42 - Matt

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Es war einfach furchtbar. So hundeelend und müde wie nach dem heutigen Aufstehen hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Der Schlafmangel trieb mich dazu alle paar Minuten zu gähnen, was mit der Zeit richtiggehend schmerzte, weil ich dabei den Mund so weit öffnete, dass mir der Kiefer wehtat. Dazu kamen die schrecklichen Augenringe, die mich prompt um zwanzig Jahre älter wirken ließen. Um ehrlich zu sein, so fühlte ich mich auch.

Der Wunsch nach einer heißen Dusche schoss durch meinen zermürbten Körper, aber noch fühlte ich mich viel zu kraftlos, um überhaupt einen einzigen Schritt zu gehen. Erst nach dem fünften Klingeln meines Alarms, den ich mir an meinem Smartphone gestellt hatte, stellte ich erschreckend fest, dass ich mich so langsam mal tatsächlich beeilen sollte. Ich war aber auch alles andere als ein Morgenmensch und blieb lieber ein paar Minuten länger gemütlich im warmen Bett liegen, als mich bereits in der Frühe hinaus in die kühle Welt zu stürzen.

Verdammter Harry aber auch! Dank ihm hatte ich kaum ein Auge zugedrückt heute Nacht. Leider nicht so wie ich mir das gerne vorgestellt hätte. Auf meine Frage hin, ob er mich in mein Hotel begleiten wollte, hatte er nur den Kopf geschüttelt und sich kurz nach unserer heißen Nummer auf der mehr als unbequemen Holzbank, ein Taxi gerufenZeit, um über das zu reden was zwischen uns passiert war, blieb eigentlich kaum. Worüber ich anfangs sogar ziemlich froh war. Als er sich dann aber aus meinem Sichtfeld verabschiedet hatte und mich somit alleine zurück ließ, hatte sich eine Kälte breit gemacht, die mit nichts zu vergleichen war. Ich fühlte mich einsam und im Stich gelassen, irgendwie wie gebraucht, ausgenutzt und weggeworfen. Auch wenn es schön war, so hatte es den Hauch eines One Night Stands. Nur mit dem Unterschied, dass wir erstens keinen richtigen Sex hatten und zweitens, wir das ganze doch hoffentlich wiederholten.

Seufzend fuhr ich dann doch so langsam mal aus dem viel zu bequemen Bett auf, riss die weiße Daunendecke zur Seite und zog sie doch ganz schnell wieder an mich, als ich die Kälte des Morgens zu spüren bekam. Wie ein eisiger Schock hatte sich die Kühle des Raumes um meinen Oberkörper gelegt, der lediglich mit einem schlichten, grauen T-Shirt bedeckt war. Gestern Abend war mir noch extrem warm, da hatte ich meine Arme teilweise sogar über der Decke. Zugegebenermaßen hatte ich mir da aber auch mehr als nur ein paar heiße Gedanken gemacht, die ausnahmslos von einem hübschen Asiaten handelten , der mir sowas von den Kopf verdreht hatte. Diese hatten sich über Stunden hinweg mehr oder weniger selbständig und mich damit quasi zur Marionette gemacht. Willenlos hatte ich dabei zusehen müssen, wie die verschiedensten Bilder vor meinem inneren Auge dem Wunschgedanken meiner Fantasie, Form verliehen.

Ich hatte in meinem Leben durchaus schon die ein oder andere Partnerin, Sex zwar nicht im Übermaß, aber dennoch genug, dass ich auf eine entsprechende Menge an Erfahrung zurückblicken konnte. Was die Nummer zwischen Harry und mir jedoch anging, die stand definitiv außer Konkurrenz. Wie von einem anderen Stern. Auf eine Art berauschend und befriedigend, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Nach unseren anfangs harmlosen und den darauf folgenden verlangenden und gierigen Küssen, hatte ich mir ja durchaus so einiges vorgestellt.

Vielleicht auch mehr als ich sollte darüber nachgedacht, wie es wäre intim mit ihm zu werden, wobei intim hier definitiv zu harmlos war für das, was in meinem Kopf so an Gedanken rumspukten. Ich wollte ihn so sehr, wollte ihn ficken und von ihm gefickt werden. Aber wohin brachte mich das letzten Endes? Meine schmutzigen Träume hatten schließlich dazu geführt, dass meine Freundin vor mir geflüchtet war, weil ich es mir selbst besorgt hatte, während ich an einen anderen dachte. Weil ich unentwegt an ihn dachte.

Harry ging mir einfach nicht mehr aus Kopf und ich hasste es mittlerweile sogar ein wenig, dass ich partout an nichts anderes denken konnte. Immer und überall tauchte sein Gesicht – oder ein gewisses anderes Körperteil – vor mir auf und ich bildete mir teilweise sogar ein sein Lachen zu hören und seinen Atem auf meiner Haut zu spüren. Doch ich war natürlich alleine aufgewacht, ohne wärmenden Körper an meiner Seite, an den ich mich anlehnen konnte. In meiner Beziehung mit Esther war immer sie diejenige gewesen, die klammerte und mich nicht loslassen wollte. Ich fand es niedlich und zog sie manchmal sogar damit auf, doch noch nie konnte ich sie so sehr nachvollziehen, wie gestern Nacht.

Mein neuer AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt