𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟡𝟜

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Dag lag im Bett, während der Bus losfuhr.

Der Drang, Isabelle anzurufen, verstärkte sich. Er wusste nicht mal wieso ... ob es Gewohnheit war oder ... wollte er vielleicht ihre Stimme hören?!

Er wollte mit ihr reden ... egal über was ... aber das Verlangen war da. Das spürte er genau.

Als er sie so alleine mit ihrer Trauer auf dem Friedhof gesehen hatte, war es für ihn gleichzusetzen wie damals.

Und es erinnerte ihn, was sie verloren hatten. Nicht nur Rio ... auch sie beide hatten sich dadurch verloren.

Alles hatte sich verändert.

Früher hatte er sie immer nach jedem Konzert angerufen. Auch nach all den Jahren wollte sie jederzeit wissen, wie es war.

Dass sie heute noch erpicht darauf war, bezweifelte er. Schließlich hatte sie ja ihren neuen Macker. Von Vincent wusste er mittlerweile, dass er finanziell gut gestellt war. Der perfekte Schwiegersohn für ihre Eltern.

Ekelhafter Lackaffe.

Er erinnerte sich daran, wie sie sich in einem löchrigen alten T-Shirt von ihm und dicken Wollsocken an ihn kuschelte. Kein Make-up. Ihr ehemaliges dunkles Haar zu einem unordentlichen Dutt hochgesteckt. Damals fühlte es sich an wie ... immer. Etwas, das für immer sein sollte.

Jetzt saß sie bestimmt in piekfeiner Kleidung mit ihm in einem Restaurant und hörte irgendwelchen Dudlern dabei zu, wie sie die Violine neben ihnen zum Klang brachten.

Sein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es dafür viel zu spät war.

Wartete sie vielleicht auf einen Anruf von ihm? Jetzt in diesem Moment? Dachte sie ebenso an alte Zeiten, so wie er es gerade tat?

Er griff nach seinem Handy und unterdrückte seine Rufnummer, bevor er ihre Nummer wählte.

Es klingelte einmal ...

Zweimal ...

Dreimal ...

Viermal ...

Fünfmal ...

Dann erreichte er die Mailbox.

Vielleicht schlief sie?!

Eventuell war sie beschäftigt?!

Oder sie ging nicht dran, weil es anonym war?!

Dag stellte alles wieder normal ein und ging erneut in seine Anrufliste, als sein Handy klingelte. Sein Magen rebellierte kurz, da er dachte, es wäre Isabelle. Dass sie ebenso an ihn gedacht hatte oder sich denken konnte, dass er es war ... doch es war Carla, die ihn anrief.

Wieso sollte es auch Isabelle sein?! Sie hatte ein neues Leben und das bestand nicht aus SDP, Konzerte ... geschweige denn von ihm.

»Ja?!« , ging er ran.

»Hey. Du bist noch wach?« , erklang Carlas Stimme.

»Ja. Ich lieg' im Bett.«

»Ich vermisse dich.«

»Es ist erst ein Tag.« , lachte er kurz und dachte dann daran, dass Isabelle ihn nicht vermisste. Dass sie bei diesem Schnösel hing und fröhlich war. Er existierte nicht mehr in ihrem Leben.

»Ich will jetzt in deinen Armen liegen.«

»Dann stell' dir einfach vor, ich wäre bei dir.«

Er hörte wie sie lachte. »Okay. Wenn du dir das auch vorstellst?«

Dag schmunzelte. Er war plötzlich dankbar für ihren Anruf und dafür, worauf sie hinauswollte. Ein wenig Ablenkung würde ihm guttun. »Was würdest du mit mir machen, wenn ich jetzt bei dir wäre?« Er stellte sein Handy auf laut, machte den Ton jedoch geringfügig leiser und legte es neben sich hin. Er griff nach einem Handtuch, das er ebenso in die Nähe legte. Seine Hand glitt hinunter zu seiner Boxershorts und er zog sich diese minimal nach unten, ehe er seinen Schaft umschloss.

