𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟚𝟞

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»Ich find' das so dämlich.« , sagte Elias, der neben Robin ging. »Warum treffen wir die zwei erst vor dem Kino, statt zusammenhinzugehen?«

»Die wollen halt, das es wie ein Date aussieht.«

»Ja aber holt man bei einem Date nicht das Mädchen zu Hause ab?« , fragte er weiter. »Ich meine, wird das nicht so in den ganzen Schnulzen gezeigt?«

»Musst du dir auch so etwas die ganze Zeit reinziehen?« , lachte Robin.

»Boah ja. Voll oft.«

»Obwohl, ich bin es gewohnt. Nia hat mich schon vor unserer Beziehung immer dazu genötigt.«

»Du stehst halt drauf, wenn das Mädchen das Sagen hat.«

»Quatsch.«

»Irgendwie schon.« Elias zuckte mit den Schultern, als er das sagte. »Nia ist halt ... sie hat ein starkes Temperament. Du bist eher ... so der ruhige Pol.«

»Gegensätze ziehen sich halt an.« Seine Schultern hob er nun ebenso an.

»Aber eigentlich heißt es ja, ein Junge nimmt sich meist ein Mädchen, das seiner Mutter ähnelt.«

Verstört blickte Robin ihn an. »Nia ist nicht wie meine Mutter!«

»Na ja, ich hab manchmal vor beiden Angst.«

»Du hast Angst vor meiner Mutter?« Das mit Nia ließ er mit Absicht mal beiseite.

»Nennen wir es mal Respekt. Nicht Angst. Deine Mutter hat manchmal einen Blick drauf, da weiß ich nicht, ob ich stramm stehen, mein Zimmer aufräumen oder ... den Fußboden ablecken soll.«

»Was?« Robin blieb stehen und sah seinen besten Freund mehr als verdutzt an. »Was laberst du?«

»Ja sorry. Sie hat halt so eine ... Ich-bin-der-Boss-Art an sich. Tu, was ich sage.«

»Das hört sich für mich echt falsch an.«

»Sorry. So hab' ich das nicht gemeint. Also nicht sexuell, sondern eher wie 'ne Rektorin, die ...«

»Boah Alter. Hör jetzt auf, über meine Mutter zu reden, oder mir irgendwelche Bilder in den Kopf zu schicken.«

»Sorry.« , entschuldigte Elias sich abermals. »Hab's echt nich' so gemeint.«

Robin blickte auf die andere Straßenseite. »Die sind noch gar nicht da.«

»Wundert dich das? Das eine Mal war einfach Zufall.«

»Nee, aber ...«

»Ey.« , unterbrach eine Stimme ihn, die ihm sehr wohl bekannt war.

Robins Kopf sah geradeaus.

Jenaro kam mit zwei Typen auf beide zu.

»Lass uns gehen.« , sagte Elias direkt, doch sein Freund blieb stehen. »Du musst hier keinem etwas beweisen. Lass uns gehen.«

»Nein. Ich bin kein Feigling.« Robin sah sich kurz um. Sie befanden sich auf einer Straße. Menschen gab es einige hier, obwohl es bereits dämmerte. Was sollte Jenaro da schon großartig tun?

»Heut ohne weibliche Hilfe?« , fragte dieser, als er bei ihm ankam.

»Ich benötige keine Hilfe.«

»Oh, wie süß.« Jenaro tätschelte Robins Wange, der seinen Kopf direkt wegzog. »Er denkt echt, er würde gegen mich ankommen.«

Die Jungs lachten.

»Willst du jedes Mal dieselben Sprüche reißen?« , kam über Robins Lippen, woraufhin er sich einen erzürnten Blick von Nias Ex einfing.

»Was findet sie an dir?« Er trat näher an ihn heran, doch Robin blieb weiterhin auf der Stelle stehen, während sein Freund ein wenig auf Abstand ging.

Die zwei Jungs positionierten sich plötzlich hinter Robin und binnen Sekunden hielt einer der beiden dessen Arme verschränkt hinter dem Rücken fest.

Kurz versuchte dieser, sich aus dem Griff zu befreien, doch Jenaro umpackte sofort seinen Kiefer feste. »Immer noch ein großes Maul?«

»Ich hab' keine Angst vor dir.«

Robin sah, wie Leute an ihnen vorbeigingen ... nur vorbeigingen. Niemand hielt an. Manche schauten kurz, aber keiner stoppte ab.

»Ey, lasst ihn los, okay?!« , sprach Elias.

»Was willst du?« Jenaro betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. »Hau besser ab, oder du bist der Nächste.«

»Verschwinde Elias.« , sagte Robin sofort.

»Aber ...«

Jenaro zückte unerwartet und plötzlich ein Messer.

»Hau ab.« , forderte Robin ihn nun lauter auf, während sein Blick auf die circa 6 cm Klinge gerichtet war.

Sein bester Freund sah nochmal zu ihm und rannte dann selbstkritisch über die Straße Richtung Kino.

»Hast du jetzt Angst?« , flüsterte Jenaro und strich sanft mit der Messerspitze über Robins Shirt in der Bauchgegend herum.

»Nein.« , antwortete er, obwohl er eine Menge Panik in sich verspürte, aber dies wollte er ihm nicht zeigen. »Ich bin hier nicht der Feigling. Das bist du.«

»Ich?« Jenaro lachte auf. »Und wie kommst du darauf?«

»Erstens, weil du nicht alleine gegen mich antrittst und zweitens, da du eine Waffe bei dir hast, statt dich mit Fäusten zu wehren.«

»Boah ... laberst du immer so viel?«

»Der nervt voll Jenaro.« , sprach sein Freund, der ihn nicht festhielt.

»Robin.« Nias Stimme schallte von der anderen Seite kreischend zu ihnen rüber.

Was dann geschah, lief bei ihm wie in Zeitlupe, jedoch zusätzlich wie mit einem Schleier bezogen mit einziehender Dunkelheit ab.

Er nahm zur Kenntnis, wie Nia über die Straße lief, obwohl Elias und Selina versuchten, sie noch festzuhalten.

Robin tat alles Mögliche, um sich loszureißen. Das Schreien vernahm er zusätzlich, als hätte ihm jemand mit Gewalt die Ohren zugehalten.

Viel später registrierte er, dass es teilweise sein eigenes Aufschreien war, was er vernommen hatte.

So richtig zu sich kam er jedoch erst, als wie aus weiter Ferne Elias auf ihn einredete. Laut, kreischend, völlig panisch.

Sein Freund befand sich nicht weit entfernt, er stand direkt vor ihm. Robin selbst kniete auf dem Boden.

Er konnte noch wahrnehmen, wie Jenaro mit seinen Jungs eilig wegrannte und es doch einen einzigen Mann gab, der einen Versuch startete, wenigstens einen festzuhalten. Was ihm nicht gelang.

Seinen verschleierten Blick, durch den er kaum etwas sehen konnte, hatte er, durch die Tränen, die seine Sicht trübten.

»Robin, der Krankenwagen ist unterwegs. Drück weiter drauf. Hast du gehört? Drück weiter.« Elias Stimme blieb schrill und laut.

Robin sah hinab auf seine Hände, die voller Blut waren und nickte wie in einem Zustand der Trance.

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt