Mein Wecker reißt mich aus meinen Träumen und bringt mich von meiner rosaroten Traumwelt in die triste Realität. Eine Realität, in der ich um jeden Cent kämpfen muss, weil man vom einen auf den anderen Tag seinen Job verlieren kann. Es passt zu meinem Leben sehr gut, dass der erste Laut, den ich morgens von mir gebe, ein Fluch ist. Denn eigentlich ist der Wecker überflüssig, bis vor kurzem habe ich noch als Verkäuferin in einer Bäckerei gearbeitet, die allerdings wie aus dem Nichts Pleite machte. Mein Chef hat nicht einmal Andeutungen gemacht, dass es der Bäckerei schlecht geht und so hatte ich nicht den Hauch einer Chance, mir etwas Neues zu suchen. Doch ich möchte nicht in Selbstmitleid ertrinken, ich nutze das frühe Weckerklingeln einfach als Motivation, mir so früh wie möglich einen neuen Job zu suchen. Jeden Tag aufs Neue.
Mit eigentlich nicht so hohen Erwartungen setze ich mich noch im Morgenmantel an den Frühstückstisch und esse meinen Naturjoghurt, in den ich etwas Müsli und Früchte gegeben habe und suche währenddessen auf meinem Handy nach Stellenangeboten. Mehr oder weniger motiviert, bis ich dieses eine finde, welches vielleicht mein Leben ändert.
Gesucht werden junge, attraktive Frauen für den Service in einem exklusiven Klub. Dass nur junge und attraktive Frauen in Frage kommen, ist zwar sexistisch, aber in der feinen, reichen Gesellschaft ist ja alles erlaubt. Normalerweise hätte ich mich dagegen entschieden, mich für so ein Angebot zu melden, wenn der Arbeitgeber solche Voraussetzungen stellt. Aber die Bezahlung ist wirklich fantastisch! 2000€ im Monat und man kann sogar ein eigenes kleines Apartment beim Club für nur 200€ mieten.
Damit wäre mein Studium auf jeden Fall finanziert und wenn ich dafür meinen Ausschnitt etwas tiefer tragen und den reichen, alten Typen dort mein Dekolleté zeigen muss, dann ist es eben so. Es war eine E-Mail Adresse angegeben, an die man seinen Lebenslauf aber natürlich auch Fotos schicken sollte. „Wenn Sie uns zusagen, werden wir Sie in unser Büro in der Stadt einladen. Wenn Sie uns dort überzeugen, bringen wir Sie zum Festmachen des Vertrages auf unseren Klub auf dem Land".
Ich ziehe mir also ein kurzes, schwarzes Kleid an, das etwas glitzert und meine sportliche Figur gut betont. Dazu einen Push Up BH, der meine ohnehin schon große Oberweite von 85C noch größer erscheinen lässt. Außerdem ziehe ich schwarze High Heels an und Ohrringe, trage dezent Lippenstift und Liedschatten auf, lege meine blonden, lockigen Haare zurecht, die mir bis über meine Schultern fallen und lächel mit meinen Sommersprossen und dunkelblauen Augen in die Kamera. Ich mache einige Fotos und verschicke sie dann. Zu so einer Kellnerin kann man doch niemand nein sagen. Etwas anderes wird doch kaum mit „Servicebereich" gemeint gewesen sein. In meinen Lebenslauf schreibe ich natürlich von meiner bisherigen Arbeit bei der Bäckerei, aber so wie ich den Klub bisher einschätze, sind ihnen Fotos wichtiger als der Lebenslauf.
Nur kurze Zeit später geht Erik Bötcher die bisher eingegangenen Bewerbungen durch und verdreht dabei die Augen.
„Weißt du, was ein Problem ist, Roberto? Ich stelle mir die ganze Zeit vor, wie viele gute Bewerberinnen, die wirklich ideal passen würden und wahre Schönheiten sind, sich nicht beworben haben, weil sie sich nicht für attraktiv halten. Und stattdessen bekommen wir Bewerbungen von Walrössern, die sich für Venus persönlich halten und sich mit einer Selbstverständlichkeit und beneidenswerten Selbstvertrauen in Leggings zwängen." Roberto, der etwas Abseits im Raum steht, lacht dreckig.
„Aber wir sind doch ein Petplay Hof, was hast du gegen Walrösser?"
„Hast du schon mal ein attraktives Walross gesehen? Ein süßes Kätzchen, eine verspielte Hündin, eine Kuh mit großen Eutern oder ein elegantes Pferd: Immer gerne. Aber Walrösser? Wir sind ein Petplay Hof und kein Aquarium, außerdem... Hm, moment mal. Die hier könnte passen".
„Ein Walross?"
„Quatsch! Ich würde sagen Pony. Elegante und lange Beine, athletische Form... Aus ihr könnten wir eine Prachtstute machen. Die laden wir ein. Der Boss wird zufrieden sein".
DU LIEST GERADE
Der Petplay Hof - Wo sich HuCow und Ponygirl Gute Nacht sagen
RandomWegen der Corona Pandemie hat die Studentin Anja ihren Job bei einer Bäckerei verloren. Als sie auf der Suche nach einem neuen Nebenjob auf ein Stellenangebot antwortet, das sich vor allem an junge, attraktive Frauen richtet, hat sie ein ungutes Gef...