Silbrig glänzten lange Halme praller Ären, die kurz vor der Ernte standen, im Mondlicht. Wie eine fahle Hand, strichen die dünnen Nebelschwaden über das Korn, hinterließen feine Tautropfen, die den Glanz der Feldfrüchte nur noch verstärkte, wann immer die dünnen Schleierwolken sich lichteten und das weiße Licht des vollen Mondes in seinem spärlichen Schein die weiten Ebenen erhellte. Nur an den wenigen Stellen, an denen die Wolken das Licht des Mondes verhüllte, lagen die Ebenen in einem gräulichen Schatten. In einiger Ferne stand eine einzelne Hütte, erhob sich zwischen den Feldern. Eine kleine Hütte, mit alten, klapprigen Fensterläden, die leise knarrend schief in ihren Angeln hingen. Der Zaun, der sich eng um das kleine Heim schloss war alt. Pfähle hingen schief, waren an ihrem Grund verfault, sodass sie nur noch mit Mühe ihr eigenes Gewicht tragen konnten. Die Stämme, die sie miteinander verbanden waren mit ausgefransten, zerbröselten Seilen befestigt. Einige der schmalen Stämme waren bereits aus den Seilen gefallen, neigten sich wie gefallene Soldaten dem Boden entgegen und hinterließen ein lückenhaftes Gebilde. Auch die Hütte machte, wie der Zaun kein guten Eindruck. Das Holz, war an einigen Stellen eingefallen, verwittert von der Kraft der Natur und mangelnder Pflege. Dunkel zeichneten sich Pilzkonsolen an den dicken Wänden ab. Das Strohdach bog sich bereits den alten Balken entgegen, drohte nach unten zu brechen. Auf den ersten Blick, hätte man denken können, dass diese Hütte unbewohnt sein musste, anhand ihres schädigen Bildes, welches nicht einmal der Mondschein auf hübschen konnte. Doch dünne Rauchschwaden, die aus einem grauen, steinernen Schornsteinaufstiegen, verrieten, dass dort vor einigen Stunden noch ein Feuer gebrannt hatte und dass doch Leben in der kleinen Hütte vorhanden war. Aber auch, dass ihre Bewohner ein hartes, tüchtiges Leben zu führen hatten.
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Ein kleiner Schatten huschte durch das silbrige Feld, schob sich durch die silbrigen Ehren und verunstaltete das reine Bild. Dichtes Fell, brachte die Ären dazu sich in der windstillen Nacht zu biegen und der schlanken Gestalt zu weichen. Wachsam, vorsichtig huschten schimmernde Augen durch die Nacht, blickten sich nach möglichen Gefahren um, ehe sich die schmalen Pfoten auf den lehmigen Pfad hinaus wagten. Es war ein Wolf. Sein schwarzes Fell glänzte im Mondschein wie Obsidian. Trotz seines dichten Fells, konnte man jede Rippe an dem hageren Körper zählen. Und trotz ihrer Aufmerksamkeit, waren die Seelenspiegel des Wesens von einem milchigen, erschöpften Schimmer durchzogen. In seinem mit scharfen Zähnen bespickten Fang trug die Gestalt ein schlaffen, kleinen Körper, ein Kaninchen, was dumm genug gewesen war, dem mageren Jäger vor die Schnauze zu laufen. Es war keine große Beute, aber sie würde reichen um den leeren Magen seiner Gefährtin uns seiner Jungen zumindest ein wenig zu füllen, so hoffte der einsame Jäger.
Über ihm, am Himmelszelt, schien der Mond ein wenig an Kraft zu gewinnen, sandte mehr Licht der ruhenden Erde entgegen, als wollte es dem Wolf den Pfad nachhause weißen. Kurz erlaubte das Wesen sich, seinen Kopf dem Mond zuzuwenden. Die Ohren aufgestellt, sah der Jäger zum Himmel herauf und es schien, als wollte er der Mondmutter für die erfolgreiche Jagd danken, doch gleichzeitig, lag ein gewisser Vorwurf in seinen Augen. Ein Vorwurf der unausgesprochen in der Nach schwebte - Warum? Warum lässt du uns so Leiden? Hast du uns verlassen, oh Mutter? Warum erlaubst du den Menschen uns durch ihre Kriege alles zu rauben?
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Chronik der Lykaner - Der Sohn des Mondes
Hombres LoboMarkus Lykanon hat eigentlich alles was er sich wünscht. Ein Dach über den Kopf, eine Frau an seiner Seite die ihn - und auch er - über alles liebt, die Aussicht auf Nachwuchs. Klar ist sein Leben als Bauer von harter Arbeit gezeichnet und auch so i...