𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟘𝟙

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»Und worauf bist du jetzt genau sauer?« , fragte Elias, als Robin in seinem Zimmer auf dem Bett lag und einen kleinen Ball in einen Miniatur-Basketballkorb warf, der an der Wand befestigt war.

»Auf alles. Erst einmal meine Mutter, die den Verkehr lahmgelegt hat, weil sie vorbeifuhr und uns gesehen hatte und meinte, sie müsste quer auf der Straße stehen bleiben und zu mir rennen, um mich zu beschützen, als wäre ich vier.« , begann er. »Dann Nia, die mir nichts dir nichts zu diesem Arschloch gehen wollte, damit er mir nichts tut und dann den Wichser höchstpersönlich, der denkt, er könne mit dem Finger schnipsen und Nia springt.«

»Aber sei doch froh, wenn Leute sich für dich ...«

»Nein.« , fuhr Robin ihm über den Mund. »Das ist demütigend.«

»Quatsch. Du übertreibst.«

»Ich übertreibe nicht. Ich bin kein Schisser. Ich hab mich bis jetzt jedem gestellt. Natürlich bin ich nicht der Stärkste und hab auch schon eine auf die Fresse bekommen, aber ich bin niemand, der wegläuft.«

»Das weiß ich doch.«

»Ja, du weißt es. Aber was denken Fremde, wenn meine Mutter, sowie meine Freundin meinen, sie müssten mich schützen?«

»Nia weiß auch, dass du kein Angsthase bist.«

»Weiß sie das?« , sprach er mit provokanter Stimme. »Also ich bin mir da nicht so sicher?!«

»Ich glaube, du bist jetzt einfach nur sauer, weil du die Sache ein wenig anders siehst. Nia wollte halt nicht, das dir etwas geschieht, was dir zeigen müsste, das sie dich liebt und deine Mutter ... na ja ... wir sprechen hier von deiner Mutter. Ich glaube, die würde mit neunzig noch mit einer Pumpgun vor einem Menschen stehen, der dir etwas will.«

Robin konnte es bildlich vor sich sehen, wie er als Rentner mit irgendwelchen Jugendlichen Stress haben würde, und seine Mutter mit einem Elektro-Rollstuhl einem Vorderschaftrepetiergewehr schwingend die Leute zerbombt, die ihm zu nahe kommen würden.

»Danke Elias, für diese wunderschöne Zukunftsvorstellung.«

»Ich wollt dir damit nur klar machen, das es gar nich' so schlimm ist, wenn sich Menschen um dich sorgen.«

»Nia wollte zu Jenaro gehen, um mich zu schützen. Das ist keineswegs in Ordnung.« , meinte Robin daraufhin sagen zu müssen.

»Na ja ... es ist Nia. Was erwartest du? Sie denkt halt manchmal nicht richtig nach.«

Robin setzte sich auf. »Meine Mutter sagt, sie handelt gelegentlich so, weil sie Angst hat, alleine zu sein. Das ich Nachsicht mit ihr haben müsste und die Sache mit ihren Eltern sie so gemacht hat. Genauer gesagt, dass sie dadurch mehr Panik hat, Dinge zu verlieren.«

»Hmm. Aber sie war davor auch nicht groß anders.« , bemerkte Elias mit einem Achselzucken.

»Ja, aber mir ist das auch schon verstärkter aufgefallen.« Er warf den Ball in die Luft und fing ihn wieder. »Sobald ich mal nicht alles gebe, fragt sie direkt nach, ob ich sie überhaupt noch liebe.«

»Alles geben? Du meinst ...?« Elias machte eindeutige Bewegungen und Robin blickte ihn direkt verdutzt erschrocken an.

»Nein. Nicht dabei. Spinner.«

»Is' ja gut.«

»Ich mein' generell gesehen. Wenn ich einmal kurz nicht aufpasse, was sie macht, ist sie ... beleidigt und denkt, ich liebe sie nicht.«

»Ist das nicht anstrengend?«

»Ja ... aber, ach egal.«

Elias gab Robin ein Zeichen, damit er ihm den Ball zuwerfen sollte. Dies taten sie dann abwechselnd einige Sekunden, bis er weitersprach. »Hast du deiner Mutter erzählt, dass Nia mit Jenaro auf Seite gehen wollte?«

»Ja.« , grunzte er. »Es war nicht gewollt. Sie fragte mich andauernd, wieso ich so sauer wäre. Damit hat die mich echt abgefuckt. Ich meinte dann, dass Nia einfach so mitgehen wollte und das dann zur Krönung sie noch wie Mutter Gans schnatternd angerannt kam.«

»Aber jetzt mal ehrlich. Was hättest du denn getan, wenn er auf dich losgegangen wäre?«

»Dann wäre es so.«

»Und wenn alle auf dich drauf gegangen wären?«

»Ich wäre nicht weggerannt.«

»Robin es ist nicht schlimm, wenn ...«

»Könnten wir jetzt ein anderes Thema anfangen? Ich bin nicht hier, um dieselbe Kacke nochmal durchzugehen.«

»Ja sorry. Ich wollt ja nur sagen, dass ich komplett nichts verstehe. Nicht nur, was die Trennung von Nias Eltern mit ihrem Verhalten zu tun hat. Weil ich finde, sie war schon immer so komisch drauf. Und ich verstehe auch nicht, wieso du dich so aufregst, wenn du Menschen wichtig genug bist, dass sie sich vor dich stellen, wenn dir jemand etwas antun will.«

»Anderes Thema bitte.« , wiederholte Robin.

»Darf ich nur noch eine Sache sagen?«

»Die wäre?«

»Ich will nur, das du auf dich aufpasst und nicht ... den großen Macker spielst. Wenn du wegrennst, rennst du halt weg. Du bist kein Feigling Robin, aber Jenaro wird nicht fair spielen und dagegen wirst du nicht ankommen.«

»Ich denke eher, der bellt nur. Wenn er was machen wollte, hätte er es direkt getan.«

»Pass einfach nur auf, okay. Und spiel' nicht den Helden.«

Der Nächste, der ihm nichts zutraute. So empfand es Robin zumindest. Er nahm den Ball wieder entgegen und warf diesen Richtung Korb.

Er hatte keinen Krach mit seiner Mutter oder Nia. Er interpretierte es nur einfach als unfair, dass jeder davon ausging, er müsse Hilfe haben.

... oder das er es im Alleingang gar nicht packen würde. Vielleicht hatten sie auch Recht. Wahrscheinlich würde er sogar eine aufs Maul bekommen, aber er könnte dann jederzeit mit Stolz sagen, dass er nicht feige war.

Dennoch ging er momentan immer noch davon aus, das Jenaro sich nur groß vorkommen wollte, vor seinen Kumpanen, die er bei sich hatte.

Wäre er nämlich alleine gewesen, wäre er gar nicht erst auf die Idee gekommen sich Nia zu nähern ... dessen war Robin sich sicher.

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt