, das sie es nicht mal realisiert hatte, das diese schon am Esstisch aufgetaucht waren.
»Du bist so eine blöde Kuh.« , sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Warum denkst du über ihn nach? Er hat dich verlassen. Er hat dich belogen. Er hat dein Herz gebrochen und doch ...« Sie griff sich an die Brust.
Wieso war dieser Schmerz weiterhin da?
Sie nahm ihr Handy und ging nun doch auf die Seite der Jungs bei Instagram und sah sich die Storys mitsamt der Fotos an. Dag war völlig in seinem Element. Sie ging die Kommentare durch und stoppte bei einem Belanglosen ab. Es war das Profilbild, das Isabelle dazu brachte auf die Seite der Person zu gehen.
Carlas Profil war öffentlich und sie hatte kein Bild von Dag, dafür jedoch hunderte von sich.
Auf jedem sah sie einfach nur perfekt aus.
Isabelle zoomte einige ran und erkannte in ihrer Wohnung gelegentlich Hinweise auf Dag. Ob's seine Schuhe waren. Eine Jacke ... selbst im Badezimmer sein Rasierer.
Sie erinnerte sich, wie schnell er sich von ihr gelöst hatte und in dieses Leben komplett hineingerutscht war. Sie vergrößerte das nächste Bild einer Story ihrer Highlights. Man sah nur seine Beine, auf der Carlas Kopf lag. Isabelle las die Beschreibung.
Mit meinem Schatz den Abend genießen.😍❤
Ihr wurde schlecht.
Eilig verließ sie die App und legte ihr iPhone beiseite. Es war gar nicht gut, dass sie nun doch neugierig gewesen war.
Sie wusch sich ihr Gesicht und entfernte ihr mittlerweile verschwommenes Augen Make-up. In ihr kam kurz der Gedanke auf, erneut Carlas Seite zu besuchen und sie zu blockieren. Einfach, damit sie selbst auch nicht mehr auf die Idee kommen würde, abermals bei ihr nachzuschauen ... doch sie wollte nicht nochmal ihr Äußeres betrachten.
Isabelle entkleidete sich und zog eine kurze Hotpants mit einem lockeren Top darauf an, ehe sie das Badezimmer verließ.
Sofort legte sie sich aufs Bett und zog die Decke, bis fast über den Kopf.
Sie dachte an ein Gespräch mit Mara zurück, als sie meinte, am Ende würde sie glücklich sein. Mit oder ohne Dag.
Wann hatte er aufgehört, sie zu lieben? War es bereits, als sie sich verändert hatte, oder erst, als diese Carla in sein Leben trat?
War sie der Auslöser, der zur Trennung geführt hatte oder ... Sie überlegte, was geschehen wäre, wenn sie das mit der Affäre nicht herausbekommen hätte.
Hätte Dag so weitergemacht? Lockerflockig zweigleisig gefahren?! Oder wäre er derjenige gewesen, der es früher oder später mit Isabelle beendet hätte, um frei für Carla zu sein?!
Der Stich in ihrer Magengegend bewies, dass sie die Antwort darauf nicht wissen wollte.
Sie setzte sich auf. Ihre alte Beziehung war Vergangenheit. Sie musste es endlich akzeptieren. Es gab kein Zurück mehr und auch keine Wende. Das hier war ihr Leben und das andere war Dags Leben. Es gab nichts Gemeinsames mehr, außer ihre Kinder.
Isabelle musste nach vorne schauen.
Sie war bereits mit ihren Füßen ins kalte Wasser eingetaucht, indem sie hier bei Ben war, doch sie musste mehr tolerieren, um ein Leben mit Dag, das niemals mehr stattfinden würde, loszulassen.
Sie musste komplett eintauchen.
Sie erinnerte sich an ihre Blockade, und wie Mara ihr geholfen hatte, diese zu überwinden. Momentan gab es in ihr auch eine Hemmung, von der sie sich noch befreien musste. Jedoch war jene anders. Es war etwas, was sie in ihren Augen tun musste, um endlich freisein zu können. Das mit Dag damals, war jedoch etwas, was sie tun wollte, um ihm nach allem wieder näher zu sein.
In ihr kam einmal mehr in den Sinn, dass Dag mit Sicherheit keine Hemmschwelle hatte, als er Carla getroffen hatte. Als er mit ihr intim wurde.
Sie stand auf. Isabelle musste endlich aufhören, über ihn nachzudenken. Er tat es schließlich auch nicht.
Entschlossen öffnete sie die Türe und sah Ben, wie er gerade die Stufen hinauf kam. »Isabelle. Ist alles okay?« , fragte er sie.
Sie nickte. »Ich schlafe bei dir, okay?!«
Er lächelte und steuerte seine Türe an. Galant hielt er ihr diese auf.
Sie trat ein. Bereit für den Sprung ins eiskalte Wasser.
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Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)
FanfictionBAND 3 »Ich will keinen Streit mit dir. Ich will das wir uns beide wie erwachsene Menschen verhalten und ...« »Ich verhalte mich erwachsen oder siehst du, das ich gerade kindisch bin?« , sprach Carla. »Ich weiß, das zwischen uns mehr ist und ich geb...