»Ich liege hier nackt.« , sprach sie. »Wenn du jetzt bei mir wärst, würde ich wollen, dass du mich berührst. Genauso wie ich deinen Körper anfassen würde.« Dag schloss die Augen und hörte nur auf das, was sie sagte, während er dabei seine Manneskraft bearbeitete. »Ich würde auf dich klettern und dann ...«

»Berührst du dich selbst?« , fiel er ihr ins Wort.

»Ja natürlich. Ich bin extrem feucht, weil ich daran denke, wie ich nackt auf dir sitze. Vor und zurück. Ich spüre, wie dein Schwanz sich hart an meiner Pussy reibt.« Er hörte, wie ihr Atem sich beschleunigte und sie aufstöhnte. Dag stöhnte ebenso auf, als er sich vorstellte, wie sie sich auf ihm bewegte. »Ich kann nicht mehr länger warten. Ich will dich spüren. Langsam nehme ich dich in mir auf. Oh, das fühlt sich so gut an.«

»Red' weiter.« , war das Einzige, was er über seine Lippen bekam, denn gedanklich lag er mit ihr im Bett ... oder war es doch Isabelle, an die er gerade dachte? »Du hältst mich feste an den Hüften und fickst mich, während du mich schneller vor- und zurück bewegst ... Immer schneller ...«

Genau das tat er in seiner Fantasie.

Es dauerte nicht lange und die zwei benötigten kaum noch Wörter. Das Einzige, was man derzeit vernahm, war Carlas Gestöhne, Dags Keuchen, ein wenig Geflüster und dann ihre Schreie und sein tiefes Aufstöhnen, als beide zum gleichen Zeitpunkt ihren Höhepunkt fanden.

Er lachte auf. »Du musst leiser sein. Sonst hört dich noch jemand.«

»Du weißt, das ich nicht leise sein kann.«

Dag säuberte sein bestes Stück mit dem Teil des Handtuchs, in das er nicht ejakuliert hatte. »Beim nächsten Mal machen wir ein Video Anruf, dann nehme ich auch in Kauf, dich stumm zu stellen.«

»Ich kann mich auch gerne aufnehmen und es dir schicken.« , lachte sie.

»Wäre auch eine Option.«

»Ich will jetzt in deinen Armen liegen.« , gab sie schmollend von sich.

»Dauert ja nicht mehr lang, dann bin ich erst einmal kurz wieder zu Hause.« Er sah auf die Uhr. »Baby, ich sollte jetzt schlafen.«

Carla quengelte. »Ich liebe dich.«

»Ja ... ehm ... ich dich auch. Jetzt schlaf. Wir hören uns morgen.«

Sie beendeten ihr Gespräch.

Mittlerweile konnte er diesen Satz, dass er sie ebenso lieben würde wie auf Knopfdruck sagen, auch wenn er gelegentlich zögerte, aber das Gefühl, das er dabei verspüren wollte, blieb aus.

Er sah abermals auf sein Handy.

Und wieder erschien der Drang in ihm Isabelle anzurufen. Ihre Stimme zu hören. Wieso war es in letzter Zeit noch schwerer für ihn, sie zu vergessen? Besonders wenn er gerade doch Intimes mit Carla getan hatte. Oder war es wirklich nur eine Ablenkung und hatte wenig mit Triebe im eigentlichen Sinne zu tun? Denn irgendwie fühlte er sich in diesem Augenblick scheiße, das getan zu haben.

Er erinnerte sich an damals, als Isabelle schwanger abgehauen war. Die Süchte, in denen er verfallen war. Alkohol ... Drogen ...

War das, was er hier mit Carla tat, mit dem irgendwie gleichzusetzen? Kompensierte er damit nur seinen Verlust?

Vorgestern war er auch nochmal bei Andi gewesen. Ihm ging es schlechter und die Medikamente verwirrten ihn so sehr, dass er so durch den Wind war und dachte, beide wären noch zusammen. Vielleicht lag es auch an den Metastasen in seinem Hirn.

Dag spielte einfach mit und erzählte von einem Alltag, der nicht real war. Hauptsache Andi sah glücklich aus ... und irgendwie fühlte er sich ebenfalls zufrieden mit der Vorstellung, wie sein Leben derzeit hätte sein können, wenn all das nicht geschehen wäre.

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt