Noch immer konnte ich es nicht fassen, dass es für mich nach Wellory ging. War ich gerade am durchdrehen, oder hatte ich eine Vision?
Es konnte ja kein Zufall sein, dass der Ort meiner Kur derselbe aus meinen ‚Hirngespinsten' war.
Es war drei Tage später und meine Mutter hatte mir vor einigen Stunden jegliche Sachen von Zuhause gebracht, die in meinem Zimmer zu finden waren. Ich saß immernoch in dem ekelhaft sterilen Krankenhauszimmer fest und konnte meine Vorfreude, hier bald rauszukommen, garnicht mehr länger für mich behalten.
Vorallem weil ich endlich die Möglichkeit bekam, Milo zu suchen und es allen zu beweisen.
Strand hörte sich schonmal nach der richtigen Richtung an.Ich legte mir ein Kissen in die Mitte des Durcheinanders bestehend aus allem zwischen Klamotten und Fotos und fing an, meinen Koffer für Wellory zu packen.
Meine Wunden waren gut geheilt und ich hatte zu meiner Enttäuschung noch immer keine Spur von Pedro. Mit einem Seufzen nahm ich ein Kinderfoto in die Hand und strich die feinen Staubpartikel mit meinem Daumen zur Seite.
Ich war ca. 9 Jahre alt, trug eine pinke Latzhose und ein bunt gestreiftes Shirt und saß an einem Waldspielplatz auf der Schaukel und lächelte in die Kamera.
Neben mir saß ein dicker Junge meines Alters mit dunkelbraunen Locken, bläulichen Augen und schien nach seinem Vater zu sehen.
Dieser stand hinter der Schaukel und schubste uns beide gleichzeitig an. Er hatte ebenfalls dunkle Locken, dafür aber eher grünliche Augen und trug einen dunkelblauen Strickpullover mit Stehkragen und einem silbernen Hufeisen auf der linken Brust.Das Bild stand seit ich denken konnte auf dem Regal im Wohnzimmer, wo ich mir es in meinen jungen Jahren oft angesehen hatte.
„Kannst du dich an den Tag noch erinnern?" fragte die beruhigende Stimme meiner Mum, welche gerade die Toilette verlassen hatte.
„Wir waren Wandern und haben diese bezaubernden jungen Herren kennengelernt."
Natürlich konnte ich mich noch an diesen Tag erinnern, schließlich hatte ich mich in den Jungen schon nach dem ersten Blickaustausch verkuckt. Es war einfach sein Lächeln, dass mich damals verzaubert hat.Neben der Schaukel stand eine riesige und alte Eiche, die für Schatten sorgte. In die Rinde kratzten wir damals ein Herz mit unseren Initialen.
Bei dieser Erinnerung verzogen sich meine Mundwinkel zu einem Grinsen und ich betrachtete das Bild etwas genauer.„Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie sehr du nachher von ihm geschwärmt hattest."
Mit einem Schmunzeln auf den Lippen beugte sie sich zu mir hinunter und nahm mir das Bild aus den Händen.
„Das kommt mit nach Wellory" stellte sie fest und legte es in den Koffer.
Ich nickte nur und fing an, mich um alles weitere an Gepäck zu kümmern.Eine letzte Nacht in diesem beschissenen Gefängnis, dann würde früh morgens meine Reise beginnen.
Erschöpft vom stundenlangen Kofferpacken ließ ich mich ins unbequeme Bett fallen und schloss die Augen. Mein Handy vibrierte und auf dem Bildschirm leuchtete ein Anruf von Noemi auf.
Ich ging ran und quatschte noch eine weitere Stunde lang mit ihr, da sie fürs Studium vor einigen Wochen wegziehen musste und ich sie deshalb lange Zeit nicht mehr sehen konnte, und es aus diesem Grund viel zu bereden gab.Sie wünschte mir eine schöne Reise und wünschte mir viel Glück bei der Suche nach meinem Traumprinzen, wie sie in nannte.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob Noemi an meine Geschichte mit Milo glaubte, oder sie mir zuliebe nur so tat als ob.
Aber das war mir auch egal, denn ich war der festen Überzeugung, Milo bald zu finden und glaubte an seine Existenz....
Das aggressive Klingeln meines Weckers riss mich aus dem Schlaf und innerhalb weniger Sekunden saß ich aufrecht im Bett, voller Vorfreude auf die anstehende Veränderung.
Ich nahm mir die Klamotten, die ich mir gestern für die Reise bereit gelegt hatte und sprang unter die Dusche.In der Zwischenzeit kam meine Mutter bereits aufgeregt ins Zimmer und plapperte durchgehend über all die Dinge, an die ich mich halten musste.
„Und vergiss ja nicht, dich im Bus anzuschnallen! Und wenn du angekommen bist, musst du mich sofort anrufen!" rief sie durch die Toilettentür, völlig unberührt von dem Fakt, dass ich sie durch das Plätschern des Wassers kaum hören konnte.
Etwas genervt, aber gleichzeitig erheitert von ihrer Überfürsorglichkeit schüttelte ich den Kopf.Fertig angezogen und mit trocken geföhnten Haaren nahm ich meine Koffer und stürmte regelrecht den Gang hinaus. Meine Mum regelte an der Rezeption die schriftlichen Dinge, während ich mich von meiner Lieblings-Schwester verabschiedete.
Auch wenn es hier zum Kotzen war, hatte sie mir den Aufenthalt etwas verschönert.Nachdem alles geklärt war, machten wir uns auf den Weg zum Ausgang.
„Ich kann nicht glauben dass du schon wieder vier Monate weg sein wirst, nachdem ich dir so lange beim schlafen zusehen musste!" witzelte sie und drückte mich ganz fest, als wir den Bus erreicht hatten.Dabei hatten wir die letzten Monate doch zusammen mit den Salveros verbracht? Der Gedanke, dass das nur in meinem Kopf passiert ist, macht mich fertig.
Als ich mich auch von ihr ganz intensiv verabschiedet und den Koffer eingeräumt hatte stieg ich ein, suchte mir ein gutes Plätzchen und kramte in meiner Handtasche nach meinen Kopfhörern. Mit einem letzten Winken sah ich mich nach ihr um, bis ihre Umrisse nicht mehr zu erkennen waren.
Tief einatmend sah ich mich im Bus um und bemerkte ein Mädchen meines Alters, dass einen ziemlich coolen Eindruck machte. Sie trug schwarze Doc's, ein tannengrünes Pulloverkleid und hatte dunkelbraune wilde Locken, die ihr bis zur Brust hingen.
Als mein Blick einige Minuten später wieder zu ihr hinüber fiel sah ich, wie das Mädchen mit geübten Fingern eine ‚Kräuterzigarette' drehte.
Belustigt schüttelte ich den Kopf und hoffte innerlich, sie würde auch bis nach Blumberg fahren.Nach einigen Stunden anstrengender Fahrt fielen mir endgültig die Augen zu.
Ich versank in meiner Traumwelt und ließ mich richtig darin fallen....
Wellen rauschten aggressiv und der Wind peitschte mir um die Ohren. Genervt strich ich mir zum x-ten mal die bereits durchnässten Strähnen aus dem Gesicht und sah den Wellen entgegen.
Der ebenfalls durchnässte Steg fühlte sich moosig und rau zugleich an.
In mir herrschte eine unbeschreibbare Unruhe.
Mein Blick fiel auf den bewölkten Himmel, dann hörte ich plötzlich schnelle Schritte hinter mir. Bevor ich mich umdrehen konnte, wurde ich ins Wasser geschubst und klatschte völlig erschrocken in die kalten Wellen.Etwas zog mich immer weiter unter Wasser, bis es fast schwarz um mich herum war. Panisch versuchte ich mich zu befreien, bis der Moment kam, an dem mir die Luft ausging.
Ich spürte den Druck auf meiner Lunge und schloss meine schmerzenden Augen. Meine Lippen trennten sich, wodurch auch das letzte bisschen meines Körpers vom Meer eingenommen wurde.
Anstatt von Bewusstlosigkeit übermannt zu werden, öffnete ich die Augen und fühlte mich lebendiger als zuvor. Unter mir sah ich den Meeresboden und viele kleine Pflanzen und Fische. Mit einer überraschenden Wucht zog mich etwas an den Handgelenken nach oben und als ich mich nach diesem Etwas umsah, wurde mir schwarz vor Augen.
Das letzte dass ich spürte, war ein warmer und hektischer Atem an meiner Wange, Meeresrauschen und die folgenden Worte.
-....Ich hab dich Freya, alles wird gut-....- Pablo, nimm sie mir bitte ab, mir geht die Kraft aus!..-...Pedro hat uns gewarnt!....-...
Panisch schreckte ich auf und sah mich um. Ich rieb mir den Schweiß aus dem Gesicht und versuchte meine Atmung in den Griff zu bekommen. Ich saß nassgeschwitzt auf meinem Sitzplatz im Bus und erkannte draußen in der ferne bereits das weite Blau des Meeres. Der Himmel färbte sich bereits ins orangene, was heißen musste, dass ich schon bald am Ziel ankommen würde.
Ich schluckte und fasste mir an die Stirn.
Verdammte Scheiße, was war das denn für ein Traum?________________________________
Hallöchen, ich bin auch mal wieder am Start..
Mir fehlt aktuell mit meiner Ausbildung einfach die Zeit zum schreiben, aber ich werde ab und zu neue Kapitel raushauen :)
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where are you?
Romance2. Teil von „who are you?" Als Freya aus dem Koma aufwacht, halten alle sie für verrückt, als sie von Milo erzählt. Dass sie sich das alles ausgedacht hat. Dass die Hirngespinste nach dem Autounfall mit ihrem Ex vollkommen normal sind. Dass sie in...