27.

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Obwohl Steven Sharik jedes Mal nackt sah, wenn er die Hotelbar betrat, erregte ihn der Anblick ihres Körpers heute besonders. Sie stand nackt hinter der Bar und putzte die Gläser sauber. Ihre wunderschönen Brüste leuchteten im gedimmten Licht der Lampen über ihr und ihr Blick wirkte so konzentriert, als würde sie nicht merken, dass sie von allen Seiten aus beobachtet wurde. Steven war ausnahmsweise einmal angezogen. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht sich den Mantel auszuziehen und war in seinem Aufzug von der Straße in die Bar des Hotels marschiert.

Würde wieder ein Goeras sie hinter dem Tresen beglücken, dann würde sie nicht so konzentriert die Gläser abwischen können. Steven war erleichtert darüber, dass er sich ihre Gesellschaft nicht mit lüsternen Kreaturen teilen musste, sondern sie ganz für sich hatte. Natürlich würde es nicht lange dauern bis Luntac zu ihnen stoßen würde, aber den Moment wollte er genießen.

„Hallo, Sharik", grüßte er sie und setzte sich auf den Barhocker, zog seinen Mantel aus und legte ihn auf den Hocker neben sich. Wie aus einer Trance gerissen blickte Sharik verwundert zu ihm auf und für einen Moment meinte er in ihrem Gesicht so etwas wie Ungläubigkeit erkennen zu können.

„Steven", rief sie etwas verwundert, etwas erfreut zurück. „Wie schön das du hier bist. Warte, ich mache uns schnell was zu trinken." Die Gläser wurden wie immer mit dem edlen Itruk's Bjao gefüllt, angesetzt und getrunken.

„Steven, wie war dein Tag?", fragte sie und in ihrer Stimme lag etwas wie Verzweiflung, so als wäre sie nicht froh ihn wieder zu sehen.

„Du hast mich an einen Ort geschickt, den die meisten niemals verlassen haben. Was glaubst du wie es mir geht?", fragte er gespielt wütend. Sharik überlegte, senkte den Blick und Steven erkannte so etwas wie Demut darin.

„Es geht mir großartig!", schrie er förmlich heraus und lenkte den Blick von Sharik, wie auch den Blick der anderen Gäste auf sich.
„Was ist denn so tolles passiert", fragte Sharik und griff erneut nach ihrem Glas.

„Die Lemuris war der beste Ort an den du mich hättest schicken können. Ich hätte mich niemals dort hin getraut, aber dann hätte ich wohl das beste Erlebnis aller Zeiten verpasst."

„So, was war denn das beste Erlebnis aller Zeiten?"

„Es war zu Anfang eine Iledaja, die mich begrüßt hat und mich töten wollte, danach eine Frolomina."

„Also wollten dich zwei von den Wesen dort umbringen?" In der Frage steckte kaum etwas wie entsetzten, als mehr Verwunderung.

„Nein, die Iledaja hat mir gedroht, dann habe ich ihr alles erklärt, wieso ich hier bin und was ich von ihr möchte und all das."

„Wieso hast du denn das alles gesagt?"

„Na, weil sie gefragt hat. Hätte ich gelogen hätte sie mich wahrscheinlich sofort getötet. Ich habe die Wahrheit gesagt, weil wir hier auf Nemolonia sind."

„Was heißt: weil wir hier auf Nemolonia sind? Das du anderswo nicht die Wahrheit sagst?"

„Nein, das heißt, dass ich hier offen bin was meine ... unzüchtigen Wünsche angeht."

„Ach ja, Nemolonia – Planet der ungezähmten Lüste, da hatte ich dir ja mal was zu erzählt." Sie wirkte, als würde sie das alles zum ersten Mal hören. Als hätte sie vergessen, dass sie auf Nemolonia war.

„Ja, genau das hast du gesagt und ich habe es mir zum Vorbild genommen. Ich bin viel offener als vorher."

„Vorher hattest du angst vor Sex und das die Hälfte deines Lebens."

„Das ist aber vorbei."

„Das hätte schon längst vorbei sein sollen. Du bist Anfang dreißig und hast erst vor zwei Wochen angefangen Sex zu genießen."

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt